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Im Osten Polens viel Neues

Polen, Zamosc

Polen bietet neben Kunst und Kultur auch Freizeitmöglichkeiten für Aktivurlauber, zum Beispiel Raftingtouren auf der Weichsel oder Radtouren durch den Roztozanski-Nationalpark. Ein Besuch im Lubliner Land.

 Zwei Schlauchboote treiben auf der Weichsel einige Kilometer flussaufwärts bei Kasimierz Dolny, einer Kleinstadt im Osten von Polen. In jedem Boot sitzen fünf Personen. Die Bootsführer haben den Motor gedrosselt, da es in diesem Flussabschnitt zahlreiche Sandbänke gibt. Und schon sitzt das erste Schlauchboot fest. Marcin Chibowski, Besitzer der Bootsfirma, steigt gelassen ins seichte Wasser und schiebt das Boot wieder frei. “An manchen Stellen ist die Weichsel bis zu zwei Meter tief, sodass die Bootsinsassen Schwimmwesten tragen müssen”, erklärt Chibowski. Kann man in der Weichsel denn schwimmen? “Ich schon”, antwortet der Bootseigner. “Ich würde es aber keinem ungeübten Sportler raten.” Er hat seine Hobbys Rafting und Ballonfahren vor einigen Jahren zum Beruf gemacht und betreibt seitdem die Firma Dwa Zywioly (Zwei Elemente).Polen, Weichsel

  Der Steuermann benötigt für das Boot keinen Führerschein; denn in diesem Streckenabschnitt ist die Strömung nicht besonders stark, und wegen der Sandbänke verkehren keine großen Schiffe. Die Fähre, die an einem Seilzug Autos über den breiten Strom befördert, hat allerdings Vorfahrt. Chibowski lotst die Bootsführer auf der Tour immer wieder an Sandbänken vorbei. Die Bootsinsassen beobachten währenddessen mit dem Fernglas verschiedene Vogelarten, die auf kleinen Inseln nach Nahrung suchen. Die Sandstrände am Ufer sind am Spätnachmittag fast menschenleer. Schließlich taucht am Ufer die Silhouette von Kasimierz Dolny auf, wo die zweistündige Flusskreuzfahrt endet. “Von Mai bis September vermiete ich Boote, im Winter gehe ich Ski fahren”, erzählt Chibowski am Abend beim Picknick am Lagerfeuer.Polen, Kazimierz Dolny

  Kasimierz Dolny ist wegen seiner idyllischen Lage zwischen grünen Hügeln und schattigen Schluchten ein beliebtes Ausflugsziel der Warschauer, da nur 130 Kilometer von der Hauptstadt entfernt. Künstler kommen jedes Jahr und lassen sich von der Schönheit der Natur, den Kirchen und der königlichen Schlossruine inspirieren. Sie stellen ihre Werke - Aquarelle und Gemälde - auf dem langgestreckten Marktplatz aus, der von schönen Bürgerhäusern im Renaissancestil umrahmt wird. Am Wochenende herrscht auf dem Platz und in den angrenzenden Straßen starkes Gedränge, wo Markthändler ihre Stände aufgeschlagen haben.Polen, Rathaus Zamosc

Das Lubliner Land lässt sich mit dem Fahrrad bequem durchqueren, weil die “polnische Toskana” sehr eben ist. Die Teilnehmer der Gruppe schmunzeln, als sie beim Fahrradverleih in Zwirzyniec ihre Drahtesel in Empfang nehmen: Jedes Zweirad sieht anders aus und ist unterschiedlich ausgestattet. Und schon geht es ab in den Roztoczanski-Nationalpark, der von Rangern betreut wird. Attraktion sind die Konik genannten polnischen Pferde, Nachfahren des inzwischen ausgestorbenen Tarpan-Wildpferdes. 17 Tiere der Rasse grasen friedlich auf der Insel eines großen Teichs, ungestört von den Menschen, die von der hölzernen Aussichtsplattform einen Blick auf die Tiere werfen können. Der Ort scheint Glück zu bringen: Am Ufer posieren an diesem Freitag mehrere Hochzeitspaare für die Fotografen. Durch dunkle grüne Wälder, die 90 Prozent der Parkfläche einnehmen und hauptsächlich aus Buche und Tanne bestehen, gelangen die Radler auf einem befestigten Weg zur Aufzuchtstation, wo 30 weitere Pferde auf der Koppel weiden. Unterwegs kann das originalgetreu eingerichtete Forsthaus der ehemaligen Hauptförsterei aus den 1830er-Jahren besichtigt werden.Polen, Sanatorium in Naleczow,

Wellnessurlaub als Alternative: Im Sanatorium von Naleczow, das vollkommen auf die Behandlung von Patienten mit Herz-Kreislauf-Leiden eingestellt ist, spritzt die Badewärterin den Kurgast mit einem harten kalten Wasserstrahl ab, bevor er in eine Badewanne zur Hydromassage steigt. Anschließend werden Fangopackungen auf dem Rücken platziert, um die Haut geschmeidig zu machen. Frauen können sich zusätzlich in der Beauty-Abteilung verschönern lassen. Aus drei verschiedene Mineralquellen fließt Wasser, das die Besucher in der Trinkhalle aus den Hähnen zapfen. Zur Klinik gehören außerdem ein kleines Schwimmbad für Anwendungen sowie ein großes, das ebenso wie der Kurpark auch für die Öffentlichkeit zugänglich ist.Polen, Lublin

Die Stadt Zamosc, das “Padua des Nordens”, entstand im Stil der Renaissance. Großkanzler Jan Zamoyski ließ die Siedlung 1580 von dem italienische Architekten Bernardo Morando entwerfen. Der quadratische Große Markt ist von zweigeschossigen Arkadenhäusern umgeben. Mit der imposanten Freitreppe, die für viele Filme die Kulisse bildete, ist das Rathaus der Mittelpunkt von Zamosc. Um zwölf Uhr mittags erscheinen auf dem Rathausturm Trompetenspieler und blasen das Turmlied. “Zamosc war von Anfang an eine multikulturelle Stadt”, erklärt Stadtführer Boguslaw Lipka und zeigt auf dem Rundgang ehemalige Armenierhäuser und orientalische Motive an Fassaden, die auf den Handel mit Vieh und Salz hinweisen. Am Haus, das lange Zeit als Geburtshaus von Rosa Luxemburg galt, hängt eine Gedenktafel.Polen, Schloss Lublin

Vor zwei Jahren hat man entdeckt, dass das wirkliche Geburtshaus etwas weiter südlich liegt. Die Hauptkirche gilt als eine der schönsten Renaissancekirchen in Polen. Ihr Grundriss sollte die 15-malige Verkleinerung der Stadt darstellen. 

Der stellvertretende Stadtpräsident Tomasz Kozlowski setzt große Hoffnungen auf den Tourismus, der derzeit noch unterentwickelt ist. “Bisher  haben wir Firmen, die mit Mode handeln, sich der landwirtschaftlichen Produktion - vor allem Kartoffeln - widmen und Möbel aus Kiefernholz herstellen”, sagt er.Polen, Krakauer Tor in Lublin

Lublin ist mit rund 350 000 Einwohnern die größte polnische Stadt östlich der Weichsel. Durch das Krakauer Tor erreicht man die Altstadt. In den mittelalterlichen Gassen befinden sich zahlreiche Cafés, Restaurants und Kneipen, in denen am Abend lebhaftes Treiben herrscht. Das Dominikanerkloster präsentiert sich frisch restauriert. 15 Mönche im Alter zwischen 30 und 80 Jahren leben hier; der Abt ist gerade 45 Jahre alt. In der Ausstellung in der Piwnica pod Fortuna, die in den Räumen eines Bürgerhauses beim Rathaus eingerichtet ist, wird das “Goldene Zeitalter” des 16. Jahrhunderts in neun kleinen Räumen anschaulich multi-medial dargestellt. Daran erinnern eine Urkunde aus dem Jahre 1546 und Fresken im ehemaligen Weinkeller. Die Ausstellung des Teatr NN im Grodzka-Stadttor, wo früher das Judenviertel begann, beleuchtet ein dunkles Kapitel der Stadtgeschichte. “Vor dem Zweiten Weltkrieg lebten in Lublin 32 000 Juden, heute sind es tausend”, erläutert Mitarbeiterin Joanna Zentar. Das Institut für Information über die jüdische Gemeinde hat Dokumente, Fotos sowie eine Sammlung von Biografien und Testamenten zusammengestellt.Polen, Kozlowka-Palast

  Das bedeutendste historische Gebäude ist die Dreifaltigkeitskapelle. Sie gehört zum Schloss gegenüber der Altstadt; ihre orthodoxen Fresken dokumentieren das Zusammenkommen der westlichen und östlichen Kulturen. 

Das Zamoyski-Schloss in Kozlowka ist eine der besterhaltenen Adelsresidenzen Polens. Der Palast, bis 1944 im Besitz der Familie Zamoyski, dient heute als Museum. Bei den etwa tausend Gemälden handelt es sich um hochwertige Kopien von Meisterwerken europäischer Malerei. Durch das beeindruckende Treppenhaus mit großen Kandelabern gelangt man zu den reich geschmückten Zimmern.Polen, Schloss der Familie Zamoyski in Kozlowka

Führerin Magdalena Pilsak macht immer wieder auf eines der 30 Porträts von der “schönsten Zofia” Zamoyska aufmerksam, die zehn Kinder zur Welt brachte und 1837 in Florenz starb. 

Das Museum des sozialistischen Realismus in einem Nebengebäude zeigt Helden aus der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg, von 1949 bis 1955: muskulöse Arbeiter und stramme Landfrauen. Auch Marx und Engels, Lenin und Stalin sind allgegenwärtig. Der Besucher atmet sichtlich auf, wenn er die düsteren Räume verlässt und wieder die Sonnenstrahlen über dem gut gepflegten Park erblickt.

 

Norbert Krauss

 

 

Informationen:


Polnisches Fremdenverkehrsamt, 

Kurfürstendamm 71, 

10709 Berlin,

Tel. 030/21 00 92-0, 

Fax 030/21 00 92 14, 

E-Mail: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein.Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein.  

www.polen.travel


Anreise mit Flugzeug: 

Direktflüge mit Air Berlin, LOT, Lufthansa, Scandinavian Airl., Swiss und Austrian Airlines von diversen deutschen Flughäfen nach Warschau.


Unterkunft: 

Grand Hotel Lublinianka in Lublin, 

Doppelzimmer ab 130 Euro/ÜF,

www.lublinianka.com 

Hotel Termy Palacowe in Naleczow, 

Doppelzimmer 70 Euro/ÜF,

www.spanaleczow.pl


Restaurants: 

Restauracja Muzealna in Zamosc, 

www.muzealna.com.pl 

Restauracja Magia in Lublin, 

www.magia.lublin.pl


Bootsverleih: 

Dwa Zywioly, Lublin, 

Tel. 0048/793/05 05 50, 

www.dwazywioly.pl


Reiseführer: 

Vis-à-Vis Polen, Dorling Kindersley Verlag, und Marco Polo Polen, Mairdumont.