Mecklenburg-Vorpommern, Hiddensee

Familienurlaub auf der Insel Hiddensee

 

Deutschland, Hiddensee 

“Fischer und Seefahrer haben die Insel geprägt.” Jana Leistner deutet im Heimatmuseum Hiddensee auf Fotos und Gegenstände, die das eindrucksvoll unterstreichen.

Die Kinder der Besuchergruppe hören aufmerksam zu. Die Dauerausstellung in der ehemaligen Seenotrettungsstation in der Gemeinde Kloster zeigt umfassend und anschaulich das Leben der Menschen auf der Insel.

Deutschland, Hiddensee

“Das hier sind Leinenschießgeräte”, erläutert die Museumsführerin. “Die Leine wurde an Bord und an Land befestigt und das Schiff so im Sturm an Land geholt. Wenn es nicht mehr seetüchtig war, wurde alles an Bord versteigert, damit der Kapitän noch etwas Geld bekam.” Die Mädchen und Jungen erfahren außerdem, dass die Inselbewohner damals in Hütten, Deutschland, Hiddenseesogenannten Räucherkaten, lebten, die keine Schornsteine besaßen. Hausmarken, die den Besitz markierten, durften nur die Fischer verwenden. Die Seefahrer kamen weit herum. Wenn sie festsaßen, entstanden die Buddelschiffe. 

 

Anschließend präsentiert Jana Leistner das wertvollste Exponat der Ausstellung: den Goldschmuck, einen mehr als tausend Jahre alten Wikingerschatz. Er ist 75 Millionen Euro wert; das Original befindet sich im Kulturhistorischen Museum Stralsund. In einem anderen Raum ist Bernstein, das “Gold des Ostens”, ausgestellt - alles Funde auf Hiddensee. Bernstein besteht aus Harz mit Inklusen. Die Museumsführerin erklärt, woran man Bernstein erkennt: Er schwimmt auf Salzwasser und geht im Leitungswasser langsam unter. Er lässt sich statisch aufladen und zieht Papier an. Bernstein ist außerdem brennbar und recht weich. 
Hiddensee ist in Mecklenburg-Vorpommern als Deutschlands erste Insel mit dem Qualitätssiegel für familiengeprüften Urlaub ausgezeichnet worden. Überzeugt haben die Jury die drei Erlebnispartner Seebühne, Heimatmuseum und Segel & Surf Hiddensee sowie das Appartement-Haus Dornbusch und die Post Hiddensee Appartements. 

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Privater Fahrzeugverkehr ist auf der Ostsee-Insel, Rügens kleiner Schwester - auch “Capri des Nordens“ genannt, nicht gestattet. Pferdekutschen und der Inselbus sind neben Fahrrädern, die Feriengäste mieten können, die einzigen Fortbewegungsmittel. 
Auf der “söte Länneken”, wie die tausend Einwohner Hiddensees ihre Heimatinsel nennen, stehen 3100 Gästebetten zur Verfügung, darunter viele in Ferienwohnungen. In den Sommermonaten ist das knapp 17 Kilometer lange, schmale Eiland Ziel von zahlreichen Tagesausflüglern. “Der Sommer 2013 ist gut gelaufen”, sagt Kurdirektor Alfred C. Langemeyer. “Prominente und Geldadel machen hier Urlaub und bleiben unerkannt.” 

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Während die Kinder im neuen Hafengebäude in Vitte nach Herzenslust basteln, malen und spielen, besichtigen die Erwachsenen das nahe gelegene Asta-Nielsen-Haus. Die dänische Stummfilm-Schauspielerin verbrachte dort von 1929 bis 1936 ihre Sommerferien. Das Haus wurde 1922 von dem Architekten Max Taut erbaut; seinen Namen Karusel verdankt es der äußeren Form, die einem Karussell ähnelt. Jeder Raum hat eine eigene Farbe. Das Gebäude soll restauriert werden und im Obergeschoss ein Trauzimmer erhalten. Kurdirektor Langemeyer: “Man heiratet gern auf Hiddensee.” 

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In Kloster steht das im Originalzustand erhaltene Sommerhaus des Dichters Gerhart Hauptmann, das durch einen Literaturpavillon ergänzt worden ist. Neben Hauptmanns Werken werden auch seine Lieblingsweinsorten, die er aus dem Badischen bezog, angeboten. 
Der Sanddorn ist die wohl bekannteste Pflanze auf Hiddensee. Im Herbst leuchten die orangefarbenen Sanddornbeeren an den Zweigen. Mit ihrem hohen Anteil an Vitamin B 12 und Vitamin C sind die Früchte, auch “Zitronen des Nordens” genannt, äußerst gesund. Der Tagesbedarf sind 30 Beeren, das entspricht 15 Milligramm. Die dornigen Sträucher werden traditionell gemolken. Dabei streifen die mit Handschuhen geschützten Erntehelfer die Beeren am Strauch ab. Die Beeren werden dann durch ein Tuch gefiltert, mit Zucker gemischt und anschließend mit Wasser erwärmt. Sie ergeben einen aromatischen, herb-sauren Saft, der zu Gelees, Likören und Wein, aber auch in Kosmetikprodukten verarbeitet wird. 

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Bernsteine können Urlauber unter Anleitung selber schleifen. Ingolf Engels von der Bernsteinwerkstatt Vitte bereitet die Steine an der Schleifmaschine vor. Der Rest ist Eigenarbeit: Schleifen mit Schleifpapier, um Unebenheiten auszugleichen, Reinigen und zum Schluss Polieren. Kinder und Erwachsene sind mit Eifer bei der Sache. Ingolf Engels steht ihnen mit Rat und Tat zur Seite. Am Schluss wird ein Loch durch den Bernstein gebohrt und ein Band zum Aufhängen durchgezogen.

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Die zum Nationalpark Vorpommersche Boddenlandschaft gehörende Insel in Form eines Seepferdchens streckt sich mager und lang zum Süden hinunter. Im Westen, wo flache Naturstrände mit moorigen Senken wechseln, führen Ranger Besuchergruppen durch die ginsterbestandene Dünenheide. 

 

Wer anschließend noch Lust hat, steigt zu dem weithin sichtbaren Leuchtturm auf dem Dornbusch empor, dem Wahrzeichen der Insel. Der Ort gilt als Europas windigster und zugleich als einer seiner sonnenreichsten. Der NDR zeichnet hier täglich den Wetterbericht auf. 


Das Zeltkino in Vitte, das bereits seit 50 Jahren eine Institution ist, präsentiert sich jetzt in einem Neubau. “Zwei Vorstellungen finden am Tag statt, mit einem intensiven Programm für Kinder”, sagt der Künstlerische Leiter Jörg Mehrwald. “Die DDR-Klassiker laufen immer noch.” Dass es sich hierbei um eine besondere Form des Kinos handelt, ist auch daran zu erkennen, dass keine Action-Filme gezeigt werden. Stattdessen wird großer Wert auf Atmosphäre gelegt. Mehrwald: “Hier läuft die Zeit anders.” An diesem Abend ist Familienzeltkino mit dem Kinderfilm “Lütt Matten und die weiße Muschel” aus dem Jahre 1963. Der DDR-Streifen wurde damals in Schwarzweiß auf Hiddensee gedreht. Lütt Matten hat einen großen Traum. Eine eigene Reuse will er bauen und damit Aale fangen, wie es sich für einen Fischersohn an der Ostsee gehört. 

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Die Seebühne hat jetzt ein eigenes Museum bekommen. Der Neubau der Figurensammlung “Homunkulus” beherbergt 125 Puppen ehemaliger Produktionen - von Pinocchio bis King Kong. Karl Huck, seit 23 Jahren Puppenspieler, kam die Idee während eines Gastspiels in Palermo. Der künstlerische Leiter der Seebühne versteht das Puppentheater als Familientheater, nicht als Kinderbewahranstalt. In der wenige Meter entfernten, an ein Schiff erinnernden Seebühne finden 70 Besucher Platz. Die Vorstellung des Märchenspiels “Froschkönig in der Karibik”, frei nach den Gebrüdern Grimm, ist an diesem Abend ausverkauft. Karl Huck gibt den Alleinunterhalter und schlüpft ständig in andere Rollen. Ob als Kapitän Carl Hansen oder als Prinzessin Josephine - Huck zieht alle Register seines Könnens. Seine Frau, Theaterchefin Wiebke Volksdorf, bedient die Licht- und Tontechnik. Die Kinder sind begeistert und fiebern richtiggehend mit, was auf der improvisierten Bühne so alles passiert. Etwas Schöneres als leuchtende Kinderaugen kann es eigentlich nicht geben. 


Norbert Krauss

 

Deutschland, Hiddensee

 

Informationen:

Tourismusverband Mecklenburg-Vorpommern, Platz der Freundschaft 1, 18059 Rostock, Tel. 0381/40 30 500, Fax 0381/40 30 555, www.auf-nach-mv.de. Gemeinde Seebad Insel Hiddensee, Norderende 162, 18565 Vitte, Tel. 038300/6421, www.seebad-hiddensee.de 

Anreise:

Mit Auto oder Bahn nach Stralsund, von dort mit Linienschiff oder Wassertaxi nach Hiddensee. Flugverbindungen von diversen deutschen Flughäfen nach Rostock Laage, anschließend Busshuttle auf die Insel Rügen, von dort mit dem Linienschiff nach Hiddensee. 

Unterkunft:

Hotel Hitthim in Kloster, Doppelzimmer ab 39,50 Euro pro Person/Nacht und Halbpension, www.hitthim.de.  Appartement-Haus Dornbusch in Kloster, Doppelzimmer ab 67 Euro pro Nacht, www.hiddensee-dornbusch.de. Post Hiddensee Appartements in Vitte, Doppelzimmer ab 55 Euro pro Nacht, www.hotel-post-hiddensee.de 

Restaurant:

Gaststätte Fischerklause in Vitte, Tel. 038300/60863. Gaststätte Heiderose in Vitte, Tel. 038300/63128.