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Antarktis

Expeditionskreuzfahrt in die Antarktis: Faszination des eisigen Kontinents

Antarktis

Eine Schiffsreise zum weißen Ende der Welt ist für viele Naturfreunde ein Lebenstraum. Sensibel durchgeführt kann sie das Bewusstsein um die Gefährdung der Region schärfen und biologisches Wissen mehren. Dafür sorgen fundiert ausgebildete Naturwissenschaftler an Bord.

 

Text Uwe Junker

Fotos Uwe Junker und Ted Gatlin

 

 Eine Expeditions-Kreuzfahrt mit einem der Hybridschiffe von Hurtigruten gilt als die derzeit umweltfreundlichste Variante, um die Faszination des eisigen Kontinents Antarktika zu erleben. Albatrosse, Sturmtaucher, Delfine und Wale begleiten die Fahrt. Bei eisig-verschneiten Landgängen beobachten müde Robben die Besucher, während Pinguine ihnen neugierig entgegen watscheln oder rutschen. Kompetenz und Einsatzfreude des Expeditions- und Wissenschaftsteams an Bord beeindrucken.

 

Antarktis

Ushuaia

Früher fanden nur Gescheiterte und Ausgestoßene den Weg in die südlichste Stadt des Kontinents. Heute lockt eben diese Grenzlage all jene an, die den Nationalpark Feuerland besuchen oder ans wirkliche Ende der Welt, die Antarktis gelangen wollen. Uns bleibt vor der AntarktisEinschiffung auf der Fritjof Nansen einen halben Tag Zeit, einige der Höhepunkte des Nationalparks Tierra del Fuego zu erkunden: Wir genießen die stille Weite des Acicami-Sees vor beeindruckender Bergkulisse,  besuchen neugierig beäugt von Wasservögeln eine kleine Kapelle an der Bahía Lapataia am Beagle Kanal,  wo die Nationalstraße endet und holen uns am südlichsten Postamt der Welt den obligatorischen Stempel ab.Antarktis

 Drake Passage – Blick auf den Horizont und durch

Schon beim Frühstück müssen wir uns mit unseren kleinen hautfarbenen Scopolamin-Pflastern gegen Seekrankheit hinter dem Ohr nicht als Außenseiter fühlen wie der neugierige orientierende Blick auf Mitreisende am Buffet verrät. Die Drake-Passage, jene Meeresenge zwischen Antarktis und Kap Hoorn ist bei Berufs-Seeleuten und Kreuzfahrern gleichermaßen gefürchtet. Ja, die See ist bewegt, aber die Passage erweist sich als weit weniger unangenehm als erwartet – auch wegen der offenbar sehr effizienten Stabilisatoren der Fritjof Nansen. So gelingt die Tierbeobachtung von Bord fast ohne Beeinträchtigung: Zunächst begleiten uns dunkle Sturmtaucher die bald von Sturmschwalben abgelöst werden. Deren Schwingen sind weit größer als die ihrer kontinentalen Artgenossen. „Backbord seht ihr Antarktis-Walvögel.  Die Antarktiserkennt ihr an dem großen schwarzen W auf Flügeln und Rücken“, erklärt Vogelkundler Manuel aus Spanien, der an diesem Morgen als Guide an Bord Dienst tut. Wir sind fasziniert vom stillen Flug der Albatrosse, die sich mit ihrer Flügelspannweite von bis zu drei Metern von den Winden Antarktistragen lassen.  Im Laufe des zweiten Tages in der Drake Passage mehren sich die Kaptaucher, die Kormorane kehren zurück –der eisige Kontinent ist nicht mehr fern!

 

Eisberge – ein Volk für sich

Endlich: Unser Blick bleibt an einer Erhebung in der Ferne hängen. Der erste Eisberg! Wir kommen näher und weitere eisige Gebilde geraten ins Blickfeld: Schollen, auf denen Robben Antarktisund Pinguine einträchtig entspannen, Türme, Brücken, Löwen, Wale – die vielfältigen Formen des Eises laden zu Imaginationsreisen geradezu ein. Einige schimmern grün, andere blau. Manche tragen Steine in sich. Laura, promovierte Glaziologin aus Cambridge, ist ganz in ihrem Element. „Die blau schimmernden Streifen dieses Eisberges an Steuerbord zeugen von AntarktisMillionen von Jahren, die an seiner Entstehung gearbeitet haben. Zuerst fällt Schnee, schließlich fällt die immer dicker gewordene Eisschicht in sich zusammen und wird zu Eis. Doch im Inneren des Eises bleibt immer etwas Luft eingeschlossen. Jede Schicht verrät uns ein AntarktisGeheimnis: Staubteilchen zeugen von einem Vulkanausbruch, radioaktive Partikel von der Tragödie Hiroshimas. Wie ein Tagebuch sammelt das antarktische Inlandeis auf seinen blauen Seiten alles, was der Wind ihm zuträgt“. 

„The Antarctic Ice Sheet“ ist auch Thema ihres Vortrags am Abend.  Antarktika stelle die größte zusammenhängende Eismasse der Erde dar und umfasse 90% des weltweiten Eises. Der AntarktisVerlust des antarktischen Inlandeises sei besorgniserregend, er habe sich in den letzten vier Jahrzehnten versechsfacht. Besonders betroffen seien Gebiete in der West-Antarktis. Hier dringe wärmeres Wasser, das zirkumpolare Tiefenwasser, in die Hohlräume des Schelfeieses ein und führe zu einer Schmelze von innen. Würde das komplette antarktische Eis schmelzen, stiege der Meeresspiegel um bedrohliche 58 Meter.

 

Pinguine und Erinnerungen an einsame Forscher          

Keiner der folgenden Tage vergeht ohne intensive Begegnungen mit Pinguinen. Zügel-,   Esels-   und  Adélie-Pinguine  – wir lernen sie alle kennen. Den Adélie-Pinguin Antarktisbenannte der französische Polarforscher Jules Dumont d´Urville nach seiner Frau. Frühmorgens vor der ersten geplanten Anlandung steigen Mitglieder des Expeditionsteam in ihre Schlauchboote, um zu prüfen, ob die aktuellen Witterungsbedingungen den Landgang Antarktiserlauben. Fällt die Entscheidung positiv aus, rücken bald weitere Teammitglieder nach, um erlaubte Wege für uns Touristen abzustecken, die in ausreichender Entfernung von den durch AntarktisKot markierten Pinguinstraßen liegen. Ab Ende des Tages werden Spuren menschlichen Besuchs wieder beseitigt. Die effiziente und engagierte Zusammenarbeit von Expeditionsteam und Wissenschaftlern beeindruckt.Antarktis

Die Touris halten sich an die Wege, aufmerksam beäugt von den Wissenschaftlern, die auch jederzeit für Fragen zur Verfügung stehen. Unsere gefiederten Freunde nehmen´s nicht so genau: Zum einen sind sie neugierig, zum anderen lassen die aktuellen physikalischen AntarktisGegebenheiten manchmal keine rechtzeitige Bremsung zu: Nach der Anlandung in Orne Harbour arbeiten wir uns bei zunehmenden Schneetreiben durch tiefen Schnee ein Hang hinauf,  als uns ein Pinguin auf dem Rücken entgegen rutscht und es gerade noch schafft, sich Antarktisunmittelbar vor uns in eine aufrechte Position zu bringen. Er schaut uns interessiert an,  verharrt an Ort und Stelle. Erst als wir der Regel „Pinguine haben immer Vorfahrt“ folgen und zur Seite treten, watschelt er davon. In Sichtweite wärmen zwei Familien ihre gerade geschlüpften AntarktisJungen innerhalb vorm Wind schützender Felsen.   An der Brown Station scheint ein Eselspinguin auf einem Felsplateau gerade Stretching und Bauchmuskeltraining zu absolvieren. Auf Half Moon Island beeindruckt die Ausdauer, mit der die dort in einer großen Kolonie Antarktisbeheimateten Zügelpinguine lange Wege über ausgedehnte Geröllfelder meistern.  Diese Fortbewegung an Land scheint ihnen große Mühe zu machen im Vergleich zu ihren von fließender Leichtigkeit geprägten Schwimm- und Springaktivitäten im Wasser, die wir tags zuvor während einer Kajaktour bewundern konnten.Antarktis

Auf Winter Island tragen wir uns in Gästebuch des Wordie House ein. Die Hütte wurde 1947 erbaut und nach James Wordie benannt, dem leitenden Wissenschaftler auf Shackletons berühmter Antarktis-Expedition von 1914. Bis zu ihrer Schließung im Jahr 1954 wurden hier die wichtigsten und kontinuierlichsten Wetterdaten dieser Zeit erhoben. Wordie House wurde 1995 Antarktis zum „Historic Site and Monument“ erklärt und imponiert heute als echte Zeitkapsel aus dem goldenen Zeitalter der antarktischen Erforschung. Wir bestaunen die im ursprünglichen Zustand erhaltenen Räume mit Konserven, Kaffeedosen, Büchern, Schallplatten und Funkapparatur. Für Antarktisuns heutige, nahezu rund um die Uhr sozial-vernetzte Menschen ist kaum vorstellbar, in welcher Einsamkeit die britischen Antarktisforscher hier ihre Zeit verbracht haben. Wir sitzen still im Schnee, genießen wärmende Sonnenstrahlen und versuchen uns, in diese Zeiten zurückzuversetzen. Da reißen uns zwei auftauchende Wale aus unseren Gedanken – auch sie verlässliche Begleiter unserer Antarktika Expedition. Am Ende der Reise wird unser Tagebuch 50 Begegnungen mit diesen freundlichen Riesen verzeichnen.Antarktis

   

Weitere Informationen:

       

Reisezeit

ist der kurze antarktische Sommer von Dezember bis Mitte März.

Anbieter:

Die hybridbetriebenen Expeditionsschiffe von Hurtigruten bieten Abenteuer mit Tiefgang und hinterlassen den derzeit geringsten CO2-Fußabdruck aller Expeditions-Seereisen. 

Kontakt: Telefon: +49-40-87405666,

Homepage: www.hurtigruten.de

Hapag Lloyd Cruises mit langer Polar-Erfahrung hat für Antarktis-Touren drei Expeditionsschiffe im Einsatz.

Kontakt: Telefon: +49-40-307030-70,

Homepage: www.hl-cruises.de

Internet:

Nützliche Hinweise zu Klima, Flora, Fauna und Besucher-Regeln:

www.umweltbundesamt.de/themen/nachhaltigkeit-strategien-internationales/antarktis/die-antarktis

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