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Bamberg

Bamberg: Eintauchen in eine lebendige Vergangenheit

Bamberg

Inmitten mittelalterlicher Bauten finden Gäste in einem Schmelztiegel der Kulturen zueinander

Von Gerd Krauskopf

 Welch eine Kulisse in Bambergs Klein-Venedig. Da gleiten auf der Regnitz elegant zwei venezianische Gondeln an den ehemaligen Fischerhäusern vorbei. Die beiden Gondolieri sind dabei typisch venezianisch gekleidet und bewegen ihre Gondeln mit dem Paddel elegant flussaufwärts. Dabei stehen sie ganz traditionell auf dem nach oben gebogenen Hinterdeck. Lassen über die handgeschnitzte Fórcola, jener ellenbogenförmigen Holzgabel, das schmale Paddel nur knapp bis unter die Wasseroberfläche ins Wasser eintauchen. Derweil schauen sich die Gäste die mittelalterlichen Fachwerkhäuser der einstigen Fischersiedlung an. Es sind alte Wohnhäuser aus dem 15. und 16. Jahrhundert, die direkt am östlichen Ufer der Regnitzliegen. An ihren Holzbalkonen wurden die Fischernetze getrocknet.

BambergIch sitze schon länger hier am gegenüberliegenden Ufer der ehemaligen Fischerhäuser unterhalb des alten Rathauses, das auf einer künstlichen Insel direkt in die Regnitz gebaut worden ist. Dabei habe ich Strümpfe und Schuhe ausgezogen und meine Füße in das angenehm kühle Wasser eintauchen lassen. Mir gegenüber, nur ein paar Meter flussaufwärts im Anschluss an die dreißig Fischerhäuser, reiht sich am ehemaligen Hafen„Am Kranen“das 1742 im Barockstil errichtete Schlachthaus ein. Es wurde in den Fluss hineingebaut, damit ein Teil des Hauses von dem Fluss durchströmt werden konnte. So wurden die Fleischabfälle sehr bequem entsorgt. Heute besteigen neben dem ehemaligen Schlachthaus Gäste die Schiffezu Ausflügenmit der Bamberger Personenschifffahrt. Sie fahren in etwa 80 Minuten durch die Altstadt bis zum Hafen herunter und zurück.

 

BambergObwohl die fränkische Universitätsstadt Bamberg gut besucht ist, sind hier auf dieser Seite der Regnitz nur wenige Menschen zu sehen. Das liegt daran, dass man früher auf dieser Flussseite keine Cafés oder Restaurants zugelassen hat. Während ich das kühle Nass genieße, muss ich an die Abende denken, die ich in der historischen Altstadt – seit 1993 Weltkulturerbe der Unesco – mit dem gemütlichen Flair der vielen Cafés, Restaurants und Kneipen verbracht habe. Dabei ist Bamberg gesegnet mit vielen guten Braustätten, die eine Vielzahl unterschiedlicher Biersorten anbieten. Jede Braustätte hat dabei ihre eigene Spezialität. Besonders geschmeckt hat mir das „Rauchbier“, ein sehr dunkles, herbwürziges, untergäriges Märzenbier. In einer Kultgaststätte mitten im Gewinkel der Altstadt in der Dominikanerstraße habe ich es gekostet. Nicht im Schankraum, sondern draußen in der Gasse inmitten einer Runde von Bierliebhabern bei guten Gesprächen unter Einhaltung der Abstandsregeln.

BambergWie so oft mache ich mich an einem dieser Tage wieder auf den Weg, die Sehenswürdigkeiten wie das Alte Rathaus, den leider zur Zeit eingerüsteten Kaiserdom oberhalb der Stadt und dort die Neue Residenz mit dem prachtvollen Barock und dem hübschen Rosengarten aufs Neue zu besuchen. Dabei entdecke ich immer wieder abseits dieser bekannten Orte Interessantes wie die Kunst der „Roten Männer“ am Schönleinsplatz. Seit Oktober 2016 hockt hier unübersehbar die achtköpfige Glatzenkopfgruppe „Meeting“ von Künstler Wang Shugang und findet in der Bevölkerung ein geteiltes Echo: Angefangen von „chinesischem Krempel“ bis hin zu „Bereicherung“ und „Weltkunst“.BambergNach vielem Pflastertreten in der einzigartigen Stadtlandschaft steige ich in der Bergstadt in ein Taxi. Hier am schräg abfallenden Domplatz inmitten von Gotik und Romanik des reichen Bamberger Architekturerbes lasse ich mich zur mittelalterlichen Altenburg hinauf chauffieren. Sie befindet sich gute drei Kilometer südwestlich der Bamberger Altstadt und thront auf der Räthkuppe, der höchsten Erhebung der sieben Berge rund um die Stadt. Von hier aus schweift mein Blick in die Tiefe, auf das in der Ferne liegende urbane, Bambergstädtische „Gesamtkunstwerk“ von mehr als 2.400 denkmalgeschützten Gebäuden. Und inmitten diesem Gebäudeensemble ist der akademische Nachwuchs der Otto-Friedrich-Universität verteilt untergebracht, was die Stadt recht lebendig hält.

Auch sehe ich von hier oben die Gärtnerstadt mit ihren mittelalterlichen Strukturen der riesigen Hausgärten, die im Weltkulturerbe mit aufgenommen worden sind. Schon vor Jahrhunderten exportierten die Bamberger Gärtner ihre Produkte – Samen, Süßholz und Steckzwiebeln – weit über die Grenzen der Stadt hinaus. Nicht umsonst werden die Bewohner Bambergs noch heute Bambergliebevoll „Zwiebeltreter“ genannt. Trampelten sie doch einst die grünen Stängel nieder, damit die ganze Kraft in die Knolle ging. Noch heute prägt die Gärtnerstadt mit ihren riesigen Gärten das Bamberger Stadtbild. Dabei fällt mir der Glasturm ein, der den Gästen einen Überblick über dieses Terrain bietet. Er ist mittlerweile derart einseitig in den Boden gesunken, dass er in Miniatur dem schiefen Turm von Pisa ähnelt. 

BambergIm Licht der späten Nachmittagssonne spaziere ich durch die Altstadt, vorbei am Böttingerhaus, schlendere durch die Judengasse und es geht von dort hinauf zum Oberen Stephansberg. Im Biergarten des „Spezial-Keller“ unter großen schattenspendenden Platanen lasse ich den Tag Revue passieren. Dabei sind die venezianischen Gondeln vor der Kulisse von Klein Venedig mein Highlight. 

 

Weitere Informationen:

Tourismusverband Franken e.V., Pretzfelder Straße 15, 90425 Nürnberg, Tel. 0911/941510, www.frankentourismus.deBamberg

 

Bamberg Tourismus & Kongress ServiceGeyerswörthstraße 5, 96047 Bamberg, Tel. 0951/2976200, www.bamberg.infoBamberg

 

Gondelfahrten können direkt über das Gondeltelefon gebucht werden: Tel. 0951/1206327, ½ Stunde 60,- Euro, ¾ Stunde 90 Euro, 1 Stunde 120 Euro, www.gondelfahrt.infoBamberg

 

 

Bamberg liegt an der Burgenstraße

Die 1954 ins Leben gerufene „Burgenstraße“ zählt zu den traditionsreichsten Ferienstraßen Deutschlands. Beginnend in Mannheim führt sie 770 Kilometer nach Bayreuth, vorbei an mehr als 60 Schlössern und Burgen durch die Landschaften des Neckartals, der Fränkischen Schweiz und des Frankenwaldes. Die Touristikroute gewährt Reisenden einen historischen Einblick in das Mittelalter, den Barock und den Klassizismus. Weitere Informationen unter www.burgenstrasse.deTel. 07131/9735010

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