Lausitz

Im Dreiländereck

Blühende Landschaften in der Lausitz

Lausitz

Sachsen ist mehr als Dresden mit Frauenkirche, Semperoper und Zwinger, Schiffstouren auf der Elbe oder Wanderungen durch das schroffe Felsengewirr der Sächsischen Schweiz. Wir waren in der Gebirgswelt um Zittau und im Lausitzer Seenland unterwegs, tief tim Südosten des Bundeslandes an den Grenzen zu Polen und Tschechien.

 Waren das noch Zeiten, als Zittau im Mittelalter den stolzen Beinamen „die Reiche“ trug.

ZittauDer Tuchhandel boomte, Herrscher kamen und gingen. Böhmische Könige, habsburgische Kaiser und sächsische Kurfürsten hinterließen Spuren in der Stadt der Oberlausitz, die 1255 von  König Ottokar II. gegründet worden ist. Etliche Zeugen des einstigen Wohlstands sind weitgehend unversehrt erhalten. Der „Zittauer Kulturpfad“ stellt sie vor. 1914 wurde der ringförmige Denkmal-Parcours begründet, der mittlerweile 52 Sehenswürdigkeiten im historischen Zentrum verbindet, ein Augenschmaus aus Barock, Renaissance, Gotik und Klassizismus.

Auf geht`s! Gute Kondition und festes Schuhwerk sind gefragt. Über verwinkelte, kopfsteingepflasterte Straßen und enge Gassen steigt es bergan auf der Schatzsuche in  Museen, Kirchen, Klöstern, Herbergen, Herrschaftshäusern, auf  Friedhöfen und in Theater Görlitzrepräsentativen öffentlichen Bauten, darunter das „Gerhart-Hauptmann-Theater“ (1936) mit seinem dominierenden Säulen-Portal. Die erste Bühne wurde 1802 eröffnet. Heute ist Zittau mit Görlitz ein renommiertes Vierspartenhaus: Schauspiel, Musik, Tanz und Philharmonie.

Manches versteckt sich im Schatten üppiger Parks und Gärten. Überall sprudeln Brunnen und Wasserspiele. Die Stadt misst die Zeit an der Blumenuhr mit dem Glockenspiel aus edlem Meissner Porzellan in der Fleischerbastei. 4000 Pflanzen umranken das Zifferblatt. Seit 1907 zeigt es den heute rund 28.000 Einwohnern, was die Stunde geschlagen hat. Alles zu sehen, würde Tage dauern. Ein Muss für jeden Besucher  aber sind die „Zittauer Fastentücher“, einzigartige europäische Zeugnisse mittelalterlicher Frömmigkeit.

Das Kleine Fastentuch (1573) ist im Kulturhistorischen Museum, ehemals Franziskanerkloster, ausgestellt. 40 Symbole der Passion (Arma Christi) umrahmen die 4,30 x 3,50 Meter große Kreuzigungsszene. Ein unbekannter Maler hat sie nach Vorlage des Lütticher Künstlers Lambert Lombard dargestellt. Bis 1684 verhüllte das Tuch in der Fastenzeit den Hochaltar der Johanniskirche. Mit 8,20 x 6,80 Metern beherrscht das Große Fastentuch (1472, Künstler ebenfalls unbekannt) die Kirche zum Heiligen Kreuz. Für die „größte Ausstellungsvitrine der Welt“ wurde das Gotteshaus zum Museum umgewidmet. Eine riesige Glaswand schützt das ZittauKunstwerk vor Einflüssen der Witterung. Bis 1672 zierte die leinene Zittauer Bilderbibel mit 90 Szenen aus dem Alten und Neuen Testament die Hauptkirche. Dann galt sie lange als verschollen, wurde 1840 in der Ratsbibliothek wiederentdeckt und ins Kloster Obyn ausgelagert. Dort raubten 1945 Rotarmisten das Tuch, nutzen es als Dampfsperre für die Sauna und ließen es stark beschädigt in einem Wald zurück. 1994 wurden beide Exemplare von der Abegg-Stftung in Riggiberg (Schweiz) unentgeltlich aufwändig restauriert.  

Müde vom Einstieg in die Vergangenheit?  Cafes und historische Gasthäuser laden zum Verschnaufen ein. In südliche Gefilde entführt eine Siesta am Markt. Schmucke  Patrizierhäuser, Laubengänge und das florentinische Rathaus zaubern selbst dann italienische ZittauMomente, wenn die Sonne einmal nicht scheint. Baumeister Karl Friedrich Schinkel hinterließ der Stadt mit dem „Palazzo Grande“ ein architektonisches Juwel. Ottokar II. zieht es immer mal wieder magisch an diesen schönen Ort zurück. Alle paar Jahre genießt der Monarch beim „Königszug“ das Bad in der Menge. Klar, dass darunter auch viele Studenten aus 30 Nationen sind, die die alten Mauern mit jungem Leben füllen.  

Ein technisches Denkmal ist die Zittauer Schmalspurbahn. Seit 1890 verbindet sie die Kurorte Obyn und Jonsdorf im Zittauer Gebirge. Das ganze Jahr über schlängelt sich die Bimmelbahn auf  750 Millimeter-Spurbreite vom Hauptbahnhof Zittau in Deutschlands kleinstes Mittelgebirge. Zittau45 Minuten dauert die gemütliche Reise auf der zwölf  Kilometer langen Strecke bis Obyn,  je nach Plan unter Dampf oder mit Triebwagen/Dieselzug. Reisende nach Johnsdorf  steigen in Bernsdorf  um. Für Sonderfahrten werden betagte Oldies aus dem Schuppen gezogen. Von Mai bis Oktober rollt jeden zweiten Samstag der „Obyn-Express“ mit zwei offenen Aussichtswagen und einer Bar auf Schienen. Dixieland- oder Blasmusikkapellen heizen die Stimmung an.

Das Zittauer Gebirge (100. Nationalpark der Republik) ist ein Ganzjahres-Urlaubsparadies. Gleich hinter dem Bahnhof Obyn startet der 19 Kilometer lange Rundwanderweg  zu Dutzenden originell geformten Felsgebilden wie „Brütende Henne“, „Schildkröte“ oder „Teekanne“ zum „Lauschegipfel“ (793 Meter, höchste Erhebung).  80 Kletterfelsen  fordern  Anfänger und Zittauerfahrene Berggänger heraus. Im Winter locken alpine Pisten und Loipen. Hoch über der Ortschaft Obyn mit den für die Gegend typischen altbäuerlichen Umgebindehäusern  grüßt die Ruine der Klosterkirche, 1369 unter Karl IV. auf dem bienenkorbähnlichen Gesteinsmassiv errichtet. Iser- und Riesengebirge liegen zum Greifen nah.

Die Fastentücher und Kloster Obyn gehören zu den acht deutschen Stationen der Pilgerroute „Via Sacra“ im Dreiländereck. Weitere Standorte wie Kamenz  (Schnitzaltäre),  Bautzen (St. Petri, seit 500 Jahren Simultandom), Görlitz (Heiliges Grab, Kirche St. Peter und Paul), Ostritz (seit 1234 ältestes deutsches Zisterzienserinnenkloster St. Marienthal) oder Herrnhut (Evangelische Brüderunität) sind von Zittau schnell zu erreichen. In Tschechien (Nordböhmen) oder Polen (Niederschlesien)  gibt es ebenfalls acht Stationen. In Grenznähe liegen Jablonne v Podjestedi /Deutsch Jauer (Laurentiuskirche), Czesky Dub/Böhmisch Aicha /CZ (Johanniterkloster) und Luban/Löbau/PL (Marienkirche).  

ZittauEin Generationenprojekt, das Lausitzer Seenland, soll die Region noch attraktiver machen. Die bizarren Mondlandschaften des stillgelegten Braunkohletagebaus werden zur größten künstlichen Wasserlandschaft Europas: 23 Seen auf mehr als 14.000 Hektar Fläche, mit 80 Kilometern Ost-West- und 40 km Nord-Süd-Ausdehnung größer als das Saargebiet!  Zehn Seen (7000 ha) in Sachsen und Brandenburg werden über 13 schiffbare Kanäle miteinander verbunden für Motorboote, Yachten und Ausflugsdampfer.

Senftenberger-, Knappen-, Silber-, Geierswalder- oder  Bärwalder- See sind von Campern, Seglern, Surfern und Radwanderern längst angenommen. Weitere werden noch geflutet, warten auf Investoren, die Ufer und Strände erschließen. „Legen Sie jetzt das Handtuch aus!“ fordert der „Zweckverband Lausitzer Seenland  Sachsen“  Pioniere heraus, die Liste der Leuchttürme fortzuschreiben. Die aus der Aufbruchstimmung entstandenen schwimmenden Häuser in Geierswalde, die IBA Terrassen in Großräschen, die Energiefabrik Knappenrode Zittauoder das Besucherbergwerk F60 (liegender Eiffelturm) in Lichterfeld sollen Ansporn sein. So oder so: Altkanzler Helmut Kohls einst vielgescholtene Vision von den „blühenden  Landschaften im Osten“ wird endlich Wirklichkeit Und die Camper dürfen sich auf noch mehr schöne neue Freizeitdomizile freuen.                                             

Karl-Hugo Dierichs

 

Infos:

Camping:

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Elsterheide-Geierswalde: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein! Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!

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Lohsa/OT Groß Särchen: www.knappensee.de

Zittauer Gebirge: www.seecamping-zittau.com

 Tourismus: 

Lausitzer Seenland: www.lausitzerseenland.de

Zittau und Zittauer Gebirge: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein! Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!