Meißen

Meißen: Eine Stadt im Elbtal mit malerischer Silhouette

 

Meißen

 

Sonne, Frühlingsluft, Kultur und „weißes Gold“ warten auf Entdeckung

 

Von Gerd Krauskopf

 

 „Für mich ist Meißen die schönste Stadt im Freistaat Sachsen,“ schwärmt Else und ihr Lebenspartner Herbert freut sich. Dabei lehnen sich beide in ihren Campingstühlen, die sie neben ihrem Wagen am Elbufer aufgestellt haben, gemütlich zurück. So genießen sie die Frühlingssonne am wolkenlosen Himmel und das Eis, das sie sich aus der Stadt mitgebracht haben. Das scheint einem kleinen Jungen mächtig zu imponieren, der mit seiner Mutter einige Meter weiter am Ufer hockt und Schwäne füttert.

 

MeißenDabei schauen sie lange über die Elbe hinweg auf den mächtigen Burgberg mit der stolzen Albrechtsburg und den beiden weithin sichtbaren Domtürmen. Der Fels, auf dem das Burgberg-Ensemble thront und von prachtvoll restaurierten Bürgerhäusern am Fuße umgeben ist, spiegelt sich wunderschön im langsam dahinfließenden Elbwasser. „So schön hätte ich mir dieses Städtchen nicht vorgestellt,“ schwärmt Else, die mit ihren sechzig Jahren der Liebe wegen ihr Land Nordrhein-Westfalen verlassen hat und hier in ihrer Wahlheimat bei Herbert – einem Meißener Jungen, wie er sich nennt – angekommen ist.

 

Eine Weile später, die leeren Eisbecher sind im Fußraum des Wagens abgestellt, sprudelt es aus Herbert heraus. So erzählt er stolz davon, dass die Albrechtsburg und der Dom dank ihrer architektonischen Geschlossenheit zu den bedeutendsten Bauwerken der Gotik zählen. Der Dom wurde vor über 700 Jahren nach einer Bauzeit von guten 150 Jahren mit einer halbfertigen Turmspitze – die den Namen „Höckrige Turm“ bekam – fertig gestellt. Erst 1908 wurden die beiden Domtürme vollendet.Meißen 

 „Nicht immer ist die Elbe so ruhig wie heute,“ erzählt der Ortskundige mit hochgezogener Stirn. „Es sieht so aus, als könne der Fluss kein „Wässerchen trüben“. Aber er kann auch ganz anders.“ Und dabei hebt er den Zeigfinger zur Drohung. „Da denke ich nur an die schlimmen Überschwemmungen der Jahre 2002 und 2013, als unsere Stadt nicht wiederzuerkennen war,“ erzählt er traurig. Es herrschte über eine Woche ein Ausnahmezustand, den viele so noch nicht erlebt hatten. Ettliche Bürger kamen in Notunterkünften, bei Familienmitgliedern oder Freunden unter. Herbert hatte Glück. Sein Haus befindet sich im oberen Teil der Altstadt.

 

MeißenAuch Else hatte von diesen Hochwassern gehört, damals noch in Nordrhein-Westfalen. „Für mich aber,“ gesteht die Zugezogene, „war Meißen schon immer ein Begriff, nämlich mit feinstem Meissner Porzellan verbunden.“ Und so war es auch fast der erste Weg, den die beiden zusammen gegangen sind. Eine Besichtigung der Meissner Porzellan Manufaktur. „Als ich zum ersten Mal die Manufaktur mit den gekreuzten Kurschwertern als Symbol besucht habe vor über dreißig Jahren,“ wirft Herbert ein, „gab es nur fünf kleine Schauräume, in denen man den MeißenPorzellankünstlern über die Schultern schauen konnte und einen Museumsraum. Und heute,“ so gesteht der Meißner, „gibt es ein riesiges, modernes Besucherzentrum und die Besucher werden durch verschieden große Hallen geführt, in denen sie vom Rohprodukt Kaolin – dem weißen Gold – bis zur kunstvollen Handbemalung den Künstlern bei ihrer Arbeit zuschauen können.“ Dabei wird das „weiße Gold“ – der Rohstoff Kaolin – noch heute seit über dreihundert Jahren mit Muskelkraft im kleinsten Bergwerk Europas nahe Meißen im kleinen Dorf Seilitz mit Bohrhammer, Spitzhacke und Schaufel aus dem Berg gebrochen.

  

„Aber Meißen ist auch ein idealer Ausgangspunkt für mich als Zugezogene, die wunderschöne Umgebung zu erkunden,“ wirft Else ein. Dabei schwärmt sie von Schloss Moritzburg auf einer künstlichen Insel inmitten eines riesigen Schlossteiches mit einer anschließenden weitläufigen MeißenGartenanlage, das August der Starke mit seinen Jagdtrophäen im Schloss ausstattete. Und sie ist begeistert von ihrer ersten Schiffsreise mit einem Schaufelraddampfer auf einer der schönsten Flusslandschaften Europas zwischen Meißen und dem Elbsandsteingebirge vorbei an Dresden und Schloss Pillnitz. 

 

Während die Sonne als glühender Feuerball hinter dem Burgberg-Ensemble unter geht, die Radfahrer auf dem Elbradweg hinter den beiden ihre Bahnen ziehen und die Lichter bereits angemacht haben, entkorkt Herbert eine Flasche Schaumwein aus der Kühlbox. Den haben sie mitgebracht von einem Ausflug vom nicht weit entfernten Schloss Wackerbarth bei Radebeul im Herzen der Sächsischen Weinstraße. Dort, in einer der sonnigsten Regionen Deutschlands, Schloss Wackerbarth reifen fast 70 Rebsorten auf gerade einmal 500 Hektar. Eine solche Vielfalt auf kleinstem Raum ist deutschlandweit einzigartig. Im Jahr 1836 legte der französische Kellermeister Johann Joseph Mouzon dort den Grundstein für eine der ältesten Sekttraditionen Europas. Und während jetzt auf der gegenüberliegenden Elbseite die Lichter angehen und sich der Himmel glutrot gefärbt hat, stößt das Paar auf ihr einjähriges Zusammenleben hier im oberen sächsischen Elbtal an und genießt den prickelnd guten Tropfen.

 

Weitere Informationen:

 

Tourist-InformationMeißen, Markt 3, 01662 Meißen, Tel. 03521/41940, www.stadt-meissen.de/de/tourismus.html

Erlebniswelt Haus Meissen, Talstraße 9, 01662 Meißen, Tel. 03521 468206, www.erlebniswelt-meissen.com/

Schloss Moritzburg,Schloßallee, 01468 Moritzburg, Tel. 035207 87318, www.schloss-moritzburg.de/de/startseite/

Auf dem Raddampfer durch das Elbtal, Georg-Treu-Platz 3,
01067 Dresden, Service-Center, Tel. 0351 866090, www.saechsische-dampfschiffahrt.de/

Schloss Wackerbarth, Wackerbarth Straße 1, 01445 Radebeul, Tel. 0351/89550, www.schloss-wackerbarth.de