Hochpustertal, Innichen

 

Schöne Aussichten

im

Hochpustertal

Hochpustertal

Noch eine letzte Kurve – und da steht er, der Huberhof. Erhaben in einer Postkartenlandschaft. Nichts stört die komplette Harmonie. Wie ein Traum das Dolomitenpanorama auf der gegenüberliegenden Bergseite mit Neuner, Rotwand,  Gsell und Dreischusterspitze. Und tief unten inmitten saftig grüner Wiesen duckt sich die kleine Marktgemeinde Innichen mit seinen 2000 Einwohnern auf 1175 Metern über Meereshöhe.

Wie gut, dass diese Ansichtskarte hier oben im italienischen Hochpustertal am Innichberg, dem Monte San Candido – nur einen Steinwurf von der österreichischen Grenze entfernt – in diesem Fall Realität ist.

Huberhof InnichenMit einem herzlichen „Grüß Gott“ werden Peppi und ich vom Pfeifhofer Alois begrüßt, der vor seinem Hof auf einer Bank ein kleines Päuschen von seinen 18 Kühen eingelegt hat, während seine Frau Monika die Blumen des Kräutergärtchens begießt.

Wie ich dann diesen grandiosen Blick mit dem satten Grün und der majestätischen Bergkulisse anspreche, da bekomme ich von Monika zu hören, dass es jetzt bei diesem wunderbaren Sonnenschein schon außergewöhnlich schön sei. „Aber wenn hier oben die Wolken alles verhängen, dann merkt man erst, wie rauh und wild das Gebiet ist,“ sagt sie nachdenklich. „Die Bewirtschaftung unserer Höfe hier oben ist arbeitsintensiv und bei nicht guter Einkommenslage mit viel Idealismus verbunden,“ schiebt die taffe  Frau hinterher und schaut sich mit Begeisterung Peppis Roadster an.

 Mercedes-Benz  190 SLDabei sind Giuseppe de Vivo, den alle Freunde hier nur Peppi nennen, und ich an diesem sonnigen Vormittag mit seinem schicken Mercedes-Benz  190 SL gemütlich dieses schmale Bergsträßchen von Innichen hier hinauf gefahren.

Auf dieser genüsslichen Bergfahrt hat er mir mit leuchtenden Augen erzählt, dass er vor über 20 Jahren einen Fiat Balilla und einen Fiat Topolino, den man Mäuschen nennt, gekauft hat. Und diese beiden Oldtimer haben ihn so fasziniert, dass er spontan 1994 mit 12  Gleichgesinnten den „Oldtimer Club Pustertal“ gegründet hat, dem heute 180 Mitglieder angehören.

Sie treffen sich in regelmäßigen Abständen im benachbarten Bruneck, weil das der Mittelpunkt des Autoclubs ist.

Da freut sich Peppi aber auch, dass sie nicht nur ein anerkannter Oldtimer Autoclub sind, sondern in der Zwischenzeit auch vom überregional staatlichen A.S.I., dem Automotoclub Storico Italiano, anerkannt wurden. „Und dafür,“ so der heute 80-jährige Ehrenvorsitzende mit großem Stolz, „mussten wir extra zu einem Notar gehen, um das beglaubigen zu lassen.“

Mercedes-Benz  190 SLVor sieben Jahren hat er seinen tipptopp gepflegten SL von einem Münchner Architekten über einen Mittelsmann für 35.000 Euro gekauft. „Und heute“, so freut sich Peppi, „ist er schon gute 50 bis 60.000 Euro Wert.“

Auf der Rückfahrt schauen wir noch kurz auf dem Gadenhof von Josef Jud vorbei, dessen Erbhof auf unserem Weg liegt. Wie wir dann in der Guten Stube zusammen mit drei Generationen dieser Familie, dem Großvater Josef, der Schwiegertochter Annelies und dem Gadenhof InnichenEnkel Alexander sitzen, da muss der Großvater mit dem fünf Jahre alten Enkelsohn mit Legosteinen spielen. Annelies erklärt mir derweil, was es mit einem Erbhof wie diesem hier auf sich hat. So kann ein Hof, wenn er mit einem besonderen Vermerk als Erbhof im Grundbuch eingetragen ist, bei Vererbung nicht geteilt werden. Das hat den Vorteil, dass ein solcher geschlossener Hof den Unterhalt der bäuerlichen Familie über die Generation hinweg sichert. Den Pflichterben sollten aber auf freiwilligem Weg soviel Güter beziehungsweise Werte zugewiesen werden, dass damit ihr Pflichtanteil abgedeckt ist.

Annelies erzählt dann, dass sie unten aus dem Dorf stammt. „Rosenmontag 1993,“ so schwärmt sie, „hat sie ihren Thomas auf einem Faschingsball kennen gelernt. Und fünf Jahre später haben sie geheiratet. Damals wusste sie noch nicht, was auf einem Bergbauernhof an Arbeit auf sie zukommt. So hat sie noch drei Jahre lang ihren Beruf als Verkäuferin unten in Toblach ausgeübt. Erst als sie ihre Tochter Claudia vor 10 Jahren bekam, ist sie ganz hier auf dem Hof geblieben und arbeitet jetzt dort, wo sie gerade gebraucht wird. Heute hat die Großfamilie, die in der Zwischenzeit etagenmäßig getrennt lebt, neben den vier Ferienwohnungen 8 Kühe, den 3 Jungrinder, 20 Hennen und einen Hahn sowie 2 Ziegen und 8 Truthähne.

Gadenhof InnichenDann begleiten Peppi und ich Bergbauer Josef zu seiner Weide mit seinen Kühen. Kommen dabei durch einen Stall - ein weites und massiges Gebäude - , dessen Grundmauern aus massivem Stein gebaut sind. Der monumentale Heustadel darüber ist aus Holz gebaut, wie ich draußen feststelle. Wir gehen nur ein paar Schritte weiter zu einem Steilhang, wo seine Kühe zu ihrem Wasserbecken hinaufgetrottet kommen.

HochpustertalSpäter werfe ich noch einen Blick auf die beeindruckende, umliegende alpine Landschaft. Dann werden wir mit großer Herzlichkeit verabschiedet. Während unser Roadster langsam vom Grundstück rollt und ich lässig meinen Arm auf die Wagentüre unseres Cabrios lege und in den Auto-Außenspiegel schaue, wird der hübsche Hof, der verbissen auf diesem steilen Hang ausharrt, immer kleiner. Da habe ich als Feriengast fast ein schlechtes Gewissen diesen Bergbauern gegenüber, die noch im Takt der Natur produzieren und mit ihrer schweren Arbeit die Kulturlandschaft pflegen.

HochpustertalWie wir gemütlich nach Innichen hinunterfahren, denke ich über den Mythos dieser Berghöfe nach, der bei seinen Bewohnern tief verwurzelt ist und von einer wertvollen Tradition stets hochgehalten wird. Dabei stelle ich mir vor, dass damit viel Leid, Entbehrung und auch Armut einhergehen kann.

Wie Peppi dann noch kurz bei seiner Frau in ihrem Frisiersalon vorbeischauen möchte, verabreden wir uns beide zu einem späteren Besuch bei ihm zu Hause, bevor er mich dann vor meinem Hotel aussteigen läst.

In diesem Moment kommt gerade mein freundlicher Hotelbesitzer Franz Ladinser an mir vorbei. Und wie er mich sieht, lädt er mich zu einer Tasse Kaffee ein. Dabei erfahre ich, dass sein Hotel Grauer Bär, die Albergo Orso Grigio, bereits 250 Jahre im Besitz seiner Familie ist. So war Innichen schon früh für die Reisenden auf der Römerstraße, der Via Claudia Augusta, die hier durch den Ort führte, wichtig..

Franz Ladinser „Zur k.u.k.-Zeit haben meine Vorfahren den Gasthof zum Grauen Bären zu einem Nobelhotel gemacht,“ erzählt Franz Ladinser stolz, „in dem der österreichisch-ungarische Hochadel so wie Mitglieder des habsburgischen Kaiserhauses  und wohlhabende Gäste aus aller Welt logierten. Und 1890 nächtigte sogar seine k.u.k.-Hoheit Erzherzog Rainer mit seinem Hofstab hier im Haus meiner Vorfahren. Und genau an dieser Stelle hier in der heutigen Fußgängerzone, in der wir gerade unseren Kaffee trinken, brachte ihm die Innicher Musikkapelle eine Serenade, die seine Kaiserliche Hoheit und sein ganzes Offizierskorps mit größtem Beifall aufnahmen.“

Mit diesem Wissen schlendere ich darauf hin durch das ganze Hotel und betrachte mir die aufwendigen Renovierungs- und Restaurierungsarbeiten, die heute den Gasthof wieder in einem neuen Glanz erstrahlen lassen und finde die Kombination aus modernem Luxus und historischer Atmosphäre sehr gelungen.

Zacher InnichenDas Südtiroler Handwerk, so stelle ich bei vielen Spaziergängen durch Innichen fest, zeigt sich hier traditionsbewusst mit hoher Qualität seiner Produkte. Dabei hat Handwerk hier eine lange Tradition und ist im lokalen Wirtschaftsgefüge von großer Bedeutung. So besuche ich an einem der späten Nachmittage die Firma Johann Zacher, die auf Altbewährtes mit neuem Design und gutem Geschmack setzt. Seit 1560 fertigen bereits 11 Generationen  der Familie hier an diesem Standort Hüte und auch Filzpantoffeln an. „Damit  sind wir der älteste Handwerksbetrieb Südtirols,“ wie Alois und Friedrich Zacher mir beide stolz erzählen.

Und dann darf ich einen Blick in ihre Werkstatt werfen. Verständlicherweise darf aus Konkurrenzgründen meine Kamera nicht alles festhalten, was ich sehe. So wird die gewaschene Wolle zu einer textilen Fläche aus reiner Schurwolle verfilzt.

Zacher InnichenWie dann auf natürlichem Weg die Wolle ohne Zugabe von chemischen Stoffen verdichtet wird, das erfahre ich an zwei alten Maschinen der Firma Wilhelm Quade, Guben von 1901, dem Herzstück der Firma. Sie stammen aus dem brandenburgischen Luckenwalde.

Dabei hat schon der im vorigen Jahr verstorbene Vater Leopold versucht, mit moderneren Maschinen die Wolle zu verdichten. Aber die alten Maschinen waren einfach unschlagbar besser.

PiaggioZurück im Laden erzählen mir die Schwestern Christina und Hedwig stolz, dass sie noch die Originalrechnungen und Zeichnungen dieser beiden Maschinen wie ihren Augapfel in einem Karton aufbewahren.

Wie sich dann der Urlaub langsam dem Ende neigt, da schaue ich noch einmal bei Peppi vorbei. Und da zeigt er mir stolz seinen Motorroller, eine Piaggio von 1957. Mit ihr ist er damals mit seiner heutigen Frau zwei Jahre vor ihrer Hochzeit 640 Kilometer weit bis nach Genua gefahren. Als sie durchs ganze Piemont zurück nach Innichen kamen, zeigte der Tacho 1400 Kilometer mehr an.

Und dann traue ich meinen Augen nicht. Da steht tatsächlich eine nagelneu aussehende BMW Isetta, die der Hersteller zwischen 1955 und 1962 als „Motorcoupé“ angeboten hat. Da flippe ich Oldtimerschlichtweg aus. Und das bedeutet, ich komme im nächsten Jahr wieder, um mit Peppi eine Spritztour mit diesem Traumauto zu unternehmen. Versprochen!

Gerd Krauskopf

Infos:

 

 

Hochpustertal

Weitere Infos zum Beispiel unter:

http://www.hochpustertal.com/de/Hochpustertal-Home/

 

Hotel Grauer Bär Innichen

Gut gewohnt habe ich im:

Hotel Grauer Bär

P. Rainer-Str. 2,

I-39038 Innichen

Südtirol - Italien
Tel. +39 0474 913115 www.orsohotel.it|

Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein! /de

 

Hotel Grauer Bär ist Mitglied der Vereinigung Schlosshotels & Herrenhäuser:

Schlosshotels & Herrenhäuser, Austraße 7, 5411 Oberalm bei Salzburg, Österreich

Tel: +43 / (0) 62 45 / 90 123

E-Mail:  Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!

Internet: www.schlosshotels.co.at

 

Zacher Innichen

Hüte und Filzpantoffeln:

Zacher Johann & Co. OHG
I-39038 Innichen, Burgweg 2
Tel. +39 0474 91 35 35

www.haunold.info/dt/m1.php Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!

 

 Innichen Hochpustertal

„Oldtimer Club Pustertal“

http://www.oldtimerclub.it/