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Bergisches Land

 

Nordrhein-Westfalen

 Mit dem Rad tief in die Lebensader des Bergischen Landes vordringen

Bergisches Land

Von der Röntgenstadt Remscheid Lennep vorbei an malerischen Motiven strampeln bis zum "Amazonas im Bergischen Land"

Von Gerd Krauskopf 

 Als schmaler Wasserlauf aus einem Quellteich in Remscheid-Lennep schlängelt sich der junge Morsbach durch satte Wiesengründe. Hier in Röntgens Geburtsstadt im Bergischen Land beginnt meine Radtour am glasklaren Wasser bei herrlichstem Sonnenschein. Unterwegs Bergisches Landwippen viele kleine Rinnsale aus den Seitentälern und vereinen sich mit dem noch jungen Morsbach. Ein Naturparadies ist es bis zur Nüdelshalbach. Ab hier ändert das Bachbett durch Gewerbe und Industrie seinen Charakter. Nun muss sich das Fließgewässer im "urbanen Bereich" mit der Morsbachtalstraße die oft schmale Talsohle teilen.Bergisches LandEin paar Kilometer weiter im Ortsteil Clemenshammer gesellt sich der Gelpebach dazu. Nur einen "Steinwurf", bevor er in den Morsbach mündet, treibt er ein Wasserrad an. Über eine mächtige hölzerne Hammerwelle wird noch heute im Museum des Steffenshammers bei Veranstaltungen Stahl geschmiedet. Ab dem 16. Jahrhundert setzte der Morsbach in seinen Bergisches Landbesten Jahren 42 Hämmer und 40 Schleifkotten in Bewegung. Um Rohstoffe heran zu schaffen und deren stählerne Produkte in den Handel zu bringen, dampfte ab 1891 die "Ronsdorf-Müngstener Eisenbahn" durchs Morsbachtal. Bereits 1903 wurde die Strecke elektrisch ausgebaut und die Schmalspurbahn – genannt "Der Müter" – löste die Dampflok ab. Heute ist nichts mehr davon zu sehen.

An seinen Ufern an der Stadtgrenze zu Wuppertal lagen viele winkelige Höfe mit kleinen und manchmal auch prächtigen Fachwerkhäusern. Ihre stolzen Bewohner sprachen davon, dass sie an "derr Beek" wohnen, womit sie den Morsbach meinten. So gibt es auch heute noch den hübschen kleinen Ortsteil Morsbach. Dort an einem gut restaurierten sogenannten Pulverturm sollen in seinem Wehrspeicher sogar noch zwischen den senkrechten Bohlen Schiessschartenschlitze vorhanden sein. Versteckt gleich nebenan das Haus Marksteller, ein bergisches Stilhaus erster Güte mit wunderschönem Rokokoportal.Bergisches Land

Von hier ist es nicht mehr weit mit meinem Rad bis nach Müngsten, wo der Morsbach nach guten 17 Kilometern in die Wupper mündet. Die Wupper, die hier schon die Stadt Wuppertal mit ihrer berühmten Schwebebahn bereits hinter sich gelassen hat, ist zum größten Teil ein ungebändigtes Gewässer. Ihre Quelle entspringt im Marienheider Ortsteil Börlinghausen und mündet nach 116 Kilometern im Leverkusener Stadtteil Rheindorf in den Rhein.  

Bis heute hat sich das Wupperbett hier im Bergischen Land durch die Höhen und Tiefen gegraben und so das Land modelliert. Einst hatten die Menschen an ihrem Ufer die Wupper mit ihren Abwässern bis zur Unkenntlichkeit zerstört und – Gott sei Dank – wieder in letzter Minute gerettet. Heute – nachdem Lachse wieder gesichtet werden – sind sie stolz darauf und sprechen davon, dass das Wasser, das über die Steine lustig hin und her wippt und wuppt, ihr "Amazonas im Bergischen Land" ist. Eine Naturwelt, die vor Lebensvielfalt nur so sprüht. 

Bergisches LandSo stehe ich nun in Müngsten auf der Napoleonsbrücke, die seit 1849 die Städte Remscheid und Solingen über die Wupper verbindet und unter Denkmalschutz steht. Von hier, wo das Gewässer bereits zwei Drittel ihres Laufes hinter sich gebracht hat, richtet sich mein Blick wupperabwärts inmitten der bewaldeten Berge auf den kleinen Diederichstempel, der 1901-1905 im neugotischen Stil siebeneckig erbaut wurde. Zu ihm steige ich aber nicht hinauf, sondern schwinge mich auf meinen Drahtesel und bremse bereits nach einigen hundert Metern genau unter der Müngstener Brücke im neu gestalteten Touristen-Magnet Brückenpark Müngsten. Hier wartet ein vielfältiges Angebot an Freizeitvergnügen für kleine und große Gäste.

Unter der höchsten Eisenbahnbrücke Deutschlands mit stolzen 107 Metern Höhe und einer Spannbreite von 500 Metern Länge mache ich es mir einsam und alleine in Wassernähe auf einer Liegewiese bequem. Dabei wird das plätschernde Wasser nur durch das laute Geräusch Bergisches Landder S-Bahn – dem so genannten "Müngstener" – unterbrochen, der regelmäßig von Solingen über Remscheid nach Wuppertal fährt. Die Fertigstellung dieser unglaublichen Ingenieursleistung erfolgte im Jahre 1897. Heute fiebern die Bergischen Bewohner den Bemühungen der dortigen Verantwortlichen entgegen, die Brücke mit fünf weiteren Europäischen Brücken alsWeltkulturerbeanerkennen zu lassen. 

Bergisches LandZur Stärkung zieht es mich später ins dortige Restaurant "Haus Müngsten". Zur Bergischen Waffel mit Milchreis, Zimt und Zucker lasse ich mir einen Cappuccino schmecken. Danach geht's zu einem weiteren Highlight im Brückenpark, zur einzigartigen Schwebefähre. Ich habe Glück und es steigen mit mir ein paar weitere Gäste in dieses Unikat. Eine Art Draisine, die auf zwei Stahlseilen mit unserer Muskelkraft das andere Ufer erreicht. So verbindet die Fähre die Städte Solingen und meine Heimatstadt Remscheid. Auf einem wunderschönen, flachen Bergisches LandWaldweg, vorbei an malerischen Motiven, radele ich immer entlang der Wupper, bis vor mir weit oben auf einem Berg Schloss Burg auftaucht. Eine im späten 19. Jahrhundert rekonstruierte Höhenburg, die einst im 12. Jahrhundert die Stammburg der Grafen und späteren Herzöge von Berg war. Während die Sonne tiefrot die alten Mauern des Wahrzeichens des Bergischen Landes hoch über mir anstrahlen, steige ich mit meinem Rad in den Bus ein, der mich nach Hause bringt und diese schöne Radreise beendet.

 

Weitere Informationen: 

www.bergisch-mal-drei.de 

Bergisches Land 

 

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