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Bodensee

Schweiz und Deutschland: Die Gärten des westlichen Bodensees

An den Ufern entdecken Gartenfreunde auf einer Reise durch die Zeit die schönsten kleinen und großen Refugien

Von Gerd Krauskopf

Hortense, die Stieftochter Napoleons war es, die den westlichen Bodensee aus dem Dornröschenschlaf des Mittelalters geweckt hat.

Nach der Niederlage von Waterloo und der daraus resultierenden Verbannung zog es Hortense 1816 an den westlichen Bodensee. Dort erwarb sie die herrschaftlichen Anwesen Schloss Seeheim bei Konstanz und Schloss Arenenberg im Schweizer Kanton Thurgau. Ihr folgtenSchweiz, Schloss Arenenberg  Künstler, Literaten, Politiker und Bankiers, die sich in ihrer Nähe in prachtvollen Villen mit herrschaftlichen Parkanlagen niederließen - und ausschweifende Feste feierten. Heute sind in einer paradiesischen Vielfalt vom verwunschenen Bauerngarten über Schlossgärten bis hin zum beliebtesten Ausflugsziel des Bodensees, der Blumeninsel Mainau, Gäste willkommen.Insel Mainau

So auch bei Adolf Röösli auf einem Moränenzug im Schweizer 900-Seelen-Dorf Berg oberhalb von Arborn. Dort hat der Gärtnermeister mit Studium in Gesang und Kunstgeschichte aus Zürich das fast vierhundert Jahre alte, arg heruntergekommene Schlösschen Grosser Hahnberg mit einem verwilderten 10.000 Quadratmeter großen Garten 1992 erworben. Heute erinnern das renovierte herrschaftliche Gebäude und sein streng formal angelegter Garten durch seiner Schweiz,Garten des Schlösschen Grosser Hahnberg Hände Arbeit nach altem Vorbild an eine Miniaturausgabe von Versailles. Am verwunschenen kleinen Teich fehlen nur noch Staffelei und Leinwand, um die farbenprächtigen Rhododendren und Azaleenbüsche vor einer mächtigen, seltenen Föhrenart in Öl festzuhalten.

Die Neugier auf weitere Gärten führt zur deutschen Bodenseeseite. Da geht es aber erst einmal auf Schweizer Seite in Stein am Rhein, wo der Rhein seinen Auslauf aus dem Bodensee nimmt Schweiz, Stein am Rheinund die Stadt teilt, über eine Brücke. Unübersehbar von dort die alten Mauern des Klosters St. Georgen. Dessen ehemaliger Klostergarten und Mönchsfriedhof wurde erst vor kurzem saniert und der neue Heilpflanzengarten in klösterlicher Tradition für Museumsbesucher geöffnet.

Nach kurzer Fahrt auf deutscher Bodenseeseite auf der Halbinsel Höri am Untersee angekommen, ist einen Steinwurf oberhalb des Sees in Schienen auf dem Schienerberg ein kleiner Kräutergarten das Ziel. Ihn erreichen interessierte Gartenbesucher über einen kurzen, Bodensee, Schienensteil aufsteigenden Miniatur-Kreuzgang mit vierzehn Stationen. Dort oben – einem uralten keltischen Kraftzentrum – hat Georg-Johannes Maier neben einer ehemaligen Kapelle nach alter Klostertradition einen kleinen, bewusst lieblich gehaltenen Kräutergarten angelegt. Wie er jetzt im Mittelpunkt seines Gartens auf einem Rondell neben einem Pavillon und Quellbrunnen steht, erzählt er gestenreich von der damaligen Kirche St. Michael und St. Mauritius, die im Jahre 1832 zu einem Bauernhaus umgebaut wurde. Noch heute öffnet der fleißige Bodensee, SchienenHobbygärtner, der die besondere Energie dieses Ortes schätzt, die winzig kleine Krypta unter der ehemaligen Kapelle zur Meditation für Gäste.

"Des isch a Fuulenzer", so urteilten die damaligen dreihundert Bewohner von Gaienhofen einige See-Orte weiter über den komischen Menschen Hermann Hesse, der ihrer Meinung nach nicht arbeiten ging und auch kein Vieh hielt. Der hatte mit seiner Frau Mia ein neuntausend Quadratmeter großes Wiesen- und Ackergrundstück auf einem Hügel über dem See gekauft. Dort ließen sie sich ein Haus bauen, zogen 1907 ein und Hesse legte einen Hermann Hesse Haus und GartenSelbstversorgergarten mit verschiedenen Bäumen, Nutzpflanzen und Blumen an. Heute ist das Grundstück, das völlig verwahrlost sechs Jahre vergeblich zum Verkauf angeboten war und bei dem selbst die dortige Gemeindeverwaltung kein Interesse am Erhalt dieses kulturellen Kleinods hatte, in guten Händen von Diplom Biologin Eva Eberwein. Sie hat das Grundstück im Jahr 2003 erworben und es in zäher Fleißarbeit – dabei pendelte sie jahrelang zweimal wöchentlich zwischen ihrem damaligen Wohnsitz Rhöndorf und Gaienhofen – zu einem kleinen bemerkenswerten Kulturbetrieb für Gäste auf Anfrage gemacht. Unweit von dort ist das Bodensee, Gaienhofen, Hermann-Hesse-Höri-Museum  Hermann-Hesse-Höri-Museum im alten Ortskern zu sehen, in dem die Hesses ebenfalls kurz vor ihrem Hausbau gewohnt haben.

Per Schiff geht es von Gaienhofen vorbei an grünen Ufern hinauf zum Ende des Untersees nach Konstanz zum Anlegesteg Jakobs-Hörnle. Die "Goldküste Konstanz" – wie die Einheimischen ihre Bodenseepromenade nennen – hat einiges zu bieten. Eine der hochherrschaftlichen Villen vermutet man nicht in einer ehemaligen Kiesgrube. 1918 erwarb der Konstanz, Stiegeler Parkdamalige Kommerzienrat Wilhelm Stiegeler das verwüstete Seegrundstück. Er ließ die Kiesgrube mit Mutterboden aufschütten, unter der architektonischen Leitung von Albert Speer Senior eine Villa bauen und einen englischen Garten anlegen. Bis heute ist der Park mit der mächtigen Kanadische Pappel und dem markanten Himalaya Mammutbaum, einem Geschenk von Graf Lennart Bernadotte von der benachbarten Insel Mainau, größtenteils unverändert geblieben. Heute sorgt Elisabeth Stiegeler mit ihrem Mann Alexander liebevoll für die Pflege und Weiterentwicklung des Gartens.

Bei einem anschließenden kleinen Spaziergang weiter auf der Seepromenade mit Blick hinüber auf die Schweizer Alpen kommt aber auch die Erinnerung an den dortigen Seeburgpark. Hier Seeburgparkhat man der Bevölkerung einen öffentlichen Erholungs- und Naturerlebnis-Park angelegt, in dem man ein Feuchtbiotope aufgeschüttet hat. Als Füllmaterial hat man die abgerissenen, uralten Häuser von Kreuzlingen eingebaut. Darüber ist Kreuzlingens Stadträtin vom Department Freizeit noch heute fassungslos.

 Weiter geht es vorbei an der topmodern gestalteten Bodensee-Therme folgt Schloss Seeheim. Nach dem Zusammenbruch der napoleonischen Ära der erste Wohnsitz von Hortense, der ehemaligen First Lady Frankreichs. Bleiben konnte sie jedoch dort im Schloss Seeheim im damaligen Großherzogtum Baden nicht. Auf Druck seitens der Französischen Schloss Arenenberg mit NapoleonmuseumRegierung siedelte sie über in ihr Schweizer Schloss Arenenberg. Noch heute erzählt man sich von den ausschweifenden Festen dort in den Lustgärten Seeheims mit erlauchten Persönlichkeiten. Überliefert ist vom französischen Schriftsteller, Politiker und Diplomat François-René Chateaubriand der Ausspruch an seine angebetete Madame Récamier an einem lauschigen Uferplätzchen: "Ich will nicht sterben, ich will nur in dir vergehen wie die Wellen zu deinen Füßen."

Weitere Informationen:

Schloss Arenenberg mit Napoleonmuseum, CH-8268 Salenstein, Schweiz, Tel. 0041/583457410, www.napoleonmuseum.ch;

Schloss Grosser Hahnberg,9305 Berg, Sankt Gallen, Schweiz, Tel. 0041/ 714552455;

Kloster St. Georgen, Fischmarkt 3, 8260 Stein am Rhein, Schweiz, Tel. 0041/527412142;

Ehemalige St. Michael und St. Mauritius Kirche, Georg Maier, Am Käppeleberg 3, 78337 Öhningen-Schienen, Tel. 07735/1500;

Hermann-Hesse-Haus und Garten, Hermann-Hesse-Weg 2, 78343 Gaienhofen, Tel. 07735/440653, www.hermann-hesse-haus.de

Stiegeler Park, Konzilstraße 3, 78462 Konstanz, Tel. 07531/24075, www.stiegeler-park.de

Schloss Seeheim, Eichhornstraße 86, 78464 Konstanz, Tel. 07531/6922600;

Allgemeine Informationen: BodenSeeWest Tourismus e.V., Im Kohlgarten 2, 78343 Gaienhofen, Tel. 0049/7735919055 

Unterkünfte:

Schloss WarteggSchloss Wartegg, Von Blarer Weg, CH-9404 Rorschacherberg, Tel. 0041/718586262, www.wartegg.ch

Hotel Riva

Hotel Riva Konstanz, Seestraße 25 (Zufahrt über Kamorstraße), D-78464 Konstanz, Tel. 075/31363090, www.hotel-riva.de

Hotel Hirschen

Hotel Gasthaus Hirschen, Kirchgasse 3, D-78343 Gaienhofen-Horn, Tel. 07735/ 93380, www.hotelhirschen-bodensee.de

 

 

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