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Georgien: "Kolga Tbilisi Photo"

Kultur in Georgien: Mit der Fotografie ab in die Zukunft – und zurück in die Vergangenheit

 

Georgien, Kolga Tbilisi Photo

 

Inmitten von Tradition und Moderne findet in Tiflis, dem „Paris von Asien“, das bedeutendste 20. Internationale Fotofestival „Kolga Tbilisi Photo“ im Kaukasus statt

 

Von Gerd Krauskopf

 

Wie an diesem wunderschönen Maiabend die Sonne nur knapp über den Altstadtdächern der georgischen Hauptstadt Tbilisi – Tiflis – steht, werden die alten charmanten Jugendstilhäuser neben den futuristischen Bauten glutrot angestrahlt. In diesem Moment steigt die gebürtige Georgierin Teona Gogichaishvili, die bereits über 25 Jahre in Köln lebt und die als Fotografin und Kunstpädagogin den Fachbereich Kunst in der Musik-und Kunstschule der Stadt Remscheid leitet, zu ihrer Mutter Lili und ihrem Bruder Gaga in den Wagen ein. Und während Georgien, Kolga Tbilisi PhotoGaga seinen Wagen durch den modernen Teil von Tbilisi und durch die verwinkelten Gassen der Altstadt vorbei an Karawansereien, Kirchen, Moscheen und Synagogen steuert, freut sich Teona auf ein Treffen mit ihren alten Freundinnen zu einem ausgiebigen Mittagessen. In ihre Geburtsstadt Tiflis ist die Fotodesignerin gekommen, da sie als Kuratorin beim international bedeutenden 20. Fotofestival „Kolga Tbilisi Photo“ mitwirkt.

 

Im Jahre 2010 hat Teona bei einem Auftrag einer Agentur in ihrem früheren Heimatland Georgien Bilder von „typisch georgischem Leben“ machen müssen. Dabei lernte sie Beso Khaindrava kennen. „Beso hatte im Jahr 2002 den Fotowettbewerb „Kolga“ ins Leben gerufen“, schwärmt Teona. „Und wir hatten beide sofort die Idee, diesen jährlichen Wettbewerb zu einem internationalen Festival zu machen“. So wurde Beso Khaindrava zum Festivalgründer und Teona Gogichaishivli die Mitgründerin.Georgien, Kolga Tbilisi Photo

 

Wieder zurück in ihrer Wahlheimat Köln warb die überaus agile Teona Gogichaishvili, die in der Kölner Fotoszene schon damals bereits bestens vernetzt war und heute stellvertretende Vorsitzende der Sektion Bild in der honorigen Deutschen Gesellschaft für Photographie (DGPh) ist, um Aufmerksamkeit für ihr neues Herzensprojekt in diesem gut 3500 Kilometer weit entfernten Land zwischen Großem Kaukasus und Schwarzem Meer. Dabei stieß sie in der Kölner Fotoszene auf großes Interesse und es entstand ein reger Austausch. Das war für das kaukasische Land eine Sensation und so wurde in der georgischen Tagesschau zur besten Sendezeit darüber ausführlich berichtet.

 

Georgien ist schon immer an Literatur und Fotokunst sehr interessiert. Im Sololaki-Viertel – das seinen Spitznamen „Paris von Asien“ wegen seiner prächtigen Jugendstilvillen mit kunstvollen Balkonen und den vielen klassizistischen Prachtbauten schon früh erhalten hat, waren  Georgien, Kolga Tbilisi Photoberühmte Schriftsteller und Fotografen fast heimisch. Vom außergewöhnlichen amerikanischen Schriftsteller John Steinbeck und seinem weltberühmten fotografierenden Kollegen Robert Capa ist überliefert, dass viele Russen nach der Sowjetisierung 1921 zu der Überzeugung gelangt sind, dass die meisten Russen hofften, nicht in den Himmel, sondern nach Georgien zu kommen.

 

Ein großes Wiedersehensfest mit vielen Trinksprüchen

 

Nach einigen Staus im Stadtverkehr hat der Bruder sein Ziel erreicht. Mit großer Wiedersehensfreude fallen sich Teona und ihre Freundinnen in die Arme und ein großes Fest nimmt mit brüderlichen Umarmungen Aller seinen Lauf. Denn georgische Feste haben es in Georgien, Kolga Tbilisi Photosich; sie brauchen keine weitreichenden Anlässe. Ein Wiedersehensgrund ist Anlass zum Feiern genug. Denn schließlich wird gerade der „Tag geteilt“ und das schon ist zusätzlich immer ein Fest wert. Während viele Hände das Mittagsmahl in der Küche vorbereiten, werden von den Freundinnen alte kaukasische Volkslieder bei der Küchenarbeit herzergreifend gesungen. Gehören sie doch alle dem Frauenchor „Qalau“ an, den Teonas Mutter leitet. Und die greift Georgien, Kolga Tbilisi Photodann zu einer Panduri, einer dreisaitigen gezupften Schalenlanghalslaute, und zwei Frauen beginnen in der Küche einen Frauentanz aus den Bergen. Später, am Esszimmertisch gilt die eherne Regel: Der Gastgeber als „Tamada“, als Trinkspruchgeber, führt die Unterhaltung. Dabei erfahren die aufmerksamen Zuhörerinnen von Teona viel über Deutschland und es gibt viele Anlässe zu Trinksprüchen.

 

Die Zeit verfliegt und Teona macht sich auf den Weg zurück zur Eröffnung des Fotofestivals, an dem sie bereits einige Tage als Kuratorin in Zusammenarbeit mit dem in Paris lebenden deutschen Galeristen Grégor Beltzig ehrenamtlich mitgewirkt hat. Erst aber heißt es Geduld zu Georgien, Kola Tbilisi Photohaben im wuselnden Verkehr mit vielen Staus in einer Stadt, die bereits eine bewegte Vergangenheit hinter sich hat. So pries sie bereits Marco Polo im 13. Jahrhundert als „herrliche Stadt“ am Knotenpunkt mehrerer Karawanenrouten wie der berühmten Seidenstraße.

 

Große „Kolga Tbilisi Photo“ Eröffnungsfeier

 

Am Abend dann ein fulminanter Start des 20.Internationalen Fotofestivals „Kolga Tbilisi Photo“ in einer riesigen, verlassenen Fabrikhalle mit professioneller Vorbereitung inmitten einer unglaublichen Fülle von engagierten, originellen, ergreifenden Bildern und Foto-Essays. Über den riesigen Zuspruch mit prominenter Begleitung und großem Presseinteresse freuen sich besonders Festivalgründer Beso Khaindrava und Kuratorin Teona Gogichaishivli, die auf der Bühne am Mikrofon die diesjährigen Gewinner bekannt gibt. Unter ihnen ist der georgische Georgien, Kolga Tbilisi PhotoFotograf Mikheil Kurdadze, der zusätzlich zu seiner Auszeichnung von georgischer Seite nach Deutschland eingeladen wird, um in Remscheid in der Galerie der SPD eine Fotoausstellung gemeinsam mit dem Autor dieses Artikels zu machen. Der gebürtige Georgier wird die künstlerische Seite mit seinen Fotos in Remscheid belegen, wobei der Autor Georgien präsentieren wird, um dem heimischen Publikum bei einem typisch georgischen Abend bei der Ausstellungseröffnung das Land näher zu bringen.

 

Große Fotoausstellungen in der gesamten Stadt

 

So sind es diesmal um die 50 internationale Fotografinnen und Fotografen, die ihre Werke in über 15 Ausstellungen im gesamten Stadtgebiet für eine längere Zeit einem Publikum mit freiem Eintritt zeigen. Es sind, in den besten Beispielen, Reportage-Reisen in die Seelen von Georgien, Kolga Tbilisi PhotoStädten, Landschaften und Menschen. Unter den Werken der ausstellenden Fotografen ist zum Beispiel die französische Fotografin Lara Micheli, die ihre Fotokunst gemeinsam mit ihrem prominenten Mann, dem bekannten französischen Schriftsteller und Schauspieler Frédéric Beigbeder einem großen Publikum vorstellt. 

 

Unter dem Titel „Ruhm der Ukraine!“ fallen die Fotos der Gruppenausstellung ukrainischer Fotografen auf. Die von Projektleiterin Kristina Shestak zusammengestellten Fotos zeigen schonungslos den unerwarteten, heimtückischen und unglaublich grausamen Krieg, der das Böse verkörpert von einer russischen Armee, die Krankenhäuser, Schulen, KindergärtenGeorgien, Kolga Tbilisi Photo und kulturelles Erbe zerstört. Der russisch-ukrainische Krieg hat die ganze Welt verändert. Diese Fotos gehören jetzt schon zum historischen Gedächtnis in Europa. Sie sorgen für große emotionale Wucht und ohnmächtige Wut beim Betrachter. Die Fotos zeigen Ereignisse, die nie vergessen und nie wiederholt werden dürfen.

 

 Selbst National Geographic Georgia ist mit starken Fotos von Prozessionen maskierter bulgarischer Maskentänzer vertreten, die zum UNESCO-Weltkulturerbe zählen. Sie kleiden sich in Kostüme aus Tierhaaren, tragen gruselige Masken und Gürtel mit übergroßen Glocken und Georgien, Kolga Tbilisi Photoreisen durch das Land, um böse Geister zu vertreiben. Dies ist einer der mystischsten bulgarischen Bräuche und sehr farbenfroh. Der bulgarische Fotograf Ivo Danchev, der seit Jahren für National Geographic arbeitet, hat Bulgariens Kukeri ein besonderes Projekt mit dem Titel „Zwischen zwei Welten“ gewidmet.

 

Auch der in Bern geborene Fotograf Michael Graffenried stellt Menschen in New Bern, einer Kleinstadt in North Carolina vor, den sein Urgroßvater einst gegründet hat. Bei seinen sechzehn Georgien, Kolga Tbilisi PhotoBesuchen der 30 000 Einwohnerstadt stellt er weder übertriebene Kompositionen noch flüchtige Momentaufnahmen, sondern komponiert geduldige Alltagsbilder, die Verständnis und kein Urteil über seine Motive der dort lebenden Menschen verschiedener Rassen zeigen.

 

Weit in die künstlerische Zukunft der Fotografie geht Sandro Sulaberidze mit seinen Bildern „Exotischer Augenbeobachter“. Seine Bilder sind Ergebnisse optischer Experimente. Georgien, Kolga Tbilisi PhotoSelbstgebaute Kameras und die Fotos, die sie machen, sind eine Form der Dekonstruktion von Informationstechnologie. Seine Arbeit konzentriert sich auf die Bedeutung von Licht, Wahrnehmung und Informationsfluss. 

 

Hier zeigt sich, dass sich „Kolga“ in der internationalen Fotoszene längst einen Namen gemacht hat. „Das spiegelt sich unter anderem auch darin wieder“, freut sich Teona, „dass das MOMA — Museum of Modern Art — in Tiflis uns wieder Ausstellungsräume zur Verfügung stellt. Hier werden von Enkel Guram Shavdia Werke des verstorbenen Großvaters Guram Tikanadse vorgestellt. Die Aktivitäten des georgischen Alpinisten und Fotografen fielen in die Zeit des Georgien, Kolga Tbilisi Photosogenannten Chruschtschow-Tauwetters, als junge Fotografen bewusst die Regeln der inszenierten Fotografie ignorierten und die Reportagefotografie mutig vorantrieben. Guram Tikanadze hat durch die Schaffung einer bestimmten kulturellen und genetischen Tradition einen großen Beitrag zur Entwicklung der georgischen Fotografie geleistet. Seine Werke wurden regelmäßig in verschiedenen georgischen und internationalen Publikationen veröffentlicht.

 

„Dabei ist auch das diesjährige Fotofestival Kolga Tbilisi Photo 2022“, so freuen sich Festivalgründer Beso Khaindrava und Mitbegründerin und Teona Gogichaishivli, „nicht vom Marktdenken infiziert, sondern es zählt die Freude an der Fotografie.“ Der große Besucherandrang und die sehr gute Pressebegleitung bestätigt den Veranstaltern, dass sie sich auf das nächste Fotofestival im kommenden Jahr schon jetzt wieder freuen können.

 

Weitere Informationen:

 

Über das internationale kaukasische Fotofestival „Kolga Tbilisi Photo“: https://kolga.ge

 

Georgian National Tourism Administration, Postadresse: 4 Sanapiro st., 0105 Tbilisi, Tel.: 00995/322436999, www.tourismus.de/asien/georgien/fremdenverkehrsamt/ 

 

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