Romantische Momente
in
Schlosshotels & Herrenhäusern
„Einen Tag ungestört in Muße zu verleben,“ so sagen die alten Chinesen, „heißt, einen Tag lang unsterblich zu sein.“ Da setze ich noch eins drauf und möchte mich auf meiner Schlosshotel-Reise durch Ungarn unsterblich fühlen.
Und diese Reise beginnt bei allerherrlichstem Maiwetter in Wien mit einem Tag ohne Planung, ich lasse ich mich einfach nur treiben bis zum nächsten Mittag.
Da geht’s nach einem ausgiebigen Brunch mit ein paar guten Freunden in Ruhe los. Und so rollt der Wagen dann durchs Burgenland, wo in Klingenbach die Grenze zu Ungarn mit einer dort erworbenen Vignette für künftige Schnellstraßen überschritten wird.
Am Auge ziehen jetzt hier im Nordwesten in der pannonischen Tiefebene weite Felder und kleine Hügellandschaften vorbei. Leuchtend gelbe Rapsfelder und große Wälder lassen so gar nichts von Puszta aufkommen. Und je weiter wir in das Land mit den unaussprechlichen Ortsnamen und den hübsch gestrichenen kleinen Einfamilienhäusern und den aufgeräumten Vorgärten hinein kommen, werde ich mehr und mehr von diesem Land vereinnahmt. Freue mich darüber, dass wir die altbekannten Zentren wie Budapest und Balaton nur auf den Fernstraßenschildern ausmachen. Wir hingegen wollen hinein in ein Land, wo die Landwirtschaft noch weites Revier hat, womit Küche und Keller gut versorgt werden.
In einem dieser unaussprechlichen Dörfchen mit Namen Röjtökmuzsaj, gut 20 Kilometer von Sopron entfernt, ist dann auch unser erstes Ziel, Schlosshotel Szidónia, erreicht. Da fahren wir stilvoll durch das Schlosstor, Kieselsteine knirschen leise unter den Reifen und die freundliche Schlossherrin Marta Derry öffnet mit einem Lächeln in den Augen unsere Wagentüren. Schöner kann Ankommen nicht sein.
Einen echten Wow-Effekt entlockt mir dann auch das vornehme alte Gemäuer, das eine überaus behagliche Atmosphäre mit dem Flair altehrwürdiger Zeiten vermittelt. Für lang anhaltende Erholung sorgt
nicht nur der moderne Innenpool, sondern auch die Schönheit des 7 Hektar großen Schlossgartens mit dem uralten Baumbestand. Dazu kommt die Sonne, die den azurblauen Himmel erhellt und der Duft des Gartens. All das lässt Sorgen davon schweben und Träume Wahrheit werden.
Dies ist auch erklärtes Ziel vom jungen Chefkoch Károly Váradi, der nicht nur kreativ, sondern auch mit frischen, gesunden Produkten von heimischen Bauern kocht. Und da ist noch eine Besonderheit, die man sich im Schlosshotels Szidónia ausgedacht hat. So haben sie zahlreiche Kochbücher aus längst vergangenen Zeiten gewälzt und geschichtlich-kulinarische Kreationen vom Biedermeier bis zur Gegenwart zusammengestellt. Und jetzt befinden wir uns kulinarisch in der Zeit nach der Revolution (1850-1870), als Gut und Keller unerschöpflich reich gefüllt gewesen sein müssen.
Bevor es jedoch zu den kulinarischen Höhepunkten dieser außergewöhnlichen Küche geht, erfahren wir noch Spannendes bei einem Aperitif von der Schlossherrin. Nicht nur, dass dieses ehrwürdige Gemäuer in einer Nacht vier mal verspielt worden ist, auch hat Verseghy Nagy Elek, ehemaliger Botschafter im Vatikan, aristokratische Flüchtlinge hier in diesem Schloss versteckt und ihnen somit zur Flucht verholfen.
Und dann ist es soweit, eine unverfälschte Küche mit besonderen Spezialitäten lässt uns in der Orangerie zu Tisch schreiten. So kredenzt man eine Hétszölö Tokaji Szamorodni, eine Gänselebercreme Brulee mit Fliederblüten, Salat und Himbeer-Essig Dressing.
Es folgt eine Braune Suppe und von einem Wollschwein aus Mangalitza hat der Chefkoch Chateau Szidónia, Jungfernbraten mit Bärlauch und Spargel, angerichtet, wozu er eine köstliche Paprikasauce reicht.
Zum krönenden Abschluss wird Vincellér Soproni Zenit, Königpalatschinken mit duftenden Erdbeeren, gereicht.
Nach weiteren Köstlichkeiten auch an den nächsten erholsamen Tagen steht dann der Aufbruch bevor und wir fahren eine gute Stunde Richtung Nordwesten, nach Héderváry bei Györ, wo wir unser zweites Schloss ansteuern. Hier hatte man uns gesagt, dass es das schönste, erhaltene Renaissance-Schloss Ungarns sein soll.
Mit dieser Vorfreude erreichen wir die wunderschöne Landschaft der Szigetköz, eine Schüttinsel, die von unberührten Armen der Moson Donau, den Seitenarmen der Donau, durchzogen ist.
Wie wir dann durch den kleinen Ort fahren, steht auf einmal das prächtige Schlosshotel Héderváry gewaltig inmitten uraltem Baumbestand vor uns.
Ich trage mein Gepäck aufs Zimmer und stöbere erst einmal neugierig durchs Schloss. Stehe staunend im großen Jagdsaal und flaniere weiter zum Salon Sala Terrena, der mit Fresken reich geschmückt ist. In der barocken Hauskapelle der Grafen Héderváry, deren Familienzweig bereits im 17. Jahrhundert ohne Erben geblieben ist, verweile ich lange.
Alleine der 9 Hektar große englische Park mit seinem Jahrhunderte alten Baumbestand könnte Bände von längst vergangenen, glorreichen Zeiten erzählen. Wie die zum Beispiel vom berühmten Familienmitglied Dezso, der 1338 im Feldzug von Havasalföd seine Kleidung mit König Karl Robert getauscht und dadurch das Leben des Königs gerettet hat.
Heute leitet dieses 470-jährige herrschaftliche Anwesen Bartha Sándor, der dann auch an diesem Mittag auf der festlich gedeckten Terrasse zu internationaler und ungarischer Küche mit erlesenen Weinen aus seinem Keller zu Tisch bittet. Dabei trägt man würdevoll die von Chefkoch Tibor Torma und seinem Team angerichtete Asparagus Cremesuppe mit Bacon auf, gefolgt von würzigen Hühnerbrustrolladen mit Zucchini, die mit Karotten gefüllt und mit warmem Bohnensalat bereichert sind. Und zum köstlichen Dessert wird in Weißwein geschmorte Birne mit Joghurt-Mousse und gedörrte Zimtpflaume gereicht.
Zur Verdauung hat dann Ferenc Rácz für uns eine Auswahl von 6 Obstbränden parat, die er in der heimischen Brennerei mit drei Mitarbeitern destilliert. Da ich mich nicht entscheiden kann, lässt mich Tochter Rubina von allen kosten, wobei mein Favorit der Quittenbrand wird.
Während wir nach dem Essen den Kaffee genießen, macht uns Pferdegetrampel vor dem Schloss neugierig. Und so stehen Roxy und Dorka mit ihrem Besitzer Szabo Miklos auf der Schlosseinfahrt bereit, uns durchs Dorf Héderáry zu kutschieren. Seit 12 Jahren betreibt der stolze Besitzer von vier
Pferden dieses Hobby. Zuerst einmal traben Roxy und Dorka dann auch zu einer 850 Jahre alten Eiche, die im Frühlingssturm des Jahres 2007 von einem Blitz getroffen wurde und von der nur noch ein mächtiger Torso mit einem grünen Arm übrig geblieben ist.
Weiter gehts vorbei an vielen schönen Einfamilienhäusern, deren Besitzer, so höre ich, im benachbarten Wien (1 Autostunde) oder hier bei den Firmen Audi und Siemens arbeiten.
Wie wir uns dann nach gemütlicher Fahrt durch herrlichen Maiwald auf einem Offroad-Gelände am Pferdewagen krampfhaft festhalten müssen, steuert Szoba den Kont-Baum an. „Hier stand einmal eine mächtige, graue Pappel,“ und dabei hält er seine beiden Handballen zur Blutsbrüderschaft zusammen. „Unter der haben die Adeligen im 14. Jahrhundert bei der Auflehnung gegen den König Treue geschworen. Das endete nach furchtbarem Gemetzel tragisch. Der König ließ 32 Adelige hinrichten.“ Und während er uns das erzählt, steigt er mit je einem Bein auf die Rücken von Roxy und Dorka und zeigt uns, wie tollkühne Reiter peitschenknallend über die Puszta jagen.
Da fällt ein Aufbruch schwer. Zurück auf österreichischem Boden wird er uns aber im „Winzerkönig-Dorf“ Rust versüßt mit einem ausgezeichneten Mittagsmenü im Gourmetrestaurant von Mooslechners Bürgerhaus. Und nach einem herrlichen Bootsausflug auf dem Neusiedlersee endet unsere Schlosshotelreise in Wien bei meinem alten Freund Otto Ernst Wiesenthal in seinem Herrenhaus Altstadt Vienna unweit der Hofburg und der prachtvollen Ringstraße Wiens. Seit über zwanzig Jahren zählt es zu den Aushängeschildern der Wiener Hotellerie. Dabei präsentieren sich seine Classic Zimmer und Junior-Suiten individuell und liebevoll mit vielfältigen Kunstobjekten und persönlichen Noten. Gestaltet sind sie überwiegend in diesem mehr als hundert Jahre alten Patrizierhaus von Stararchitekt Matteo Thun.
Mit Otto Ernst Wiesenthal sitzt denn auch am letzten Abend die kleine Gruppe urgemütlich beim Heurigen in Nussdorf zusammen und lauscht den uralten Liedern von Hans Moser, die Pepi und Norbert gekonnt nachsingen. Und da ist es wieder, das Gefühl von der Unsterblichkeit.
Gerd Krauskopf
Infos:
Allgemeines über Schlosshotels & Herrenhäuser:
Wir freuen uns, Sie bei uns begrüßen und verwöhnen zu dürfen, Sie werden begeistert sein!
sagt:
Max Eidlhuber
Präsident im Namen aller Gastgeberfamilien der Schlosshotels & Herrenhäuser
Schlosshotels & Herrenhäuser, Moosstrasse 60, 5020 Salzburg, Tel: 0043 / (0) 662 / 83 06 81 41,
Herrenhaus Altstadt Vienna:
www.altstadt.at
Schlosshotel Szidónia: in Ungarn
www.schlosshotels.co.at/szidonia
Renaissance-Schlosshotel Héderváry: in Ungarn
www.schlosshotel.co.at/hedervar
Mittagessen:
Wir haben sehr gut gegessen im Schlosshotel Mooslechners Bürgerhaus in Rust/Burgenland
www.hotelbuergerhaus-rust.at in
Obstbrände:
Ferenc Rácz, www.szigetkozpalinka.hu