Spätherbstlicher Gardasee und Valpolicella

Vom spätherbstlichen Gardasee zu edlem Rotwein im Valpolicella

Italien, Valpolicella

Peppo kann jetzt endlich mal wieder durchatmen.

In aller Ruhe hat er an diesem Vormittag auf einer Parkbank am See ausgiebig seine Zeitung lesen können. Im Sommer wäre es ein großes Glück, überhaupt eine freie Bank in dieser exponierten Seelage in Bardolino zu bekommen. Und Zeitung lesen – der in denItalien, BardolinoSommermonaten als Kellner keinen freien Tag hat – geht gar nicht. Oder sogar noch den Möwen zuzuschauen, die in der trüben Sonne dieses Spätherbsttages träge auf dem Bootsanlegesteg sitzen, an dem jetzt kein Linienschiff mehr anlegt – einfach undenkbar. "Un tempo meraviglioso ora – eine wunderbare Zeit", meint Peppo. Sprach's und entschwindet mitseinem Rad über die fast menschenleere zentrale Piazza Matteotti, der Haupteinkaufsstraße. In der Italien, BardolinoHauptsaison wäre es nicht möglich, mit dem Rad auf dieser belebten Straße zu fahren. Jetzt legen Arbeiter wieder Hand an, einen riesigen Weihnachtsbaum wie alljährlich vor der Kirche Santi Niccoló e Severo aufzustellen. Die Stadt ruht in sich, die wenigen Touristen haben den See für sich. Lediglich auf einem Pausenhof hört man lärmende Kinder.

Wie dann die Sonne den Nebel – der weit drüben über dem See wabert – in Schach hält, geht es mit einem ortskundigen Fahrer hinüber ins Valpolicella. Jener hügeligen Weinregion eine halbe Autostunde Fahrt östlich von Bardolino. Vorbei an abgeernteten Weinreben, deren goldgelbe Blätter in der Sonne leuchten. Der ortsunkundige  Gast wird dabei orientierungslos über enge Nebenstraßen, durch steinerne Dörfer und wieder über rebengesäumte Hauptstraßen chauffiert. Bis, ja bis inmitten dieser goldgelben Weinreben in einer von Italien, ValpolicellaZypressen gesäumten hochherrschaftlichen Einfahrt die "Irrfahrt" endet. Und genau hier im altehrwürdigen Casal dei Ronchi in Gargagnago im Herzen des historischen Valpolicella-Gebietes von Venetien hat sich Pietro Alighieri, der Sohn von Dante, verliebt und das Land 1353 erworben. Noch heute in der zwanzigsten Generation ist der hoch herrschaftliche Besitz der Grafen Alighieri im Familienbesitz. Sogar Gäste können sich einmieten, was aber jetzt Ende November nicht mehr touristisch genutzt wird. Eher zu einer vornehm kleinen Weinprobe eines kostbaren DOCG-Rotweines, eines Amarone della Valpolicella. Dieser trockene Rotwein, der bis zu dreißig Jahre gelagert werden kann, hebt sich meilenweit von den ansonsten angenehm leichten Sommerweinen dieser Region ab. Erzeugt wird dieser edle Tropfen seit über vierzig Jahren auf diesen historischen Besitzungen in Zusammenarbeit mit Masi Agricola. Die besondere Ausdruckskraft erhält der Wein durch seine aufwändige Herstellung. Nur die besten Italien, ValpolicellaTrauben, die nicht von Fäulnis befallen sind, kommen direkt nach der Ernte zur Trocknung auf Bambusmattengestelle und werden in gut belüfteten Lagerräumen bis zu vier Monate getrocknet und ständig beobachtet. Dabei verlieren sie bis zur Hälfte ihres Gewichtes, bevor sie weiter verarbeitet werden. Dieser schwere Wein mit einer großen Aromafülle kann bis zu seinem Verkauf in der Flasche gut 17 Prozent Alkoholgehalt erreichen. Den Amarone und weitere ebenfalls international anerkannte Weine einer DOC-Qualität werden an diesem Italien, ValpolicellaNachmittag in der nahe gelegenen Tenuta Canova von Masi gekostet. Dazu werden Pasta-Gerichte, Gnocchi mit Gorgonzola, Parma-Schinken und mittelreife Käsevariationen gereicht. Spätestens hier wird klar, dass von einer verstaubten Weinromantik mit rotbackigen Winzern in spinnwebenverhangenen Weinkellern Abschied zu nehmen ist. Hier wird ein sauberes, natürliches Produkt mit viel Wissen und Erfahrung in seiner bestmöglichen Form angeboten.

Das Licht im Valpolicella ist an einem der nächsten Tage spätherbstlich angepasst. Es lässt den Himmel heller, durchsichtiger erscheinen und gibt den goldgelben Blättern wie von Impressionisten gemalt eine besondere Note. Und inmitten dieser Landschaft nahe Verona im Italien, Valpolicellakleinen Ort Fumane findet man mit der Villa della Torre aus dem 16. Jahrhundert eines der ältesten erhaltenen Mauerwerke. Jetzt nach der Weinlese nimmt sich der jüngste Spross Francesco der Besitzerfamilie Allegrini die Zeit zu einer kleinen Führung durch diealten Familiengemäuer. Interessant dabei, dass seinerzeit der berühmte Architekt der Italien, ValpolicellaSpätrenaissance Giulio Romano die Vorstellungen seines Auftraggebers Giulio della Torre hervorragend gelöst hat. So wurde die Villa im manieristischen Stil, einer Übergangsform zwischen der Ranaissance und dem Barock gebaut. Kunsthistoriker schätzen noch heute seine künstlerische Vielseitigkeit, den Geschmack und raffinierten Sinn für Stil, der in intellektuellen Kreisen in dieser Zeit sehr geschätzt wurde. Geschätzt sind seit langem auch die edlen Tropfen des Hauses Allegrini, ein Synonym für höchste Qualität. Genüsslich lehnt sich Francesco Allegrini an diesem Abend bei einer Verkostung in seinem Stuhl im Kaminzimmer zurück. "Fünf Jahre hintereinander", erzählt er stolz, "wurden unsere Weine vom Magazin "Wine Spectator" zu den 100 besten Weinen weltweit gezählt."

Am späten Abend auf dem Rückweg nach Bardolino wird der Gast gut über viele enge Neben- und Hauptstraßen und für ihn namenlose kleine Ortschaften chauffiert. Ein samtiger Geschmack im Gaumen von schönen, ausgewogenen Weinen, die nach reifen Früchten wie Kirschen und Pflaumen dufteten, lassen seine Gedanken von der Straße abschweifen und den Tag Revue passieren. Einen Tag in diesem Spätherbst, an dem auch die Einheimischen wieder durchatmen können und sich Zeit für die wenigen Gäste nehmen.

Gerd Krauskopf

 

Weitere Informationen:

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Hotel-Empfehlung:

Das ganzjährig geöffnete Aqualux Hotel Spa & Suite in Bardolino ist das erste zertifizierte KlimaHotel am Gardasee mit einem über 1.000 Quadratmeter großen Spa und Indoor-Thermalwasserpools:

www.aqualuxhotel.com

Italien, Bardolino 

 Masi Agricola: www.masi.it

Tenuta Canova by Masi: www.masi.it/ita/news/detail/366#.VjjULiv1Ls4 

Allegrini Estates: www.allegrini.it

Villa della Torre: www.villadellatorre.it/