Marienbad und Karlsbad

Königlich kuren in Marienbad und Karlsbad

Böhmen

Die böhmischen Bäder Marienbad und Karlsbad haben eine lange Tradition als Kurorte. Jetzt erzielt der Medizintourismus auch in Tschechiens Hauptstadt Prag starke Zuwächse.

Von Norbert Krauss

Wasserfontänen schießen in einer Höhe von bis zu sechs Metern in den klaren Nachthimmel. Scheinwerfer tauchen die Kaskaden abwechselnd in gelb, rot und grün – ein eindrucksvolles Spektakel.

Zu den 250 Wasserstrahlen erklingen aus Lautsprechern klassische Musikstücke. Gebannt verfolgen die zahlreichen Zuschauer im Kurpark des tschechischen Kurortes Marienbad die singende Fontäne, die tagsüber bis 21 Uhr jede ungerade Stunde sieben Minuten lang ertönt. 

Böhmen„Der größte Kurort im böhmischen Bäderdreieck ist Karlsbad, der kleinste Franzensbad, aber der schönste ist Marienbad“, erklärt die Stadtführerin Frieda stolz auf dem Weg zu den Heilquellen und den Kolonnaden. „Marienbad wird wegen der großzügigen Grünanlagen Stadt im Park, aber auch Park in der Stadt genannt.“ Der Kurgast fühlt sich in längst vergangene Zeiten versetzt. Pferdekutschen fahren vorbei an prachtvollen Häuserzeilen, die geprägt sind durch die Architektur der k.u.k. Monarchie.

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Marienbad wurde um das Jahr 1818 gegründet. Der Großteil der Kurhäuser stammt aus dem goldenen Zeitalter, der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Die neobarocke Kolonnade und Gebäude im Empirestil schaffen eine unverwechselbare Atmosphäre. Seine 40 Quellen und die klimatischen Bedingungen machten die Stadt zu einem beliebten Reiseziel. Zu den bedeutendsten Besuchern gehörten Frédéric Chopin, Mark Twain, Johann Strauss und Richard Wagner sowie zahlreiche weitere bedeutende Persönlichkeiten und berühmte Künstler aus aller Welt. Der Platz, wo Johann Wolfgang von Goethe seiner Liebe Ulrika kennen lernte, wurde sogar nach dem Dichter benannt. 

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Der britische König Edward VII. gehörte zu den Stammgästen, er besuchte den Ort insgesamt neunmal und traf hier 1904 den österreichischen Kaiser Franz Joseph. Weil er so übergewichtig war, hatte König Edward in der Badeabteilung sogar eine private Badekabine mit aufwändiger Dekoration. Heute können Gäste das „Königsbad“ für 40 Euro pro Behandlung benutzen. Ebenfalls im Spa Resort Nové Lázne lädt die Badelandschaft des historischen Römerbads mit Marmorsäulen aus dem Jahre 1896 zur Entspannung ein. 

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Marienbad ist auf Erkrankungen des Bewegungsapparates, der Harnwege und Nieren, der Atemwege sowie gynäkologischer Erkrankungen spezialisiert. Für die angebotenen Heilkuren werden vor allem sechs Quellen regelmäßig verwendet. Bei dem Heilwasser handelt es sich um kalte Säuerlinge mit einem hohen Eisen- und Mineralsalzanteil. Das Wasser hat eine Temperatur von sieben bis zehn Grad. 

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Die traditionellen Trinkkuren erfreuen sich immer noch großer Beliebtheit. „Wenn man einen Liter Heilwasser getrunken hat, scheidet man danach anderthalb Liter wieder aus“, scherzt die Stadtführerin. Das berühmte Marienbader Heilgas (Kohlensäuregas) wird im Kurhotel Maria Spa in gasgefüllten Säcken verabreicht. Die Kurgäste sitzen bekleidet in einem Kohlendioxid-Becken und atmen durch die Nase das Gas ein, das durch die Kleidung bis auf die Haut dringt. Maria Spa ist der Ort, wo das Mariengas an die Oberfläche tritt – das natürliche CO2, nach dem die Stadt Marienbad benannt wurde. 

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Im benachbarten Karlsbad plätschert vor dem neuen Kurzentrum munter ein großer Springbrunnen. Die Kurgäste können in dem modernen Gebäude das Heilwasser aus verschiedenen Quellen in den Trinkbecher zapfen. Die Quellen, alle vulkanischen Ursprungs, waren schon im frühen Mittelalter bekannt. Vom 14. Jahrhundert an wurde im Wasser zunächst nur gebadet, bevor man seine heilende Wirkung auch durchs Trinken erkannte. 

BöhmenAn schönen Bürgerhäusern und historischen Hotels vorbei gelangt man in der pulsierenden Stadt zur Mühlbrunnkolonnade, gebaut im Neorenaissance-Stil, zur modernen Sprudelkolonnade mit einer Wasserstrahlhöhe von zwölf Metern und zum im Neobarock-Stil gebauten Stadttheater am Ufer des Flusses Teplá. Im Stadtteil Westend stehen dagegen zahlreiche Villen aus dem 17. Jahrhundert. Von Aussichtspunkten wie dem Schlossturm eröffnen sich herrliche Blicke auf das Kurbad, dessen Partnerstädte Baden-Baden und Bernkastel Kues sind. Wie ein Schloss erhebt sich das Hotel Imperial auf einem Hügel über dem engen, schmalen Tal. Die Seilbahn, die im Jahre 1907 gebaut wurde, um Material zum Bau des Hotels zu befördern, dient heute dem Personentransport.

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Goethe war auch mit Karlsbad eng verbunden. 13 Mal sei er zur Kur hier gewesen, zusammengerechnet zwei volle Jahre, erzählt die Stadtführerin Jitka. Im Alter von 72 Jahren habe er sich in die 17-jährige Ulrika verliebt, die er zwei Jahre später heiraten wollte, ihre Mutter habe aber Nein gesagt. Der russische Zar Peter der Große kurte ebenfalls in Karlsbad. Von der österreichischen Kaiserin Sisi wird eine nette Anekdote überliefert. Als sie im Hotel Bristol logierte, joggte sie jeden Morgen durch den Wald und lief dabei ihren korpulenten Leibwächtern davon. 

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Die Kurtherapie konzentriert sich vor allem auf Stoffwechselstörungen und Erkrankungen des Verdauungstrakts. Außerdem können Krebspatienten hier neue Kräfte sammeln. 13 heiße, mineralhaltige Quellen mit einer Temperatur von 41 bis 73 Grad entspringen in einer Tiefe von zwei bis 2,5 Kilometern. Sie haben alle eine ähnliche Zusammensetzung, aber dank ihrer unterschiedlichen Temperatur und ihres unterschiedlichen CO2-Gehalts haben sie jeweils eine andere Heilwirkung. 

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Die Stadtführerin schwört auf die Trinkkur, die sie jedes Jahr drei Wochen lang wiederholt. Dies sei der Grund dafür, dass sie keine Probleme mit Gelenkschmerzen habe, beteuert die 68-Jährige. Sie bescheinigt zudem Karlsbad gute Chancen, gemeinsam mit elf anderen europäischen Kurorten in die Unesco-Welterbeliste aufgenommen zu werden. 

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Außer den Trinkkuren werden auch Massagen und Mineral-Perlbäder verabreicht. Auf 46 Grad erwärmte klassische Moorwickel (Peloide), die direkt auf den Körper aufgetragen werden, haben schmerzlindernde und entzündungshemmende Wirkung bei Erkrankungen des Bewegungsapparates sowie eine krampflindernde Wirkung bei Erkrankungen des Verdauungstraktes. 

Kurgäste haben darüber hinaus die Möglichkeit, sich Schönheitskorrekturen zu unterziehen. Die Biostimulation der Haut beispielsweise mittels Laser verjüngt, heilt Akne, glättet Schwangerschaftsstreifen und beschleunigt den Heilungsprozess nach chirurgischen Eingriffen. 

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In der rund 170 Kilometer entfernten tschechischen Hauptstadt Prag, dem Herz Böhmens, verzeichnet der Medizintourismus beachtliche Zuwächse. Kliniken werben um Patienten aus dem Ausland nicht nur mit ärztlicher Versorgung von hoher Qualität, sondern vor allem auch mit günstigen Preisen. So soll der Preisvorteil, verglichen mit Deutschland, dem Vernehmen nach 30 bis 60 Prozent betragen. Die Geräte seien alle auf dem neuesten Stand, heißt es. Das Angebot umfasst ein breites Spektrum von Behandlungen. In der Augenchirurgie werden Sehfehler mittels Laser behoben sowie Transplantation von Hornhaut und Augenlidstraffung vorgenommen. Zu den Eingriffen der Adipositas-Therapie bei Übergewicht gehören das Einsetzen eines Magenballons oder Magenbands und eine Magenfaltung. Ästhetische Chirurgie ist unter den Ausländern am beliebtesten; dabei geht es um Fettabsaugung, Brustvergrößerung bzw.-verkleinerung und Lidstraffung. 

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Die Reproduktionsmedizin (künstliche Befruchtung) basiert auf einer anonymen Spende, ist zugänglich für Frauen bis 48 Jahre und auch für unverheiratete Paare vorgesehen. Sie sieht auch die Eizellspende vor, die in Deutschland nicht erlaubt ist, aber ab dem 40. Lebensjahr empfohlen wird. Die Erfolgsrate soll angeblich mehr als 66 Prozent betragen. 

Auf die Unterstützung ausländischer Patienten haben sich unabhängige Agenturen spezialisiert. Royal Medical, Mitglied des Tschechischen Verbands des Medizintourismus, kümmert sich um die Reiseplanung und stellt Dolmetscher in den Kliniken. 

Die Mediczech-Agentur sichert medizinische Behandlungen in Prager Kliniken – beispielsweise in der OB Care für ästhetische Chirurgie und in der OB Klinika für Adipositas-Chirurgie. 

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In Prag wird es nie langweilig. Dafür sorgt schon allein die Vielzahl von Baudenkmälern und Kunstschätzen. Die hunderttürmige Metropole ist ein geheimnisvolles Labyrinth, wo Geschichte und Gegenwart zu einer Einheit verschmelzen. Der Stadtrundgang im historischen Zentrum beginnt am Altstädter Ring und führt durch enge Gassen und über breite Brücken hinüber auf die Kleinseite. Zu den eindrucksvollsten Erlebnissen gehört der Blick von der Karlsbrücke auf die glanzvolle Prager Burg mit dem Veitsdom.

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Weitere Informationen: 

Tschechische Zentrale für Tourismus – CzechTourism, Tel. 030/204 47 70,  Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!

Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein! www.czechtourism.com

Kurorte: Marienbad, www.marianskelazne.cz

Karlsbad, www.karlovyvary.cz

Medizintourismus: 

Royal Medical, www.royal-medical.eu

Mediczech, www.mediczech.com/de

Anreise: Mit Auto, Bahn oder Bus nach Karlsbad und Marienbad. Mit dem Flugzeug von diversen deutschen Flughäfen nach Prag, von dort Transfer nach Karlsbad und Marienbad. 

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Unterkunft: 

Hotel Imperial in Karlsbad, www.spa-hotel-imperial.com/de 

Hotel Spa Resort Hvezda in Marienbad, www.danubiushotels.com/de

Restaurants: 

Becherplatz in Karlsbad, https://becherplatz.cz/de 

Spa Resort Nové Lázne in Marienbad, www.danubiushotels.com/de