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Rio Tambopata

Peru:

Der Rio Tambopata schlängelt sich durch den Dschungel des Amazonasgebietes

 

Peru, Rio Tambopata

 

Dort leben vom Aussterben bedrohte Arten wie der Jaguar, der Schwarze Kaiman und die Riesenotter, die neben vielen anderen exotischen Tieren bei Dschungelführungen großes Urwaldszenario bieten

 

Von Gerd Krauskopf

 

Wenn an diesem sternenklaren Abend an der Flussbiegung des braunen Rio Tambopata im Amazonas-Regenwald die Mimosenbäume ihre Blätter einrollen und das Kreuz des Südens die Himmelsrichtung bestimmt, rundherum die rabenschwarze Nacht nie gehörte TiticacaseeDschungelstimmen freigibt, wandern die Gedanken weit hinauf zu den Ufern des Titicaca-Sees, zu Edwin, dem gebildeten Vollblutindianer mit seinem blau-schwarzen, langen Zopf bis fast zum Po. Dabei führte er mich auf dem mit stolzen 3820 Metern höchstgelegenen schiffbaren See der Welt zu den schwimmenden Inseln aus Toturabinsen, auf dem die Urus, die Ureinwohner, seit Generationen in Häusern aus diesen Binsen wohnen. Und an die Trekkingtour am Titicacasee, Titicacaseedem Reserva National del Titicaca, auf der ich ob des niedrigen Sauerstoffgehaltes mit offenem Mund an den Steigungen in den Anden auf guten 4000 Metern hoch gehechelt bin. Dafür wurde ich aber auf den Höhen mit grandioser Aussicht auf langen Pausen belohnt.

 

Heftige, unbekannte Tierschreie hoch über mir in den Baumkronen reißen mich aus meinen Träumen hier mitten im Garten Eden unseres Planeten. Ich vermute, dass es Faultiere sind, die mit ihren langen Krallen jetzt in tiefdunkler Nacht Früchte, Blätter und Triebe fressen, während sie tagsüber faul an Ästen hängen.

 

Dabei bin ich vor ein paar Tagen mit dem Flieger in Puerto Maldonado auf dem Padre Aldamiz International Airport gelandet und bei knallblauem Himmel und guten 30 Grad dem klimatisierten Flieger entstiegen. Sofort kuschelte sich die ungewohnt feuchte Luft wie ein Umhang um mich. Ein Guide von meiner gebuchten "Explorer's Inn Lodge" im Tambopata Nationalpark erwartete mich bereits und so ging es ohne Besichtigung der Stadt, die durch Goldfunde berühmt geworden ist, zum Rio Madre, wo mich ein Langboot in einer gut dreistündigen Fahrt zum Rio Tambopata und meiner Lodge brachte.

Peru, Rio Tambopata 

Und jetzt, ich habe mich in der Zwischenzeit gut an Hitze und Feuchtigkeit gewöhnt, sitze ich wie jeden Abend bei Petroleumlicht auf der Holzveranda meiner Lodge fernab jeglicher Zivilisation. Da verschwindet auch das Netz der Pfade und damit ein Heer von exotisch bunten, großen Schmetterlingen und Vögeln. Welch ein Urwaldszenario! Jetzt schleicht wieder der König des Dschungels, der vom Aussterben bedrohte Jaguar durchs Unterholz, dessen frische Spuren am Vortag am Boden zu sehen waren. Da hallt noch das heisere, krächzende Rufen des braungefiederten Urvogels Hoatzin mit dem stolzen Federkrönchen am Kopf von den Baumwipfeln im Ohr.

 

Ich hatte von schwarzen Kaimanen gehört, die allabendlich scheinbar träge im Uferwasser liegen. Und die wollte ich natürlich unbedingt sehen. Und so fuhr ich vor ein paar Tagen in sternenklarer Nacht – bewaffnet mit einer Stirnlampe – und weiteren Gästen der Lodge mit einem kleinen Holzboot hinein ins Ungewisse. Bei langsamer Fahrt wurde uns von unserem Guide Ollin eingetrichtert, dass wir beim Fotografieren der gut 1,50 Meter langen Unterfamilien der Krokodile ja nicht die Bootsseiten wechseln sollen. Dabei könnte das Boot kentern und wir ein willkommener Abendsnack der Alligatoren sein.

 

Peru, Rio Tambopata 

Und dann, es sind wartende Minuten irgendwo bei langsamer Fahrt in Ufernähe vergangen, reflektieren plötzlich ganz unscheinbar zwei rote Punkte auf dem Wasser, die vom Lichtkegel des Handscheinwerfers von Ollin getroffen sind. Wie der Lichtkegel dann die weitere Wasseroberfläche absucht, werden es immer mehr Augen, die scheinbar gelangweilt auf der Wasseroberfläche ruhen. Lange schauen wir uns die schwarz glänzenden Schuppenpanzer dieser Reptilien an, die im Dunkel des Nachthimmels und im Schwarz des Wassers perfekt getarnt sind. Ihre Speisen sind Welse, Piranhas, Schildkröten und Wasserschweine. Wir entspannen uns nach ausgiebigen Fotos wieder und erfreuen uns der exotischen Tiere, die uns gar nicht so groß und gefährlich erscheinen. Doch wer jetzt ins Wasser fällt, hat sein Todesurteil unterschrieben. 

 

Natürlich ist niemand ins Wasser gefallen und so macht sich die kleine, wild zusammengewürfelte Gruppe der Lodge gut ausgeschlafen am nächsten Morgen zu einem Dschungeltrekking auf dem "Main Trail" zum Cococacha-See auf, um die vom Aussterben bedrohten Riesenotter vielleicht zu Gesicht zu bekommen. Aufgrund der übereifrigen Jagd ist er eines der am stärksten gefährdeten Tiere des Amazonas. Hier, so sagte man uns, hätten wir die besten Chancen, das tagaktive Tier zu sehen. 

 

Peru, Rio Tambopata 

Bei dieser abenteuerlichen Urwaldexkursion, bei der der salzige Schweiß nicht mehr von den Lippen weicht, sind wir froh darüber, dass es lange nicht geregnet hat. Sonst würden wir auf diesem Pfad im Schlamm versinken. Dabei liegt unser Dschungel-Pfad noch im Dunkeln, denn die Baumriesen lassen die gerade aufgegangene Sonne nur spärlich durch.Während unzählige Vögel mit ihrem Gesang den neuen Tag begrüßen, im Unterholz ein Aguti – eine Unterordnung der Stachelschweinverwandten – unterwegs ist und sich irgendwo im Dschungel Brüllaffen melden, erreichen wir – mit vielen Wasserpausen und Beobachtungen – nach gut zwei Stunden den Cococacha-See, auf dem noch Morgennebel wabert.

Cococacha-See 

Ein Motorboot steht für uns bereit und wir fahren langsam am Ufer entlang; erspähen Reiher und Kormorane, die noch auf Bäumen sitzen. Unser heutiger Guide Ninan deutet auf eine Palme, an der – wie an einer Kette aufgereiht – Fledermäuse hängend schlafen. Und dann, es geht blitzartig, zeigt Ninan auf Bewegung im Wasser. Wir sehen einige massige Raubtierkörper, hören ein kurzes Bellen –  was laut Ninan als Alarmsignal verwendet wird – und dann sind sie mit ihren langen Schwänzen blitzartig unter Wasser. Sie jagen, so erfahren wir, nach Wasservögeln, Mäusen und Fischen. "Gejagt," so erzählt es Ninan, "wird in der Gruppe. Dabei treiben sich die Mitglieder einer Ottergruppe die Fische gegenseitig zu."

Peru, Rio Tambopata 

Viele Stunden später wieder zurück auf der tropisch-feuchten Terrasse, kreisen die Gedanken bei einem kühlen Bier um unsere abenteuerlichen Touren hier im Tambopata Dschungel. Um die Aras, Affen, Reptilien und die blitzschnell abtauchenden Riesenottern. Unvergesslich sind die Schwarzen Kaimane bei unserer nächtlichen Bootstour, die mit ihren wachen Augen auf der Wasseroberfläche bestimmt darauf gelauert haben, dass unser Boot durch unvorsichtig neugierige Eindringlinge in ihr Reich umkippt und sie einen willkommenen Abendsnack bekommen.  Hier, in einer sternenklaren Nacht an der Flussbiegung des Rio Tambopata im Amazonas-Regenwald.

 

Weitere Informationen:

 

Empfehlenswerte Unterkunft: Explorer’s InnLodge,Tambopata National Reserve - Puerto Maldonado - Madre de Dios – Peru, www.explorersinn.com, Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein! , Tel: 0051 984 120 313

 

Anreise zum Tambopata-Nationalpark:

Die schnellste Möglichkeit, zum Tambopata National Reserve zu gelangen, ist der Flug von Limanach Puerto Maldonado mit der Airline LATAM. Hin- und Rückflug kosten etwa 100 USD.

Wer dagegen mehr vom Land sehen oder einen Zwischenstopp einlegen möchte, oder sich sowieso schon im Süden Perus befindet, kann auch bis Cuzco fliegen und von dort aus mit dem Bus nach Puerto Maldonado weiterfahren. Die nächtliche Busfahrt dauert etwa zehn Stunden. Sie ist bedeutend günstiger als der Flug und natürlich ursprünglicher.

 

Klima und Reisetipps:

Das Gebiet, in dem der Tambopata-Nationalpark liegt, wird grob von zwei Jahreszeiten beherrscht: der warmen Regenzeit und der kühlen Trockenzeit. Letztere macht sich vor allem im Juni und Juli durch kalte Winde und Temperaturen um die 10°C bemerkbar.

Doch auch die Regenzeit von Dezember bis März ist nicht der beste Reisezeitpunkt, da viele Wege dann nicht passierbar sind. Besuchen Sie das grüne Jewel Tambopata National Reserve am besten vor oder nach der Regenzeit, wenn es noch warm ist, die Landschaft aber trocken.

 

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