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Samnaun

Samnaun: Bis in den Mai Skifahren, Wandern oder zollfrei Shoppen 

 

Samnaun

 

Unzählige Gipfel und endlose Hänge laden auf der Sonnenseite des Unterengadins im einstmaligen Schmugglerdorf ein

 

Von Gerd Krauskopf

 

Einfach verflixt schön hier in der kristallklaren Luft auf der Sonnenterrasse meines Hotels in Samnaun. Von hier aus genießen Tourismusmanager Bernhard Aeschbacher und ich bei einem Glas Rotwein die weiße Schneelandschaft und die Zacken der 3000 Meter hohen Gipfel, die sich rund um das Hochtal in den blauen Himmel recken. „Stolze sechs Monate dauert die SamnaunWintersaison hier bis Anfang Mai im Unterengadin, dem größten Skigebiet der Ostalpen des Winterparadieses der Silvretta Ski-Arena Samnaun/Ischgl. Und dann zeigt er mit Stolz und ausgestrecktem Arm auf die weltweit erste Doppelstock-Seilbahn — der Twinliner mit einer Kapazität von 180 Personen je Gondel — die nur einen Steinwurf von uns entfernt gerade ihre Fahrt aufnimmt. „Ohne langes Anstehen“, so schwärmt Freund Bernhard, „ist sie in sechs Minuten auf dem Alptrider Sattel mit 45 Bahnanlagen und 239 Pistenkilometern. Wobei die Samnaunsonnenreiche Südseite von Samnaun von den meisten Gästen bevorzugt wird“, schmunzelt er. „Unser Hochtal lebt von einem Miteinander von Natur und Zivilisation, von Lifestyle mit rund 40 Dutyfree-Shops des einzigen zollfreien Gebietes der Schweiz und der absoluten Ruhe“. So spiegeln auch die Winterwanderwege diesen Kontrast wider, erfahre ich. Da sind die Themenwege über Samnaun Dorf, die Talwanderung am vereisten Schergenbach oder der sonnenüberflutete Höhenweg zwischen Alp Trida und Alp Bella bei den Gästen beliebt. 

 

Nur die Fahrt zu einer dieser ersten Wintersportadressen, so halte ich ihm vor, ist recht abenteuerlich. Da meine ich die Anreise mit dem Bus von der Schweizer Seite aus im Gebiet von Martina nach Samnaun. Es sind dort drei einspurige Tunnel im 90 Gradwinkel, die 1912 für Pferdekutschen in den Berg gehauen wurden. So halten die Gästeneulinge in dem kleinen Bus Samnaundie Luft an, während der Busfahrer zentimetergenau an den scharfen Felskanten der Röhren vorbei steuert. Kommt den Autofahrern der Bus in den abknickenden Röhren entgegen, so müssen sie den Rückwärtsgang einlegen. „Die Tunnel, die von den Gästen liebevoll „Abenteuerstraße“ genannt werden“, so hält mir Bernhard schmunzelnd entgegen, „kann von deutschen Gästen aus über Landeck in Tirol vermieden werden. Von dort ist es nur eine Passstraße, die nach Samnaun führt“.

 

Während uns die wärmende Wintersonne auf unserer Terrasse im Stich lässt und hinter den Gipfelzacken verschwindet, verabreden wir uns für eine Schneeschuhwanderung an einem der nächsten Tage. Und so machen wir beide uns mit Schneeschuhen bewaffnet auf eine Samnaunbesonders schöne Tour. Dabei geht es von der Bergstation der Doppelstockbahn auf dem Alptrider Sattel in gut 30 Minuten leicht abwärts über den Winterwanderweg zum Restaurant Salaas. Hier treffen wir nochmals auf die Skifahrer, die mit den beiden Sesselliften Richtung Greitspitz und Idjoch transportiert werden. Ab hier geht der Winterwanderweg noch einige 100 Meter weiter bis zum Salaaser Eck, einem sanften Bergrücken. Hier öffnet sich uns der Blick in die scheinbar unendlichen Weiten des Ravaischer Salaas, wo es auf 2500 Meter Meereshöhe keine Skipisten gibt. Nur wir mit den Schneeschuhen und die unberührte Landschaft. Wir freuen Samnaununs über die Einsamkeit und Stille. Nur der Schnee knirscht unter den Auflageflächen unserer breiten Schneeschuhe, während wir breitbeinig laufen wie einst Westernheld John Wayne. Nicht einmal Spuren von Gämsen oder Steinböcken lassen sich ausmachen, „die verbringen den Winter lieber weiter unten im Samnauntal,“ erzählt Bernhard. Rundum genießen wir das majestätische Bergpanorama. Ambitionierte Schneeschuhläufer können bis auf den Gipfel des Salaaser Kopfs wandern, um von dort eine fantastische Rundsicht zu haben. Zu unserer Rechten der Grenzgrat zwischen der Schweiz und Österreich, und hinter uns zeigt sich der grandiose Weitblick auf die Ötztaler Alpen. 

Samnaun 

Was für ein alpines Lebensgefühl hier abseits der Piste in diesem Winterparadies. Für uns beide ist klar, dass der Salaas ein wahres Schneeschuhparadies ist. Es gibt keinen markierten Schneeschuhtrail und das Gelände kann frei begangen werden. Im Stimmungshoch treten wir dann den Rückweg an über das Restaurant Salaas und den Winterwanderweg zum Sattel, wo die Doppelstockbahn uns wieder ins Tal bringt.

 

Ein paar Ski- und Wandertage später besuche ich das Heimatmuseum und erfahre dort von Arno Jäger, dass die Geburtsstunde für Samnauner Landwirte bereits im 11. Jahrhundert schlug. Nach dem Zweiten Weltkrieg hat hier der Schmuggel in diesem zollfreien Gebiet angefangen. Einer der Schmuggler, der heute noch lebt, ist der neunzigjährige Albert Mangott, der zum Beispiel aus der Schweiz Nylonstrümpfe gegen kleine Zieglein tauschte. Diese SamnaunStrümpfe waren in den kriegsführenden Ländern sehr begehrt, da Nylon für Zelte und Fallschirme dringend benötigt wurden. Nur einmal, so weiß es Arno Jäger, ist Mangott bei der Begegnung im Gebirge mit der Gendarmerie verunglückt. Sein Freund und Begleiter konnte flüchten, Mangott sprang hinter einen Felsen und stürzte ab. Am nächsten Tag vermisste man ihn in der Kirche und sein Freund war erstaunt, dass er nicht anwesend war. So suchten ihn seine Familie und der Freund konnte die Stelle zeigen, wo sie der Gendarmerie begegnet sind. Schwer verletzt haben sie ihn dann gefunden und ins Spital nach Zams gebracht.

 

Wie ich dann an meinem letzten Urlaubstag wieder die wärmenden Sonnenstrahlen auf meiner Hotelterrasse genieße, erfahre ich von einem jungen Paar, das gerade vom Einkaufsbummel des einzigen zollfreien Gebietes der Schweiz mit rund 40 Dutyfree-Shops gut bepackt Samnaunzurückkommt, dass die Zigaretten locker die Hälfte billiger sind. „Mit Schmuck und Uhren“ — so erzählen sie, „machen die Geschäftsleute heute die größten Umsätze“. 

Ich dagegen erfreue ich mich in diesem Moment lieber an den Schneekristallen, die im Sonnenlicht auf der Holzbrüstung der Sonnenterrasse um die Wette glitzern. Dabei habe ich meine Liebe zum Winterwandern durch ein Wintermärchen mit meinen neuen Schneeschuhen entdeckt.Samnaun

 

Weitere Informationen:

 

Die Wintersaison in Samnaun dauert von Ende November bis Anfang Mai.

 

Anreise mit dem Zug bis Zürich. Von dort mit dem Zug nach Landquart. Weiter mit der Rhätischen Bahn bis Scuol-Tarasp. Von dort mit dem Postbus nach Martina, Cunfin und weiter in einen kleineren Postbus umsteigen (wegen alten, drei schmalen Tunnel) bis Samnaun-Ravaisch, Dorf.

 

Anreise mit dem Auto: Von München aus nach Landeck, weiter über Pfundss Kajetansbrücke nach Samnaun.

 

Weitere Informationen zu Winter-Erlebnissen sowie Unterkünften in Samnaun: Gäste-Information Samnaun, Tel. 004181/8618830, www.samanun.ch

 

Hoteltipp: Zum Beispiel Hotel Soldanella-Sonneck, Crestasweg 4, 7563 Samnaun-Ravaisch, Übernachtung pro Zimmer mit 2 Personen ab 160 SFr mit Frühstück, HP 30 SFr/Person, Tel. 004181/8615175, www.soldanella-sonneck.ch

 

 

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