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Hochschwarzwald, im Reich des „Kräuterwieble“

Hochschwarzwald: Im Reich des Kräuterwieble

Hochschwarzwald 

Bei Gertrud Kaltenbach auf dem Krummholzenhof hoch über St. Märgen iHochschwarzwald kommt man sich vor wie in der Schule. Das Kräuterwieble“ sucht auf einer Wanderung Wildkräuter und erzählt über die Heilwirkung und Nutzung der Pflanzen.

 

Von Norbert Krauss

 

Der Bus quält sich eine kurvenreiche enge Straße im Hochschwarzwald hinauf, biegt dann links in eine Sackgasse ab und hält schließlich vor einem schmucken Gehöft.

Hier, auf dem 700 Meter hoch gelegenen Krummholzenhof in St. Märgen, empfängt Kräuterwieble“ Gertrud Kaltenbach ihre Gäste. Die nächsten Stunden steht Wildkräuterkunde auf dem Programm. Zur Einstimmung wird den Teilnehmern Sekt mit selbstgemachtem Rosenblütensirup kredenzt, außerdem frisches Quellwasser mit Zitronenverbene. Und schon geht’s los. Kaltenbach, im Trachtenkleid, mahnt eingangs: „Ich esse nur, was ich kenne – das ist oberstes Gebot, wie bei den Pilzen.“ 

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Während der Kräuterwanderung auf den heimischen Wiesen zupft die fröhliche und gutgelaunte Frau immer wieder Wildkräuter ab, reicht sie herum und erzählt über die Heilwirkung und Nutzung der Pflanzen. Wichtig sei, die Kräuter vor dem Kochen zu waschen. Hier nur einige Beispiele: 

Die Brennnessel hilft als Tee gegen Kreuzschmerzen und ist gut für die Durchblutung. Sie hat mehr Inhaltsstoffe als der Blattspinat. Aus den Samen lässt sich Pesto herstellen. Die Brennnessel eignet sich auch als Dünger und Mittel gegen Läuse. 

Die Blüten des Löwenzahns verwendet Kaltenbach in Pfannkuchen und Kräuterbutter, die Blätter in Suppen und Quiches. Die Wurzel verarbeitet sie zu Kräutersalz. 

Der Spitzwegerich wirkt örtlich betäubend auf Insektenstiche wie ein pflanzliches Antibiotikum. Er riecht nach Champignon. Der Breitwegerich dagegen hat einen kühlenden Effekt bei Blasen- und Ohrenschmerzen. 

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Das Wiesenlabkraut mit seinem honigsüßen Geruch kann als Salat eingesetzt werden. Es soll entstrahlend sein, „wenn man es ums Handy wickelt“, so Kaltenbach. Die gleiche Wirkung wird dem Johanniskraut zugesprochen, das ansonsten als Öl gegen Wunden und Sonnenbrand hilft. Der Stinkende Storchenschnabel soll bei Kindern Strahlen abbauen, wenn man ihn als Tee ins Badewasser tut. Ansonsten dient er als Tinktur gegen Tinnitus. 

Kräuterwieble“ Gertrud Kaltenbach überzeugt ihre Zuhörer, weil sie von ihrem selbst angeeigneten Wissen überzeugt ist. Außerdem spielt für sie der Spaßfaktor eine große Rolle: „Wenn ich keinen Spaß mehr daran habe, höre ich sofort auf.“ 

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Ebenfalls im Süden des Mittelgebirges befindet sich das mehr als 63 000 Hektar große Biosphärengebiet Schwarzwald, im Juni 2017 von der Unesco anerkannt und damit das jüngste von 16 Reservaten in Deutschland. Es erstreckt sich von 310 bis 1420 Meter Höhe. 68 Prozent der Fläche sind durch Bergmischwälder bedeckt, ein Viertel der Fläche wird als Grünland extensiv bewirtschaftet und drei Prozent sind dur5ch Bannwälder total geschützt. 

„Die Allmendweiden sind ehemals gemeinschaftlich genutzte Flächen, die bis zum Gipfel des Belchen reichen“, erklärt die Freiburger Regierungspräsidentin Bärbel Schäfer. „Das Biosphärengebiet muss in den Kommunen gelebt werden.“ Ziel sei nachhaltiger Tourismus mit der Natur. Die anfängliche Skepsis in der Landwirtschaft habe sich inzwischen gelegt. Das Biosphärengebiet sei keine Konkurrenz zum Naturpark; beide ergänzten sich sogar. Naturschutz und Landwirtschaft seien kein Gegensatz. 

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Die Belchenbahn, die von der Expo 2000 in Hannover stammt und hier wieder aufgebaut worden ist, fährt auf den 1414 Meter hohen Gipfel, der im Zentrum des Naturparks liegt. Bei guten Sichtbedingungen reicht oben der Blick bis zur Schweizer Alpenkette. 

Während der letzten Eiszeit reichten die Gletscher bis 500 Meter herab, deren Spuren sind noch als Moränen und Trogtäler präsent: Im „Präger Gletscherkessel“ flossen gleich sechs Gletscher zusammen. Eine Besonderheit ist der Badische Riesenregenwurm „Lumbricus badensis“ mit seinen bis zu 60 Zentimetern Länge. 

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Auf der Weide unterhalb des Belchen-Gipfels grasen einträchtig Rinder der seltenen Rasse der Hinterwälder. Wenn Bio-Landwirt Manfred Knobel seine Tiere zu sich ruft, folgen diese aufs Wort und kommen angetrabt. Knobel, der Allmendweiden vom Belchengipfel bis ins Schönauer Tal gepachtet hat, wurde nach eigenen Worten im Jahre 2001 von seinen Kollegen ausgelacht, als er sich um die ausgeschriebenen 150 Hektar Fläche, zu 70 Prozent Steillagen, bewarb. Er war der einzige Kandidat und hat bis heute seine damalige Entscheidung nicht bereut. Zu seinem Familienbetrieb gehören 44 Kühe, die von Frühjahr bis Herbst auf den Weiden und im Winter im Laufstall sind. Das Hinterwälder Rind gilt als optimaler Futterverwerter, selbst bei minderwertigem Futter kann es viele Jahre Milch produzieren. 

HochschwarzwaldMit rund 428 Hektar gehört der Bannwald „Schwarzahalden“ im Biosphärengebiet zu den größten Waldschutzgebieten in Baden-Württemberg. Er wurde im Europäischen Naturschutzjahr 1970 ausgewiesen. Durch die Aussetzung der Bewirtschaftung wird eine vom Menschen ungestörte Entwicklung der Wälder und der Tier- und Pflanzenwelt ermöglicht. Hier kreuzt der Genießerpfad Rappenfelsensteig und lädt zu einem Abstecher hoch zum Rappenfelsen ein. 

„Im Bannwald bleibt alles liegen“, erläutert Förster Claus Giller. „Bann bedeutet Vorschrift, was zu unterlassen ist. Man überlässt den Wald sich selber, ohne menschlichen Einfluss.“ Der Weg führt über Stock und Stein und über umgestürzte Baumriesen. 

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Giller, der mehrmals in der Woche Gruppen durch den Bannwald führt, berichtet von Pflanzen- und Tierarten, die hier und nirgendwo anders vorkommen: so die Bartflechte, die Alpenjohannisbeere oder der Schwarzspecht. Gerade der Schwarzspecht sei auf Starkholz angewiesen, zum Beispiel 200 Jahre alte Tannen, die stehen blieben, bis sie in sich zusammenbrächen. Nur die Fahr- und Wanderwege würden freigeräumt. 

„Manche Insekten gehen nur auf tote Bäume“, sagt der Förster. Es gebe spezielle Waldameisen, die doppelt so groß wie die normalen Ameisen seien. Die Bäume seien durch die Trockenheit abgestorben. Der Fachmann macht auf einen Unterschied bei den Nadelbäumen aufmerksam: „Die Tannenzapfen wachsen nach oben, die Fichtenzapfen hängen nach unten. Man wird nie Tannenzapfen auf dem Boden finden, nur ihre Samen.“ 

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Auf einer Wanderung im Wald rund um den Schluchsee gibt Nicolaus Prinz Einblicke in die gesundheitsfördernden Wetterelemente Temperatur, Wind, UV-Strahlung, Licht und Luftreinheit des Heilklimas in der „Höhenklimaregion Hochschwarzwald“. Kühle und Wind seien gut bei Herz- und Kreislaufleiden, bei Atembeschwerden und bei Allergien, betont der Klimatherapeut. Wegen des Schonklimas bräuchten die Hotels keine Klimaanlagen. Licht diene als Stimmungsaufheller. Weniger Feinstaubpartikel bedeuteten bessere Luft. Die Bartflechten seien ein Zeichen für besonders gute Luft. 

Schuhe ausziehen“, ordnet Barfuß-Experte Markus Dutschke an, bevor die Gruppe vom Schluchsee aus in den Wald zieht. Die Kursteilnehmer sollen den Zustand ihrer Füße überprüfen. Der Schuh sei wie ein Fausthandschuh, dabei seien die Füße die Basis. Barfuß über Wiesen und Waldboden gehend, sammeln die „Gesundheitsapostel“ Erfahrungen, wie es sich anfühlt, mit der Erde verhaftet zu sein. Immer wieder bleibt Dutschke stehen, um Ratschläge zu geben. Der Barfüßler und Gästeführer zitiert das Gedicht der Schweizerin Hedwig Diestel: 

Erde, ich spüre dich,
leise berühr' ich dich,
dulde den Menschenfuß,
fühl' meinen Liebesgruß.
Trägst mich mit jedem Schritt,
nimmst meine Last noch mit,
schenkst mir die Heimat hier,
Erde, ich danke dir. 

Hochschwarzwald 

 

 Informationen:

 

Tourismus Marketing GmbH Baden-Württemberg, Esslinger Str. 8, 70182 Stuttgart, Tel. 0711/2 38 58 0,  Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein! Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein! www.tourismus-bw.de 

 

Schwarzwald Tourismus GmbH, Heinrich-von-Stephan-Str. 8B, 79100 Freiburg, Tel. 0761/8 96 46 0, Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein! Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein! www.schwarzwa ld-tourismus.info 

 

Hochschwarzwald Tourismus, Freiburger Str. 1, 79856 Hinterzarten, Tel. 07652/12 06 0,  Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein! Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein! www.hochschwarzwald.de 

 

Heilbäderverband Baden-Württemberg, Esslinger Str. 8, 70182 Stuttgart, Tel. 0711/2 18 45 76,  Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein! f Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein! Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein! www.heilbaeder-bw.de 

 

Anreise: Mit dem Auto: A5 KarlsruheBasel, Ausfahrt Freiburg Mitte auf die B31; A81 SingenStuttgart, Ausfahrt Geisingen auf die B31. Mit dem Zug: Bis nach Freiburg, von dort mit dem Bus nach Schluchsee.

 

Aktivitäten: „Kräuterwieble“, Krummholzenhof, Schweighöfe, 79274 St. Märgen, Tel. 07669/760, www.kraeuterwieble.de. Manfred Knobel https://cowfunding-freiburg.de. Markus Dutschke, Tel. 07671/8000, ummegumpe.de

 

Restaurants: Gasthof-Hotel Hirschen, Schluchseestraße 9, 79859 Schluchsee, Tel. 07656/98940, www.hirschen-fischbach.de. Gasthaus zum Hirschen, Johann-Anton-Morath-Weg 1, 79865 Grafenhausen, Tel. 07747/225, www.hirschen-staufen.com 

 

Unterkunft: Wellnesshotel Auerhahn, Vorderaha 4, 79859 Schluchsee, Tel. 07656/9745-0, www.auerhahn.net. Hotel Gut Lilienfein, Oberwieden 16, 79695 Wieden, Tel. 07673/8869380, www.gut-lilienfein.de 

 

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