Indien

Indien

Taj Mahal, eine ewige Träne

Auf den Spuren einer unendlichen Liebesgeschichte

 

Indien

Das Taj Mahal ist bis heute die am meisten besuchte Touristenattraktion Indiens. Unter den zahlreichen Besuchern herrscht eine friedliche, alle Glaubensrichtungen respektierende und weltoffene Haltung, die sich wohltuend vom religiösen Fanatismus unserer Tage abhebt. 

Von Uwe Junker

Prinz Khurram, der später als der fünfte Mogulkaiser Shah Jahan in die Geschichte Indiens eingehen wird, ist sechzehn Jahre alt, als er sich in Mumtaz Mahal verliebt. Die verkauft ihm Mishri, grobe Zuckerkristalle, im Meena Bazar, einem freitäglichen Markt adliger Frauen. Sie verlangt einen astronomischen Preis, den der Prinz ohne mit der Wimper zu zucken in Goldstücken bezahlt. Denn er hält das glitzernde Etwas in seinen Händen fälschlicherweise für einen Diamanten. Mumtaz beginnt zu lachen, ihr Schleier verrutscht, Khurram erblickt ihr hübsches Gesicht, verliebt sich auf der Stelle unsterblich in sie und verspricht, sie zu heiraten.

 Die Hochzeit findet 1612 statt, Mumtaz, Tochter des Asaf Khan und noch auf den Namen Arjumano Bano Begum hörend, ist neunzehn, Prinz Khurram, Sohn des Kaisers Jahangir, zwanzig Jahre alt. Er besteigt 1627 als fünfter Mogul Sha Jahan den kaiserlichen Thron. Mumtaz Mahal wird seine Lieblingsfrau und wichtigste Ratgeberin auch in politischen Fragen, begleitet ihn auf allen seinen Feldzügen.  Im Juni 1631 lag Sha Jahan mit seinem Heer in Burhanpur, die hochschwangere Mumtaz wieder an seiner Seite. In den frühen Morgenstunden des siebzehnten Junis kommt es unter der Geburt ihrer dritten Tochter IndienGauhara Begum zu einer schweren Blutung, an der Mumtaz letztlich verstirbt. Auf ihrem Totenlager nimmt sie Shah Jahan das Versprechen ab, er möge von keiner seiner anderen Frauen mehr Kinder haben und ihr eine Grabstätte bauen, die von so unvergleichlicher Schönheit sei, dass sie kommende Generationen stets an ihre Liebesgeschichte erinnern würde. Shah Jahan wischt der sterbenden Geliebten eine letzte Träne von der Wange und den erteilt besten Architekten seines Landes schon bald den Auftrag ein Mausoleum zu bauen, dass so aussieht, als ob „Eine ewige Träne vom Himmel herab entlang der Wange der Zeit fallend sei“.

Indien

Mumtaz` Wunsch ging in Erfüllung: Zwanzigtausend Arbeiter und Kunsthandwerker schufen ein Grabmal, das alle vorherigen Grabstätten an Vollkommenheit übertreffen sollte. Das Taj Mahal ist bis heute die am meisten besuchte Touristenattraktion Indiens. Das atemberau--end schöne Mausoleum aus weißem Marmor erhebt sich 74 Meter hoch auf einer Steinplattform, bekrönt von einer Zwiebelkuppel, auf einem hohen Tambour, eingerahmt von vier nach außen geneigten Minaretten ähnlichen Türmen. Blendnischen und Zierpavillons Indienverleihen dem Bauwerk einen Eindruck schwebender Leichtigkeit. Das Mausoleum steht inmitten eines ummauerten Gartens mit Fontänen und vier Wasserkanälen. Der Garten soll das Paradies, den Wohnsitz der Engel darstellen. Da die islamische Religion im Wüstenstaat Saudi-Arabien entstand, gelten Wasser und Gärten als himmlische Elemente. Im halbdunklen Zentrum der Anlage stehen die Kenotaphe von Mumtaz Mahal und Sha Jahan, verschwenderisch geschmückt mit Halbedelsteinen, umgeben von einem prachtvollen Marmorgitter. In der Grabkammer darunter ruhen die sterblichen Überreste des Paares. Im Gegensatz zum multinationalen Geplapper draußen in den Gärten hört man hier drinnen nur andächtiges Gemurmel der im Gänsemarsch ein- und ausgehenden Besucher.

Indien

Als wir Taj Mahal am Abend mit dem Sonnenuntergang verlassen bittet eine hinduistische Großfamilie uns, sich in ihrer Mitte fotografieren zu lassen. „Thanks, also  for Your visit to our Taj“ geben uns die jungen und alten Familienmitglieder begleitet von ausgiebigem Händeschütteln mit auf den Weg. Einige Stunden früher haben sich bereits zwei indische Moslems mit uns ablichten lassen. Diese friedliche religiöse Weltoffenheit in den Gärten des Taj Mahal hätte  Sha Jahan gefallen. Denn wie sein Vater und Großvater gewährte er Vertretern aller Religionen Zugang in seine Palasträume, Jesuiten waren als Lehrer für die Kinder tätig. Sein Lieblingssohn und designierter Kronprinz Dara Shikhon war ebenfalls liberal und tolerant, schrieb das Buch „Die Vereinigung der Ozeane, in dem er alle Glaubensrichtungen als verschiedene Flüsse desselben Ozeans interpretierte - sehr zum Leidwesen der orthodoxen Muslime bei Hofe.  Sein machtgeiler Bruder Aurangzeb  -  in Persien streng muslimisch erzogen – nutzte diesen Konflikt: Er lässt seinen Bruder zu einem Ungläubigen erklären, bringt ihn schließlich um und lässt dessen Kopf seinem Vater als Geschenk überreichen. Er reißt die Macht an sich, lässt Sha Jahan im Palast des Forts von Agra einsperren.

IndienAber selbst der grausame Aurangzeb hat Respekt vor einer der größten Liebesgeschichten aller Zeiten: Sha Jahan darf seine letzten Lebensjahre im Palasttrakt Mussam Burj verbringen, von wo er über den Fluss Yamuna hinweg das Taj Mahal stets im Blick hat. IndienAcht Jahre nach Beginn seiner Gefangenschaft stirbt Sha Jahan: Man findet ihn eines Morgens sitzend, den bereits erstarrten Blick auf die letzte Ruhestätte seiner Mumtaz gerichtet. Dorthin führt nun auch sein letzter Weg. Er wird gebadet, verhüllt, in ein Boot gelegt und von nur wenigen Getreuen zu seinem Grab neben Mumtaz begleitet.

Indien      

Weitere Informationen:                                     

Der Besuch des Taj Mahal ist neben anderen Kultur- und Naturschätzen Indiens wesentlicher Bestandteil diverser Indien Reisen des Veranstalters Gebeco, z. b. der Gruppenreise „Das goldene Dreieck mit  Komfort“ oder der Privattour „Das Goldene Dreieck ganz privat. Detaillierte Informationen unter www.gebeco.de oder telefonisch unter 0431 5446-732.