Spitzbergen

Spitzbergen -

Königreich des Eisbären

SpitzbergenWelch ein Glücksgefühl im Zauber der Arktis.

Im Liegestuhl auf Deck der MS Nordstjernen sitzen und zum mächtigen Monacogletscher hinüber schauen.  Dabei dem kleinen weißen Eisbären in der Ferne zuzusehen, der hinter Spitzbergen, Svalbardseiner gelblich weißen Mutter tollpatschig her tapst. Bleibt  sie doch ständig stehen und blickt zu ihrem „Fellknäuel“ zurück, der die großen Schritte seiner Mama nicht mithalten kann. Jetzt im Spitzbergen, Svalbardarktischen Sommer haben sie noch für kurze Zeit die Möglichkeit, auf dem dünnen Meereseis vor der gut dreißig Meter hohen Gletscherkante - bevor es schmilzt - zu einem Eisloch zu gehen, das von einer Robbe offen gehalten wird, um Luft zu holen. Was die Bären schon von Spitzbergen, Svalbardweitem riechen. Hier wird die Königin der Arktis stunden- oder tagelang geduldig warten, bis die Robbe Luft holen wird. Dann schlägt sie gnadenlos mit ihren langen Krallen blitzschnell zu und zieht ihr Opfer auf die Eisfläche, um es zu verspeisen.  Ihr Junges dagegen freut sich auf die leckere Muttermilch, die sehr fetthaltig ist und äußerst gute Lebensstarthilfe gibt.

So ein kleines Eisbärbaby kann für einen Menschen schon eine tödliche Gefahr darstellen, erfahre ich später am Nachmittag von Heiko, unserem Expeditionsleiter nach der Anlandung an Spitzbergen, Svalbardder alten Trapperstation Camp Zöe am Krossfjorden. Der steht jetzt mit seinen sechs Mitstreitern neben unserer Gruppe. Alle haben ein Großwild-Gewehr der Marke Ruger „American-Rifle“ im Kaliber 308, die auf unserer guten alten Lady „MS Nordstjernen“ Baujahr 1956 in einem gut gesicherten Waffenschrank aufbewahrt werden. So halten sie jetzt aufmerksam Ausschau nach den äußerst gefährlichen Raubtieren.

Dabei kann einer dieser mächtigen, 350 bis 700 Kilogramm schweren, hungrigen Eisbären hinter einem Hügel oder einem Eisbuckel auf der Lauer liegen.

Gut beschützt schaue ich mir in Ruhe die Trapperhütte von innen an. Sitze lange neben einem uralten Kanonenofen am Fenster und überlege, wie viele Abenteurer in den absolut dunklen Wintermonaten hier in dieser menschenfeindlichen Eiswüste wohl umgekommen sind. Dabei war wohl Skorbut der gefürchtetste Feind, der häufig auftrat und zu Tod und Elend führte.

Henry Ruid, der „Eisbärkönig“, hat diese Trapperhütte im Jahre 1911 erbaut und sie diente als Jagd-Außenstation für Ernest Mansfield und seiner Northern Exploration Company Ltd im so genannten Ny London. Dieser karismatische englische Geschäftsmann hatte auf Blomstrandhalvøya im Kongsfjord gegenüber von Ny-Ålesund Marmor gefunden und in London Spitzbergen, Svalbardfür den Abbau Geld gesammelt. Mit Dampfschiffen brachten er und seine Mannschaft die notwendigen Gerätschaften nach Svalbard, wie Spitzbergen seit 1920 offiziell heißt. In nur einem Sommer bauten sie die Hütten, Dampfmaschinen und Verladekran auf, errichteten Steinfundamente für Schienen und bauten den ersten Marmor ab. Und als die erste Ladung in London eintraf, da war der Permafrost entwichen und der kostbare Marmor in kleine Stücke zerfallen. Heute erinnern nur noch verrostete Maschinen und zwei Hütten sowie der Verladekran an diese nutzlose Unternehmung.Spitzbergen, Svalbard

Wie wir dann hinüber nach Ny-Ålesund mit ihrer Bergwerksvergangenheit und heutigen internationalen Forschungsstationen schippern, muss ich im Liegestuhl an die Walrösser Spitzbergen, Svalbarddenken, die wir hoch oben im Norden hinter dem 80. nördlichen Breitengrad auf der niedrigen Kiesinsel Moffen beobachtet haben. Und an das Walross, das es sich in der Tinayr-Bucht auf Spitzbergen, Svalbardeiner kleinen Eisscholle vor dem gigantischen Tinayr-Gletscher gemütlich gemacht hatte und sich nicht von unserem langsam fahrenden Schiff stören ließ. Da muss ich aber auch an die vielen armen Menschen denken, die bis vor kurzer Zeit noch unter unmenschlichen Bedingungen in Kohlebergwerken schuften mussten und von vielen Grubenunglücken getroffen Spitzbergen, Svalbardwurden. Barentsburg am Grønsfjord ist noch heute ein Beispiel dafür. 1912 von Norwegern errichtet und heute überwiegend von Russen und Ukrainern bewohnt, wandelte unsere Reisegruppe zwischen alten verfallenen Gebäuden und modernen, grell und bunt gestrichenen  Plattenbauten. Ein Musik- und Tanz-Ensemble im riesigen Kulturpalast lenkt vom schweren Alltag in den Kohlegruben ab. Meine Gedanken kommen da lieber wieder zurück zu dem kleinen herumtollenden Eisbärbaby vor dem gigantischen Monacogletscher, was mein Herz höher schlagen lässt.

Gerd Krauskopf

Spitzbergen, Svalbard 

Info:

Die Reise mit der MS Nordstjernen wird von Hurtigruten für 2015 und 2016 ab 1.374 Euro pro Person angeboten. Für Reisen in 2016 gilt bei Buchung bis 31. Dezember 2015 noch die Frühbucherermäßigung (limitiertes Kontingent). Buchen: in jedem guten Reisebüro, telefonisch unter 040/ 874 083 58 oder im Internet unter www.hurtigruten.de.

Spitzbergen, Svalbard