Polen
ist für die Fußball-Europameisterschaft gerüstet –
Metropole Warschau präsentiert sich als Stadt der Kontraste
Die Polen sind im Fußballfieber. Vom 8. Juni bis 1. Juli treffen sich Europas beste Kicker zur EURO 2012 in dem östlichen Nachbarland.
Die Hauptstadt Warschau hat sich bereits herausgeputzt. Sie scheint die Herausforderung für die Austragung der Fußball-Europameisterschaft gemeistert zu haben. Die Vorbereitungen sind in der Metropole an der Weichsel weitgehend abgeschlossen. Allerdings ist nicht alles rechtzeitig fertig geworden, so die U-Bahn-Linie vom Flughafen Chopin ins Stadtzentrum und zum Nationalstadion.
Auf der kurzen Fahrt vom inzwischen ausgebauten Flughafen in die Stadt sind noch Überreste der einstigen Plattenbauten zu sehen. Daneben erheben sich Einkaufszentren und Großmärkte.
Überragt wird die Innenstadt von dem in den 50er-Jahren gebauten Kulturpalast, mit 234 Metern immer noch das höchste Gebäude der Stadt. „Das ist ein Geschenk von Stalin“, erläutert der Stadtführer Christof Janczewski. Nach der Wende war umstritten, ob das Hochhaus abgerissen werden sollte. Doch die Einwohner, die das Wahrzeichen der Stadt erhalten haben wollten, setzten sich durch. Der Wolkenkratzer hat inzwischen in der direkten Nachbarschaft durch neue Hochhäuser Konkurrenz bekommen.
Die monumentale Fassade wird durch Zinnen und Türmchen im Zuckerbäckerstil aufgelockert. Der Kulturpalast beherbergt ein Kinocenter, Theater, Museen, ein Hallenbad und Tagungsräume. Von der Aussichtsplattform im 30. Stockwerk bietet sich ein Blick auf das Panorama Warschaus mit überraschend viel Grün. Die Weichsel verläuft mitten durch die Stadt. Am rechten Ufer steht das für die Austragung der Fußball-Europameisterschaft bestimmte Stadion. Im Kulturpalast wird anlässlich der EURO 2012 eine Ausstellung mit Gegenständen früherer Europameisterschaften gezeigt, unter ihnen ein Trikot des einstigen Spielers und heutigen Präsidenten des FC Bayern München, Uli Hoeneß.
Malerische enge Gassen
Den Rundgang durch die verkehrsberuhigte Altstadt beginnt man am besten am Schlossplatz, einem beliebten Treffpunkt. Auf einer 22 Meter hohen Säule thront Sigismund III. Wasa, der 1596 die Hauptstadt von Krakau nach Warschau verlegte. Gegenüber steht das kupferrote
Königsschloss. Der Weg führt durch repräsentative Straßen und malerische enge Gassen zum von bunten Bürgerhäusern umrahmten Altstädtischen Marktplatz, der „guten Stube“ Warschaus, wo Gaukler und andere Artisten ihre Künste zeigen. In der Mitte steht ein Brunnen mit einer Skulptur der Meerjungfrau, die der Legende nach Warschau gegründet hat und seit Jahrhunderten das Wappen von Warschau ist.
Die im Zweiten Weltkrieg vollständig zerstörte Altstadt ist nach Gemälden des italienischen Malers Canaletto wieder originalgetreu aufgebaut worden. Die Unesco hat das gelungene Werk mit der Aufnahme in die Liste des Weltkulturerbes gewürdigt. In den Gassen Richtung Weichsel schallt Musik aus Kneipen und Gaststätten.
Erinnerungen an Chopin
Nicht versäumen dürfen Besucher den Königsweg, der sich vom Schloss über Prachtboulevards vier Kilometer bis zum Lazienki-Park erstreckt. Vor der St.-Joseph-Kirche, in der Chopin die Orgel spielte, steht das Denkmal von Kardinal Stefan Wyszynski. Er ist den Polen immer noch als streitbarer Gegner des Kommunismus in Erinnerung. Wenige Schritte weiter steht die Heilig-Kreuz-Kirche, in der das Herz von Frédérik (Fryderyk) Chopin in einer Urne eingemauert ist. Aus Anlass des 200. Geburtstags des Komponisten im vergangenen Jahr wurde das Chopin-Museum eröffnet. Im Park stehen mehrere Steinbänke, aus denen auf Knopfdruck Musik von Chopin erklingt.
Die Seitenstraßen des Königswegs sind ein beliebter Treffpunkt der jungen Leute, dort befindet sich auch der Jazzclub Pymont. Das Café Blikle ist das älteste und beste Café der Stadt. Hier kann man in nettem Ambiente gemütlich Kaffee und Kuchen genießen. Von Blikle stammt die traditionelle Süßigkeit Paczki, von Wedel die Schokolade. Im Przekaski Zakaski gegenüber dem Hotel Bristol können die Gäste für einen Preis soviel essen und trinken, wie sie wollen. Der Stadtteil Praga ist durch das Nationalstadion erheblich aufgewertet worden. Die Arena am Ostufer der Weichsel strahlt mit einer rot-weißen Fassade, die einer wehenden polnischen Fahne ähnelt. Sie hat am 29. Februar mit dem Freundschaftsspiel Polen – Portugal, das 0:0 ausgegangen ist, ihre Feuerprobe bestanden. Dank verstärkter Sicherheitsvorkehrungen ist alles friedlich verlaufen.
Aufbruchstimmung vor dem Anpfiff
Joanna Mucha, die polnische Ministerin für Sport und Tourismus, weist auf der Pressekonferenz stolz darauf hin, dass alle Vorbereitungen im Zeitplan lägen. Ihr Wunsch: „Jeder Gast soll sich so wohlfühlen, dass er wiederkommen wird.“
Am 8. Juni wird es ernst: Dann bestreitet die polnische Nationalmannschaft im Nationalstadion das Eröffnungsspiel gegen Griechenland.
So herrscht vor der Fußball-EM regelrechte Aufbruchstimmung in Warschau. Die Polen freuen sich über das europaweite Interesse an dem hochkarätigen Sportereignis. Die EURO 2012 kann beginnen.
Norbert Krauss
Informationen:
Polnisches Fremdenverkehrsamt, 10709 Berlin, Kurfürstendamm 71, t 0 30/21 00 92-0, Fax 0 30/21 00 92 14.
Anreise mit Flugzeug: Direktflüge mit LOT und Lufthansa ab Düsseldorf und Frankfurt nach Warschau.
Hoteltipps: Hotel Le Meridien Bristol, Hotel Polonia Palace.
Restauranttipps: Café Blikle, Restaurant Literatka.