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David Vann

 

David Vann

Im Schatten des Vaters

Roman, 185 S., erschienen 2011 im Suhrkamp Verlag Berlin

aus d. Engl. von Miriam Mandelkow

ISBN 978-3-518-42229-8, € 17,90

 

 Die dem Roman zugrunde liegende Story ist eine amerikanische: ein Vater will mit seinem 13-jährigen Sohn aus erster Ehe ein Jahr in der Wildnis Alaskas leben – hierzulande undenkbar, dort aber durchaus möglich.

Der Vater Jim – von Beruf Zahnarzt – hat zwei gescheiterte Ehen hinter sich, kommt mit seinem Leben nicht mehr zurecht und will in diesem Auszeit-Jahr zur Ruhe kommen. Er kauft ein Grundstück mit einer baufälligen Blockhütte, nimmt alles an Ausrüstung mit, wovon er denkt, dass sie es brauchen würden und lässt sich mit seinem Sohn per Wasserflugzeug dort hinbringen. Die einzige Verbindung zur Außenwelt ist das Funkgerät.

 

Der Leser ahnt schon nach wenigen Seiten die Schwierigkeiten, in die Vater und Sohn geraten werden. Roys Mutter hatte von Anfang an Bedenken: Jims Voraussagen hätten sich selten bewahrheitet. Dennoch lässt sie ihren Sohn selbst entscheiden, ob er mit dem Vater, den er kaum kennt, das Abenteuer wagen will. In knappen Sätzen erfahren wir den Fortgang der Ereignisse. Bald muss Roy erkennen, dass er seinen Vater nicht versteht. Dessen nächtliches Weinen wirkt verstörend auf den Sohn, seine Mitteilungen können von Roy nicht eingeordnet werden: „… Ich weiß, dass ich nicht alleine bin, wimmerte er. Ich weiß, dass du hier bist. Aber trotzdem bin ich allein. Ich kann es nicht erklären. ….Roy wusste nicht, wie es sein konnte, dass er hier war und für seinen Vater trotzdem nicht da zu sein schien.“ Die beiden können sich nicht näher kommen; weder hat der Vater eine Vorstellung über den Entwicklungsstand seines pubertierenden Sohnes noch kann der Sohn erkennen, wohin der Vater in Gedanken abzudriften scheint. Unentwegt arbeiten sie an der Hütte und  für den notwendigen Wintervorrat. Einsamkeit und Hoffnungslosigkeit breiten sich aus und man ahnt das Hereinbrechen einer Katastrophe, die trotz  dieser Ahnung ein Schock ist.

David Vann beschreibt in einfachem, gradlinigem, berichtendem Stil die Ereignisse in ihrer Abfolge und lässt den Leser das Psychogramm der handelnden Personen selbst erkennen. Man darf selbst darüber nachsinnen, was richtig und falsch ist; Gefühle unterschiedlichster Art bemächtigen sich des Lesers, der das Geschehen in seiner zwingenden Abfolge bis zum Ende nachvollzieht. Vann lässt uns zurück mit Fragen nach Voraussicht und Verantwortung füreinander und danach, wann diese von wem zu stellen sind. Ein bemerkenswertes Buch.

18.07.11/GBW

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