Château-d'Oex

Château-d'Oex im Waadland: Jagertee mit Gletscherblick

Château-d'Oex

Winterliche Ballonfahrt über die Schweizer Alpen mit grandiosen Aussichten und abenteuerlicher Landung

Von Gerd Krauskopf

 Bunte Hüllen mächtiger Ballone wiegen sich an diesem frühen Wintermorgen im Wind. Die sonst so beschauliche Ruhe auf dieser abseits vom Dorfkern von Château-d'Oex gelegenen Wiese wird von den Brennern der Ballone übertönt. Hier und da haben sie es bereits geschafft, Château-d'Oexden Hüllen mit Feuer Leben einzuflammen. Dabei stehen die Menschen, die nun auf eine Ausfahrt warten, ihren riesigen Luftfahrzeugen mit unterschiedlichen Ballondesigns recht klein gegenüber. Nur mit Unterstützung können die fahrbereiten Gefährte am Boden gehalten werden. 

Mein Ballonfahrer Luc ist noch nicht soweit. Er hat erst später angefangen. Seine Hülle hat sich Château-d'Oexzwar inzwischen aufgebläht, liegt aber immer noch am Boden. Das laute Fauchen des Brenners füllt mehr und mehr den riesigen Ballon, wobei er sich nun vom Boden langsam abhebt und den Korb auf die Beine stellt. Während hilfreiche Leute unser Fluggerät festhalten, springt Luc mit elegantem Schwung in den Ballonkorb. In diesem Moment erinnere ich mich an Roger Moore bei der Internationalen Heißluftballonwoche hier in Château-d'Oex von 1994. Da hatte der in die Jahre gekommene Schauspieler – alias Geheimagent James Bond – damals ein paar Probleme, den 1,20 Meter hohen Ballonkorb zu erklimmen. Mit „Wonderful“ überspielte damals der braungebrannte Altstar die Situation.Château-d'Oex

 

Auch ich lege beim Einsteigen in den Korb keinen so eleganten Schwung hin wie Luc. Danach steigt der Ballon auf und ich verfalle der Liebe zum freien Schweben über die verschneite Alpenlandschaft im französischen Landesteil der Schweiz. „Man weiß jetzt nicht, wo wir landen werden“, meint Luc lächelnd mit zuckenden Schultern. Dann schweben wir den Silberstreifen Château-d'Oexam langsam hell werdenden Himmel entgegen, die durch die klirrende Kälte wabern. Ich erfreue mich an den schneebedeckten Hängen, die von der gerade aufgehenden Sonne leuchten. In sichtweite kommt der Dorfkern von Gstaad mit seiner autofreien Zone. Dort verbringen viele Prominente des Jetsets ihre Ferien. Nur das erste Hotel am Platz, ein Fünf-Sterne-Superior-Hotel für Adel und VIP's, die alten und die neuen Reichen, fällt jetzt noch durch seine Fassadenbeleuchtung auf. Ich wende meinen Blick ab von diesem Prachtbau, dessen illustres Publikum vielleicht zu dieser Zeit gerade den Hotel-Nachtclub verlässt, der für seine legendären Partys bekannt ist.

 

Château-d'OexWir fahren in luftiger Höhe über das Berner Oberland, dort, wo Walliser, Waadtländer und Berner Alpen zusammentreffen. In dem Moment, in dem ich ein Gletscherfeld im Blick habe, wird mir ein dampfender Jagertee aus einer Thermoskanne gereicht. Während meine kalten Hände von der warmen Tasse gewärmt werden, folgt mein Blick dem Zeigefinger des ausgestreckten Armes von Luc, der mich auf den majestätisch thronenden Mont Blanc weit hinten an der Grenze zwischen Frankreich und Italien aufmerksam macht. Ohne ihn hätte ich den höchsten Berg der Alpen mit seinen 4810 Metern Höhe inmitten einer sonnigen Château-d'Oex Farbenpracht gar nicht erkannt. Die weiß gezuckerte, grandiose Gebirgslandschaft der Alpenwelt unter uns ist für mich in diesem Moment eines der letzten Abenteuer unserer Tage. Wie müssen sich 1978 – daran muss ich gerade denken –  Ben Abruzzo, Maxie Anderson und Larry Newman gefühlt haben, als sie nach der ersten Ballonüberquerung des Atlantiks von Amerika nach Europa in dem kleinen Dörfchen Miserey bei Évreux in der Normandie ihren Ballon sanft aufsetzten.Château-d'Oex

 

„Bei der Landung nicht herausspringen!“ ruft mein Ballonführer. Ich halte mich an den Schlaufen unserer Gondel gut fest und federe mit den Beinen. Dann setzt sie hart auf dem schneebedeckten Berghang auf, wird herumgerissen. Der Korb kippt in den Schnee. Zum Ärger von Luc hat sich die Hülle zur falschen Seite gelegt. Und während uns der Wind jetzt über den Schnee schleift, fällt mir ein, was mir mal ein erfahrener Ballonfahrer gesagt hat: Die Fahrt mit einem Ballon stellt immer auch ein Messen mit den Kräften der Natur dar. Wer ihre Gesetze nicht kennt, wer sie nicht achtet und ihnen nicht folgt, wird diesen Kampf irgendwann verlieren.Château-d'Oex

 

„Aufpassen“, höre ich Luc rufen. Aber auf was, schießt es mir blitzartig durch den Kopf. Dabei wird der Korb noch immer in schneller Fahrt über den Schnee gezogen. Meine Kamera am Gurt fliegt mir um den Hals, während das Ende der Wiese bedrohlich schnell näher kommt. Da werden Sekunden ziemlich lang. Und dann wird die Hülle vom Stacheldraht gehalten und unser Korb schiebt sich durch den Schwung nur noch ein Stückchen weiter im Schnee.Château-d'Oex

 

Luc hat sich vor mir gefasst. „Das war recht hart, aber wir mussten schnell herunter. Dieser Wind war zu gefährlich und eine Landung wäre in weiter Sicht mit dem riesigen Waldstück nicht möglich gewesen“, höre ich und klettere vorsichtig mit zittrigen Beinen aus dem Ballon. „Ohne Blessuren“, antworte ich, während wir kurz darauf die Ballonhülle aus dem rostigen Stacheldraht befreien. „Alles in allem“, bedanke ich mich bei Luc, „ein großartiges Erlebnis!" Eine Champagnertaufe mit Erhebung in den Stand des Adels, wie sie sonst nach jeder Fahrt üblich ist, kommt allerdings jetzt nicht in Betracht, da Luc mit seinem Ballon noch lange beschäftigt ist.Château-d'Oex

 

Weitere Informationen:

 

Das offizielle Reiseportal der Schweiz ist: www.myswitzerland.com/de-de/

 

Der Ort Château-d'Oex: www.chateau-doex.ch/de/

 

und das Internationale Ballonfestival: www.chateau-doex.ch/de/P1152/das-internationale-ballonfestival

 

Château-d’Oex ist die Hauptstadt der Heissluftballons in der Schweiz. Jedes Jahr im Januar starten hier Hunderte von Ballonfahrern.

 

Die 43. Ausgabe des Internationalen Heißluftballon-Festivals in Château-d'Oex wurde von 2021 auf 2022 verschoben!