Bad Birnbach, Golf
Rabbits, E-Bike und Tradition - ein Besuch im „ländlichen Bad“
Bella Vista - Golf für Genießer
Im Winter überzuckerten noch feine Eiskristalle die Greens des gemeindeeigenen Golfplatzes im ländlichen Bad Birnbach. Jetzt, im Frühsommer, duftet es nach frischem Gras, die weißen Margeriten blühen zu Tausenden und der Blick vom 17. Loch auf das fruchtbare bayerische Hügelland ist einfach grandios. Bella Vista!
Ungewöhnlich, Radfahrer und Spaziergänger sind auf dem sportlich anspruchsvollen, aber fair angelegten Golfplatz gern gesehen. Ich treffe bei meiner Wanderung am frühen Morgen zufällig auf Gerdi und Lars. Obwohl ihre Spielrunde gut vier Stunden dauern wird, haben die beiden Zeit für einen kleinen Plausch. Sie haben erst als Pensionäre mit dem Golfen begonnen und kommen jetzt nicht mehr davon los. Ich beobachte ihr Spiel, belächle den einen oder anderen Schlag der ins hohe Gras oder in den Sandbunker geht. Ich denke, „so schwer kann es doch nicht sein“. Noch ahne ich nicht, dass ich wenige Stunden später eines Besseren belehrt werde.
Mary Stelzl vom Bella Vista Golfpark hat einen untrügerischen Blick für Rabbits. Nein, gemeint sind nicht die Hasen, die sich ab und zu auf den gepflegten Fairways verirren, sondern die Golfanfänger. Die Golfersprache ist schon sehr speziell!
Beim Rückweg zum Clubhaus fängt mich Frau Stelzl ab und offeriert mir das Angebot eines Schnupperkurses am Nachmittag. Mein Versuch, mich mit Terminschwierigkeiten herauszureden ist erfolglos - Frau Stelzls Motivationstalent lässt mir keine Chance: ich melde mich an.
Josef Loher ist ein erfahrener, freundlicher Golflehrer - keine Spur von Arroganz, die man bei dieser Sportart vielleicht erwarten könnte. Das umfangreiche Spielgerät ist schnell erklärt (aha, die „Hölzer“ sind aus Metall), die Bälle rattern aus dem Automaten in den Korb, jeder der sechs Rabbits bekommt einen Schläger (Eisen 6) und jetzt wird’s ernst. Die Griffhaltung und die Grundstellung wird geduldig erklärt (klingt einfach, ist es aber nicht!) und Josef Loher bittet zum ersten Abschlag. Zum Glück wird der Ball aufgeteet, er liegt nicht auf dem Gras sondern etwas erhöht auf einem Plastikstift, dem Tee.
Theoretisch ist die Pendelbewegung beim Golfschwung einleuchtend, die Praxis sieht leider anders aus. Unser Trainer bemüht sich einfühlsam um jeden seiner Schützlinge, die falschen Bewegungsabläufe werden geduldig korrigiert und der motivierende Zuspruch lässt die Hoffnung aufkeimen, dass der Ball nach der Schlägerberührung abhebt und nach einer eleganten Flugkurve auf der Driving Range landet. Der Pro (so heißt der Golflehrer) hat´s doch so schön vorgemacht!
Nach einer kraftlosen Schwungbewegung (immerhin getroffen) rollt mein erster Ball mit Rechtsdrall über das Gras und bleibt nach rund zehn Metern liegen. Den anderen Rabbits geht es auch nicht viel besser. Zum Glück liegen ja gefühlt noch 100 Bälle im Korb und langsam werden die Schläge kontrollierter. Bei einem Ballflug von 25 Metern kommt schon fast Euphorie auf, es beginnt Spaß zu machen. Doch ich fühle es: es Bedarf noch vieler, vieler Stunden Trainings, um es auf das Niveau von Gerdi und Lars zu bringen. Ich leiste stille Abbitte.
Radeln mit Rückenwind
Das Rottal mit dem Rad zu erkunden macht ja wirklich Spaß, wenn nur die vielen giftigen Anstiege nicht wären. Die Kurverwaltung des ländlichen Bades ist ja innovativ - seit diesem Jahr bietet sie geführte E - Bike Touren für kleines Geld an. Die Elektroräder können (auch bei vielen Hotels) angemietet werden.
Geführt wird die Tour von der passionierten Radlerin Martha Kagerer; sie erklärt uns sachkundig das KTM-Rad und die Fahrtechnik (wichtig!) und schon geht es flott los.
Der Schub durch den Elektroantrieb ist erstaunlich - mit relativ geringer Muskelkraft (getrampelt werden muss beim Pedelec immer) radeln wir entspannt über die Hügel und erkunden die idyllischen Rottauen. Martha kommt zwar ursprünglich aus Böhmen, aber sie liebt ihre zweite Heimat und weiß bei den Stopps viel über Land und Leute zu erzählen. Nach rund zwei Stunden unangestrengter Fahrt wird in einem netten Landgasthof Rast gemacht. Die restliche Strecke zurück zum Artrium im Kurgebiet bewältigen wir locker. Ein Riesenvergnügen!
Bei Niedermaiers
Die paar Kilometer von Bad Birnbach zum Weiler Labüchl sind mit dem Pedelec leicht zu bewältigen (mit dem Auto ist man in zehn Minuten da). Der Besuch auf dem gepflegten Hof der Familie Niedermaier lohnt sich. Hier wird nicht nur generationsübergreifend die bäuerliche Tradition gepflegt, sondern auch Wert auf moderne Gastlichkeit gelegt. Die komfortabel eingerichteten Ferienwohnungen auf dem herrlich ruhig gelegenen Hof versprechen Erholung pur.
Heute ist wieder Backtag. Rudolf Niedermaier muss schon sehr früh aufstehen, um die beiden alten Holzöfen mit trockenem Fichtenholz aus den heimischen Wäldern anzuheizen. Das Holz wird direkt im Backraum abgebrannt - in gut zwei Stunden ist die optimale Temperatur von rund 250 Grad erreicht. Die Glutreste werden sauber ausgeräumt und die von seiner Frau in Handarbeit vorbereiteten Teigstücke mit dem hölzernen Brotschieber in den heißen Ofen eingelegt.
Es gehört Fingerspitzengefühl dazu auf diese traditionelle Weise ohne den technischen Aufwand moderner Betriebe ein gutes Brot zu backen. Für die beiden erfahrenen Landbäcker vom Niedermaier Hof ist dies kein Problem mehr. Die verführerisch duftenden Brote mit der aromatischen Kruste sind ein Genuss. Mein Tipp: das frische Brot nur mit Butter und Schnittlauch essen!
Die uralte Knigge - Waage im kleinen Hofladen erfüllt noch die strengen Anforderungen der Eichbehörde - das Siegel für das Jahr 2012 weist es jedenfalls aus. Die Marmeladen aus eigener Herstellung, Eier, Käse, Wurst und natürlich das Holzofenbrot sind dagegen frische, nachhaltige produzierte Lebensmittel, die man gerne und mit gutem Gewissen kauft.
Rainer Schwirtzek
Infos:
Neben dem ländlichen Charakter des Ortes verfügt Bad Birnbach über ein Thermen- und Saunaangebot von außergewöhnlicher Vielfalt.
Bitte lesen Sie hier: http://www.menschen-reisen-abenteuer.de/reiseberichte/europa/170-bad-birnbach.html
Bella Vista Golfpark Bad Birnbach
http://www.badbirnbach.de/index.php?menu_id=49
Zusätzlich zu der sportlich anspruchsvollen 18 Loch Anlage steht ein 9 Loch Kurzplatz mit Längen von 80 bis 100 Metern, der auch ohne Platzreife bespielt werden kann, zur Verfügung.
Ausflugstipp:
Ca. ½ Autostunde von Bad Birnbach entfernt kann im Freilichtmuseum Massing die alte bäuerliche Kultur Niederbayerns besichtigt werden.
http://www.freilichtmuseum.de/index2.php?inc=02_massing