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Kanada, der Osten

 Nova Scotia, Prince Edward Island und Montreal

Ostkanadisches Kaleidoskop mit französischem Schlussakkord

Unerfüllte Träume auf dem Meeresgrund

Ostkanada

Alles ist ganz nah. Die Aussage des Kapitäns E.J. Smith, er könne sich nicht vorstellen, das dieser Titanic  Naturgewalten jemals etwas würden an haben können. Der moderne Schiffbau habe den Durchbruch geschafft. Die Geschichte eines Kaufmannes, der die Katastrophe als einer der wenigen Passagiere der dritten Klasse überlebt, sich aber dann zeitlebens  „uneasy on water“ fühlt.

Schuld und Sühne des Reichen, der seine Frau mitsamt den beiden gemeinsamen Kindern unverrichteter Dinge verlassen will. Er ertrinkt, Sohn und Tochter überleben und landen in den Armen der glücklichen Mutter. Oder Botschaften ohne Worte:

Kinderschuhe im Titanic-Ausstellung im maritimen Museum von Halifax, Kanadadie Schuhe eines ca.3jährigen Kindes oder Bilder von Leichen auf hölzernen Pferdewagen, die von Passagieren der  3. Klasse in einfachen Leinensäcken die der vom Leben Begünstigteren in soliden Särgen.  

Der Besuch der Titanic-Ausstellung im maritimen Museum von Halifax berührt uns sehr. Natürlich kennen wir wie die meisten anderen Besucher die Fakten: Der als Wunderwerk der Technik gepriesene Ozeanriese sinkt auf seiner Jungfernfahrt von Southhampton über Cherbourg in der Nacht des 15. April 1912 um 02:20 Uhr, nachdem er einen Eisberg gerammt hat. 2200 Passagiere waren an Bord, nur 750 überlebten. Doch hier werden in Fotos und Filmmaterial nicht nur Einzelschicksale, zerplatzte Träume und unerfüllte Hoffnungen lebendig. Die  Besucher können auch nachempfinden, welcher ungeheuren emotionalen und logistischen Belastung die Bewohner von Halifax durch die Katastrophe ausgesetzt wurden. Bis zu 30 Beerdigungen auf drei Friedhöfen fanden statt, nachdem die Leichname mühsam identifiziert waren. Gab es Helden? Vielleicht die Ingenieure der Titanic, denen es trotz widrigster Bedingungen gelang, die Lichter des Schiffes bis kurz vor dessen endgültigem Untergang am Leuchten zu halten. Keiner von ihnen überlebte. Oder die Besatzungen der von der White Star Line eilends nach Bekanntwerden der Tragödie ausgesandten Telegrafenschiffe, die rund um die Uhr in rauer See Leichen bargen. Oder die Pfarrer, die Angehörigen, Schiffsbesatzungen und der Bevölkerung beistanden. „There is no need for a sermon tonight“, wird einer von ihnen zitiert. „The past week has been one long sermon, which we shall all remember – both chaplains and men on the ship. What we have seen with our eyes has spoken to us more deeply than words ever speak”.   

Schottische Tradition

Uns präsentiert sich Halifax, mit 360000 Einwohner die größte Stadt der kanadischen Atlantikprovinzen, als weltoffene Studentenstadt. „Viele von uns kommen her, um Meeresbiologie zu studieren“, erzählt uns der aus Kuba stammende Paolo am Abend in Alexander Keith´s Nova Scotia Brewery. Hier, in der ältesten aktiven Brauerei Nordamerikas nehmen wir an einer Bierprobe mit zeitgenössisch gekleideten Führern teil.

schottische Traditionsgarde in Halifax

Historische Kostüme sehen wir auch am nächsten Morgen: In der sternförmigen Zitadelle übt eine schottische Traditionsgarde in Kilts. John, schottischer Dudelsackspieler in HalifaxJohn, ebenfalls schottisch gewandet spielt Dudelsack. Damit finanziere er sein betriebswirtschaftliches Studium. „Die Bewahrung schottischer Traditionen  ist den Bewohnern Nova Scotias sehr wichtig“, erklärt er. „Daher gibt es in Halifax und im benachbarten Dartmouth auch Ausbildungsstätten für angehende Dudelsack-Musiker“.  

Die Festungsanlage thront hoch über Altstadt und Hafen. Zurück an der Waterfront fallen gleich neben dem Fähranleger die stilvoll restaurierten Historic Properties aus dem 19. Jahrhundert ins Auge. Am Ende des Harbour Walks lädt das Museum Pier 21 zu einer weiteren Zeitreise ein. Von 1928-1971 war  dieser Pier für über eine Million Einwanderer die Eintrittspforte nach Kanada.

Postkartenidylle in Granit

Bevor wir uns abends in einem der exzellenten Seafood-Restaurants verwöhnen lassen, steht noch der Besuch eines touristischen Highlights auf dem Programm. Einsame Buchten in OstkanadaVorbei an ebenso malerischen wie einsamen Buchten fahren wir auf dem Scenic Lighthouse Drive nach Peggy´s Cove. Der Legende nach soll die junge Peggy einst hier gestrandet sein, was die wenigen dort lebenden Fischerfamilien dazu  veranlasst haben soll, die Gegend nach ihr zu benennen.

Die Sonne scheint und lässt Spiegelbilder von verwitterten Bootshäusern Leuchtturm von Peggy´ Cove und bunten Fischerbooten reizvoll auf der Meeresoberfläche tanzen. Blendend weiß erhebt sich der Leuchtturm von Peggy´ Cove über die kargen Granithügel, Relikte der letzten Eiszeit. Panoramaträchtige Spazierwege führen über die Felsen. Eine stille Gedenkstätte erinnert an die Tragödie des Swissair-Fluges 111 am zweiten September 1998, bei der 229 Menschen hier im Atlantik ihre letzte Ruhestätte fanden. Vor der Rückfahrt nach Halifax gönnen wir uns noch eine geruhsame schottische Teestunde im Candleriggs.

Leuchttürme, rote Klippen und roter Sand

„Weißt du, es ist einfach so, dass man sich immer nach dem sehnt, was man zu Hause nicht hat. In Vancouver gucke ich immer irgendwo vor einen Berg. Ich genieße die weiten Horizonte hier auf Prince Edward Island“. Rachel erlebte schon einige Tage auf der Insel, die von den Einheimischen kurz PEI genannt wird. Sie kann uns beim Frühstück in der charmanten Bed & Breakfast – Pension The Heritage Harbour House Inn in Charlottetown viele Tipps geben.  

 Einsamkeit am Tea Hill Beach auf Prince Edward Island (PEI)

Wir verbringen die nächsten Tage an herrlichen Stränden, mal einsamer wie am Panmure Beach  oder belebter wie am Strand von Cavendish, meist bewacht von einem musealen Leuchtturm. „Abegweit – Land in der Wiege der Wellen“ tauften die Mi`kmaq-Indianer ursprünglich das flache Eiland. Nirgendwo ist man hier weiter als 15 km vom Meer entfernt, überall rote Farbtupfer: rote Felder, Klippen, Sandstrände und Staubstraßen. Eisenoxide im Boden sind für diese Färbung verantwortlich.

Hier im Mündungsgebiet des Sankt-Lorenz-Stroms um die Insel  mischen sich Süß- und Salzwasser und bilden ein maritimes Ökosystem mit einzigartiger Flora und Fauna. Im unmittelbaren Hinterland der Strände lassen sich hervorragend Scharen von Vögeln beobachten, die Speisekarten sind voll mit Meeres- Delikatessen wie z.B. Austern, Hummern und Heilbutt. Im Claddagh´s Oysterhouse werden sie besonders schmackhaft zubereitet.

Elche, Wale und Highlands

Ein paar Fischerhäuser, helle, mit dichtem Grün bewachsene Felsen an denen sich die wilde Brandung austobt – pilchereske Highland-Landschaft in White Point. Wir befinden uns auf dem Cabot Trail, der wohl zu

Der Cabot Trail bei Cheticamp

Recht als schönste Panoramastraße Ostkanadas bezeichnet wird. Naturimpressionen allerorten, die man mit

Diese Elchkuh begegnete uns auf dem Skyline Trai des Cape Breton Highlands Nationalparkallen Sinnen genießen muss. So auch den fantastischen Blick auf Strand und dahinter liegende

Süßwasserlagune von South Harbour. Im Cape Breton Highlands Nationalpark sind wir gerade eine

Viertelstunde auf dem Skyline Trail unterwegs, als unmittelbar vor uns eine ausgewachsene Elchkuh den Weg kreuzt, um dann zu einer ausgiebigen „Farn-Mahlzeit“ wieder im Gebüsch zu verschwinden. Sie lässt sich dabei ebenso wenig stören wie ihr männlicher Artgenosse, auf den wir eine Stunde später treffen. Langweilig wurde uns zwischenzeitlich aber nicht. Denn am Ende des Weges fallen Aussichtplattformen zum Meer hin ab und während unserer Rast kreuzen zwei Gruppen von Pilotwalen  vor der Küste. Apropos Wale: einige Tage später steigen wir in Pleasant Bay in ein Schlauchboot und befinden uns nach drei Meilen Fahrt aufs Meer hinaus inmitten zweier Gruppen von etwa 40 Tieren. Wir hören sie sogar singen – ein bewegendes Erlebnis, das einmal mehr deutlich macht, welchen Stress Dressur und Gefangenheit diesen Kreaturen verursachen mag.

Shaped by the sea

Verschiedene Wanderungen durch Moorlandschaften, dichte Wälder oder  auch auf Gebirgspfaden, meist mit grandiosen Ausblicken auf den Atlantik bescheren uns abwechslungsreiche Tage. Wir verstehen,  warum die Einheimischen Nova Scotia das Attribut „shaped by the sea“ verliehen haben.

Unberührte Straände in Ostkanada

Nicht zuletzt begeistern uns aber immer wieder traumhafte lange Strände von wilder Schönheit, oft auch einsam, hinter denen gleich die typisch kanadische Waldlandschaft beginnt. Die Keltic Lodge, unser Quartier, liegt  dramatisch auf einer Landzunge bei Ingonish und blickt  gleich auf mehrere Beaches hinab. „Ciad Mille Failte  - 100.000 Welcomes“ ist hier am Hoteleingang zu lesen. Auch auf allen Straßenschilder finden sich englische und keltische Sprache nebeneinander. Die Einheimischen pflegen sorgfältig ihre keltischen Wurzeln.

Die Lodge liegt inmitten des Cape Breton Highlands Nationalparks und ist Ausgangspunkt spektakulärer Wanderwege wie z. B. dem Middle Head-  oder Cape Smokey-Trail. Letzterer schlängelt sich über fünf Kilometer auf hohen Granitklippen mit immer neuen tollen Ausblicken empor. Verdienter Höhepunkt ist am Ende das Panorama der South Ingonish Bay mit der Halbinsel Middle Head. Deren windige Spitze lässt sich weniger anstrengend aber nicht minder lohnenswert über Pfad direkt  von der Lodge aus erwandern. Wir haben Glück: Umgeben von imponierend schroffer Landschaft erspähen wir erneut Wale, während gleichzeitig Seeadler über uns ihre Bahnen ziehen.

Willkommen in Frankreich

Szenenwechsel - Montreal

Wir glauben, Nordamerika bereits verlassen zu haben. Der Mix aus französischer Sprache, kulinarischer Perfektion, vielschichtiger Musikalität und nicht zuletzt vielen jungen Menschen verleihen der multikulturellen frankokanadischen Metropole einen ganz eigenen Charme.

Uns bleibt wenig Zeit, die vielen Facetten dieser Stadt zu erleben. Wir beginnen mit einer dreistündigen

Radtour an der Radstation „Ca roule“ am alten Hafen von Montreal

Radtour an der Radstation „Ca roule“ am alten Hafen unter Regie der perfekt bilingualen Charlotte und erfahren die Multinationalität dieser Stadt: Hafen, Altstadt, Universität, das Haus von Leonard Cohen,  Portugiesen-, Judenviertel und Chinatown, das Quartier Latin sind nur einige unserer Stationen. Montreal und Umgebung sind mit einem ausgezeichneten Radwegenetz ausgestattet, auf dem wir uns auch auf eigene Faust an den folgenden Tagen bei hochsommerlichem Wetter bewegen. Eine reizvolle Tour führt am Canal lachine entlang zum Parc des Rapides.

Wellenreiten auf dem St. Lorenzstrom bei Montreal

Hier rollt der St. Lorenzstrom in seiner ganzen Breite mit gewaltigen Stromschnellen auf die Stadt zu. Man versucht sich im Kajakfahren, ein Stück weiter stromaufwärts lädt eine stehende Welle zum Surf-Grundkurs ein. Die Ufer im Park bieten viel Raum zur Entspannung, Liebespaare, picknickende Familien oder Vogelbeobachter kommen sich nicht in die Quere.

Exquisite Küche, guter Jazz

Jazz-Club „Onze“ in Montreal

Am Abend dann ein exquisites Dinner im Restaurant Le Lepicier in der Rue St. Paul mit einzigartigen Kreationen, wie z. B. Pfeffereis zum Dessert.

Im Jazz-Club „Onze“ in der Rue St. Denis am nächsten Abend erwarten uns an unserem letzten Abend eine rauchige Frauenstimme begleitet von Bassist und Pianist mit ruhiger Jazzmusik. Dazu passt das lokal gebraute Bier perfekt. Anstrengend  wird der nächste Morgen. Vor dem Rückflug bleibt noch Zeit für eine Radtour zum Mont Royal hinauf. Von dort bietet sich uns zum Abschied ein Rundumblick auf das Zentrum bis hinaus auf den Strom  - würdiger Abschluss einer abwechslungsreichen Reise.

Uwe Junker  

 

Infos

Reiseführer:

Vista Point Ost-Kanada von Heike und Bernd Wagner, sehr gut zur individuellen Tourplanung geeignet

 

Reiseveranstalter:

Explorer Fernreisen mit Stammsitz in Düsseldorf bietet ein gutes Ostkanadaprogramm zu fairen Preisen an,  

Telefon: 0211 - 99 49 01, 

www.explorer.de/service/kontakt/

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