Lago Maggiore

Lebensfreude am Lago Maggiore

 

Schweiz, Tessin

 Schon vor mehr als hundert Jahren zog die Sonne des Südens Künstler, Denker, Anarchisten und Vegetarier von überall her magisch an. Den einfachen Menschen des kleinen Fischerdorfes Ascona gefiel das allerdings überhaupt nicht.

 

Von Gerd Krauskopf

 

O bella Ticino! Der Morgen ist klar und der Himmel stahlblau mit weißen Wolkentupfern.

Da stehe ich nun ganz allein im Val Bavona, atme die klare Bergluft tief ein und lasse mich von einer schon weltfernen Ruhe gefangen nehmen. 

 

Schweiz, TessinMit dem Bus von Locarno gestartet, in Bignasco umgestiegen in einen kleinen Postbus, angekommen im Weiler San Carlo: Jetzt schweifen die staunenden Augen von den Schneegipfeln der grandiosen Granitlandschaft hinunter zu den verlassenen Natursteinhütten Schweiz, Tessinder Menschen, die einst ihre Bergwelt aus finanzieller Not verlassen mussten. Diese entvölkerten Bergtäler stecken voller Geschichten über Entbehrungen und Konflikte der vergangenen Jahrhunderte.

 

Mit der Seilbahn auf den Heiligen Berg


Viele stramme Wanderstunden und herrliche Natureindrücke später, freuen sich die müden Füße auf den Bus zurück nach Locarno. Dort geht es mit Stadtführer Christian per Seilbahn Schweiz, Tessinsteil hinauf zum Felssporn Sacro Monte, auf dem in eindrucksvoller Pracht der Wallfahrtsort Madonna del Sacco mit seinen Kapellen thront. Seine Gründung geht auf das Ende des 15. Schweiz, TessinJahrhunderts zurück. Noch heute ist der Gebäudekomplex des Sacro Monte eines der wichtigsten Pilgerziele im Schweizer Kanton Tessin.

 

 Von einer in Glas gebauten, modernen Aussichtsplattform, die frei über den Fels hinaus hängt, fällt der Blick über die Stadt am Nordufer des Lago Maggiore mit der mächtigen Piazza Grande, Schweiz, Tessineingerahmt von hübschen Altstadthäusern aus dem 19. Jahrhundert. Von dort wandert der Blick hinüber zu den mächtigen Bergen mit ihren weißen Mützen. Christian erzählt, dass tief unter dieser herrlichen Bergwelt die Afrikanische Platte gegen die Europäische stößt. Lachend verrät er mir dann, dass wir gerade tatsächlich auf der afrikanischen Seite stehen.

 

 Am nächsten Tag stehe ich hoch über Ascona auf dem Monte Verità und erfahre von seltsamen Menschen, die im Jahre 1900 aus dem Norden kommend mit langen Haaren und dicken Bärten hier eingefallen sind. Verfrühte Hippies ohne Drogen waren es, die mit offenem Geist bereit waren, revolutionär neue Ideen und Lebensformen zu verwirklichen. Die Kolonie in der Sonne des Südens zog Künstler, Denker, Anarchisten, Tänzer und Vegetarier von überall her an, was den einfachen Menschen des kleinen Fischerdorfes Ascona gar nicht gefiel. Als sich dann auch noch bei ihnen herum sprach, dass dort oben Menschen nackt herum tanzen und Gartenarbeit im Adamskostüm verrichtet wird, bauten sie einen hohen Holzzaun um diese illustere Gesellschaft. Allerdings lugte so mancher Fischer oder Bauer durch die vorhandenen Astlöcher und unten im Dorf liefen die Kinder hinter den Frauen mit ihren luftig weißen Kleidern her und schlugen ihnen mit langen Brennnesseln vor ihre nackten Fußknöchel.

Schweiz, Tessin Später, so erzählt mir die lustig alte Dame Hetty Rogantini-De Beauclair, die auf diesem Hügel aufgewachsen ist und deren Vater als Maler und Verwalter auf dem Monte Verità von Anfang an dabei war, wurde dann aus ihrer speziellen Idee heraus ein Sanatorium im Bauhausstiel an dieser Stelle gebaut. Das Geld kam vom Wuppertaler Bankier und Kunstsammler Baron Eduard von der Heydt. Allerdings waren es jetzt andere wichtige Gäste aus Industrie und Politik, die diesen inspirierenden Ort aufsuchten, was dem Fischerdörfchen Ascona einen ungeahnten touristischen Aufschwung bescherte. Heute haben das ehemalige Dorf Ascona und das mondäne Locarno in der „Schweizer Sonnenstube“ für jeden Geldbeutel eine Menge zu bieten.

 

Wie die kleinen Brissago- Inseln, die von der Seepromenade in Ascona aus mit einem kleinen Linienboot in nur 20 Minuten erreichbar sind. Die größere von ihnen ist die Insel San Pancrazio mit einer exotischen Pflanzenwelt. Die mehr als 1600 Pflanzenarten stammen aus dem Mittelmeerraum, Asien, Südafrika, Zentral- und Südamerika, Australien und von einigen Südsee-Inseln.

Schweiz, TessinDie extravagante Baronin Antonietta Saint Leger (1856-1948), mutmaßlich uneheliche Tochter von Zar Alexander II., ließ eine prächtige Villa auf die Insel bauen – und so wurde auch dieser Ort ein Treffpunkt für Maler, Dichter, Schriftsteller, Musiker und Lebenskünstler, die sich ausschweifenden Festen hingaben. Ohne Zweifel haben auch sie schwärmerisch ausgerufen: O bella Ticino!                                                        

 

Weitere Informationen:

 

 Schweiz Tourismus, www.myswitzerland.com