Ritter im Aargau

Schweiz

Die alten Rittersleut im Kanton Aargau

 

Aargau 

Zwei Weltreiche haben in der Region Brugg imposante bauliche Spuren hinterlassen: die Römer und die Habsburger. Im Vindonissapark kann man ihre Geschichte hautnah erleben. 

 

Von Norbert Krauss

 

Als der Bogenschütze seinen Bogen spannt und den Pfeil abschießt, verfolgen staunende Kinderaugen das Schauspiel. Der Schütze trifft ins Schwarze, und Beifall brandet auf. Im Innenhof von Schloss Lenzburg im Schweizer Kanton Aargau fühlen die Zuschauer sich in ein mittelalterliches Heerlager versetzt. Männer und Frauen in historischen Gewändern lassen die Vergangenheit wieder aufleben.

Aargau

Die aus ganz Europa kommenden Mitglieder der Company of Saynt George sind ein buntes Völkchen. Frauen kochen in eisernen Pfannen über einer Feuerstelle Krapfen. Ein paar Schritte weiter raucht und hämmert es, wo ein Sattler und ein Schmied bei der Arbeit sindBesonderen Zulauf hat der Schreiner, der aus Rohlingen Holzschalen herstellt und bereitwillig die Fragen der Zuschauer beantwortet. In Ritterrüstung patrouillieren zwei Männer über das Gelände

Aargau

Der Tross, der am Ende des Parks eine Kanone über dem Tal abfeuern will, wird von einem großen Gefolge begleitet. Bald darauf tönt das Kanonenfeuer lautstark wiDonnerhall. „Das Schauspiel ist sehr dekorativ. Man kann den Handwerkern bei ihrer Arbeit zuschauen“, sagt der Historiker und Kurator Thomas Frei. „Ob Waffendrill oder Tanzvorführungen – alles ist historisch korrekt. Die Company schlägt alle zwei oder drei Jahre ihr Lager in Lenzburg auf.” 

Aargau

Handwerker, Soldaten und Kanoniere bewohnen für drei Tage die Burg. Das Militär exerziert und übt sich in der Handhabung seiner Waffen. Der Hellebardendrill gehört zum Alltag wie das Wissen um den richtigen Umgang mit den Kanonen. Auch der Kampf mit dem Schwert wird jeden Tag trainiert. 

Aargau

Die Handwerker arbeiten an Produkten, die die Soldaten für ihren Einsatz benötigen: zum Beispiel Brigantinen für die höheren Ränge, Schuhe, Kleider und Lederwaren für die Soldaten. Rund 80 Personen müssen den ganzen Tag verpflegt werden. Hier wird historisch genau nach mittelalterlichen Rezepten gekocht und, so wie es damals üblich war; auf dem Feuer mit Rohprodukten. 

Aargau

Die Company of Saynt George ist eine Reenactment-Gruppe. Seit 25 Jahren erwecken die Teilnehmer eine kleine Artillerieeinheit der Zeit Karls des Kühnen im 15. Jahrhundert zu neuem Leben. 

Aargau In eine völlig andere Welt fühlt sich der Besucher auf Schloss Habsburg versetzt, dem einstigen Stammsitz der Habsburger. Weithin als Machtsymbol sichtbar liegt die Habsburg an strategisch günstiger Stelle. An sechs Audio-Stationen des Königswegs wird die bewegte Vergangenheit der Habsburger-Dynastie erzähltEiner Legende zufolge soll Graf Radbot hier im Jahr 1020 seinen Habicht verloren haben und ihn an der Stelle wiedergefunden haben, wo heute die Burg steht. 

Aargau

„Zwischen 1020 und 1030 wurde der Grundstein für die spätere Habsburg-Dynastie gelegt”, erläutert der Historiker Thomas Frei. „Das vom Schutzvogt Radbot gegründete Schloss war allerdings kein geeigneter Ort für den König, da es zu abgelegen war. Somit schwand das Interesse der Habsburger, die nach 200 Jahren das Schloss aufgaben.” Nachdem Graf Rudolf von Habsburg 1273 zum römisch-deutschen Kaiser gewählt worden war, verlagerte sich der Herrschaftsmittelpunkt der Habsburger immer mehr gegen Osten, und die Besitztümer in der Schweiz, in Süddeutschland und im Elsass wurden zu den sogenannten Vorlanden. Mit dem Einmarsch der Eidgenossen 1415 verloren die Habsburger ihre Stammburg, und sie gingen kampflos an die Berner über. Heute ist nur noch ein Teil davon erhalten.

Aargau An die Zeit, als die Römer vor 2000 Jahren auf dem Gebiet der heutigen Gemeinde und Windisch ein Legionärslager gründeten, erinnert der Legionärspfad Vindonissa. Für hundert Jahre haben dort damals 6000 Legionäre gelebt. Vorbei an Ruinen, einst ein prunkvolles Eingangstor mit Türmen, gelangt der Besucher zu den Ausgrabungsstätten, an denen in elf Stationen die Geschichte des jeweiligen Schauplatzes nachempfunden werden kann – zum Beispiel der Cloaca Maxima, des Feldlazaretts oder der Offiziersküche. Die neue Station im Legionärspfad zeigt ein Fahnenheiligtum der 21. Legion. Hier werden die Feldzeichen der Truppen aufbewahrt, darunter der bedeutungsvolle Goldene Adler, das Wahrzeichen aller römischen Legionen. Carsten Stark, stellvertretender Leiter des Legionärspfads und Geschichtsvermittler: „Die römische Wasserleitung speiste die Gemeinde Windisch bis vor hundert Jahren. Ähnliches ist nur noch vom Trevi-Brunnen in Rom bekannt.“

 

Aargau

Familien und Schulklassen, die diese Stimmung hautnah erleben wollen, haben die Möglichkeit, in den originalgetreu nachgebauten Unterkünften der Legionäre in Acht-Bett-Zimmern zu übernachten. Dabei können die Gruppen über dem Feuer kochen und antike Kampftechniken ausprobieren. 

Aargau

Die Römer hatten sich auch in der Stadt Brugg unweit des Zusammenflusses von Aare, Reuss und Limmat niedergelassen, wie Ausgrabungen belegen. Bereits in römischer Zeit diente eine Brücke einerseits dem Verkehr zum nahegelegenen Legionslager Vindonissa und andererseits den Kaufleuten vom Oberrhein über den Juraübergang Bözberg” zu den Alpen. 

Aargau

Die Brücke, ältestes Tiefbauwerk in Brugg, überquert die Aare, die an der schmalsten Stelle ihres Verlaufs eine tiefe Schlucht gemeißelt hat. Im Sommer stürzen sich junge Leute von der Brücke in die Aare; Verletzte hat es allerdings noch keine gegeben“, erklärt Stadtführer Rolf Alder, ehemaliger Stadtamtmann von Brugg. Zudem schwimmen ganze Familien mit Schwimmwesten im Fluss.“ Am Ufer streckt sich der Schwarze Turm in die Höhe, im 12. Jahrhundert als Wächter gebaut. Dieses imposante Bauwerk ist nebst dem Salzhaus heute noch das Wahrzeichen der Stadt. 

Aargau

Die Brugger haben in Windisch die verlassenen Offiziershäuser abgebaut und die Steine zum Bau des Turms verwendet“, erläutert Stadtführer Alder. Die Wächter verlangten damals Zölle von den Handlungsreisenden.“ Von 1840 bis 1980 wurde das Bauwerk als Gefängnis genutzt. Anschließend wurden die Häftlinge im daneben stehenden alten Rathaus untergebracht. Wie es heißt, sollen die sechs Zellen immer sehr gut belegt gewesen sein. 

Aargau

Nach den Ausflügen zu historischen Stätten findet der Besucher Entspannung und Erholunin einem der Wellness- und Bädereinrichtungen – zum Beispiel im Freizeit-Thermalbad Aquarena des Kurhotels Bad Schinznach, das auch eine Rehaklinik beherbergt. Das 35 Grad warmWasserbecken wird von Thermalwasser, der stärksten Schwefelquelle der Schweiz, gespeist – bereits eine Entdeckung Mitte des 17. JahrhundertsIn der Sauna, so in der klassischen Finnischen Sauna (80 bis 90 Grad) oder in der 55 bis 60 Grad heißen Bio-Sauna aus Arvenholz mit stündlich wechselnden Aufgüssen, kann man sich „gesundschwitzen“

Aargau

 

 Weitere Informationen: 

 

Schweiz Tourismus, Tel. 00800/100 200 30, Fax 00800/100 200 31 (beide kostenlos),  info@myswitzerlan>d.com

www.MySwitzerland.com

 Aargau Tourismus, Tel. 00 41/62 823 00 73, Fax 00 41/62 823 00 74,   Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein! aargautourismus.chInfo

Region BruggTel. 0041/56 450 35 55  Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein! www.bruggregio.ch

 

Anreise: Mit Auto oder Bahn über Köln und Basel nach Brugg und Lenzburg

 

Unterkunft: Kurhotel Bad Schinznach, Badstrasse 50, CH-5116 Schinznach-BadTel. 00 41/56 463 77 77, bad-schinznach.ch

 

Restaurants: Röschti-Farm, Bözenegg 1, CH-5107 Schinznach-Dorf, Tel. 00 41/56 443 11 66, www.roestifarm.ch

Suppenbar in Brugg, Tel. 00 41/56 535 54 34, Hauptstr. 12, CH-5200 Brugg, www.suppenladen.ch. 

Schlossrestaurant Habsburg, Schlossgasse 30, CH-5245 Habsburg, Tel. 0041/56 441 16 73, www.schlossrestaurant-habsburg.ch 

 

Sehenswürdigkeiten: Schloss Lenzburg, CH-5600 Lenzburg, Tel. 00 41/848 871 200, www.ag.ch/lenzburg. 

Legionärspfad Vindonissa, Postfach 158, CH-5210 WindischTel. 00 41/56 444 27 77, www.legionaerspfad.ch. 

Schloss Habsburg, CH-5245 Habsburg, Tel. 00 41/848 871 200, www.schlosshabsburg.ch 

 

Veranstaltungen: Company of Saynt George,   Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein! www.companie-of-st-george.ch