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Guatemala

Guatemala - Juwel aus Zeiten der Conquistadoren

 

Guatemala

 Es liegt etwas Geheimnisvolles in der feuchtwarmen Luft im Tiefland von Tikal, der versunkenen Ruinenstadt im dichten Urwald des Petén.

Spürt man doch nirgendwo den Geist dieser überwältigenden Ruinenstadt so stark wie hier oben auf der Plattform der Gottesdiener. Ehrfurcht und Erhabenheit überfallen mich beim Blick über das unter mir liegende Tropendach mit seinen hohen Urwaldriesen. 


Guatemala, Maya-Stadt Tikal Einige Pyramidentempel habe ich gestern bereits im archäologischen Ort Yaxhá unweit von Tikal erklommen, aber der Tempel 5 fordert alles von mir. So bin ich gerade mit letzter Kraft die steilen Holzstufen hinaufgestiegen, habe mich mit beiden Händen dabei krampfhaft am Holzgitter festgehalten, um nicht im freien Fall tief unten zu landen. Dabei ist die Holztreppe – einer riesig ausgefahrenen Feuerwehrleiter gleich – für Unerschrockene an dieser Steinpyramide befestigt.

Eine lange Wartezeit später, der Atem hat sich derweil beruhigt, geraten die Gedanken ins Trudeln. Hat der Körper die gut 9000 Flugkilometer von Europa aus ins mittelamerikanische Land Guatemala gut überstanden. Auch läuft der Film ab vom Kontrast zwischen GuatemalaWellblechhütten in den Barrancas und den Glaspalästen im Zentrum von Guatemala City, die unsere kleine Gruppe vom klimatisierten Reisebus aus gesehen hat. Und vielleicht hätte man doch etwas mehr sehen sollen als den Nationalpalast der Kultur, in dessen Innenhof am 29. Dezember 1996 der Friedensvertrag nach 36 verheerenden Kriegsjahren zwischen Militär und Guerillas geschlossen wurde sowie die Reliefkarte Guatemalas. Sind dort im Parque Minerva auf 1800 Quadratmetern sehr anschaulich aus Beton und Gips die vielen Gebirge, Vulkane, Seen, Flüsse und Orte zu bestaunen, von denen man einiges auf dieser Reise zu sehen bekommt. Und so bleibt für die Hauptstadt nur wenig Zeit, ist sie doch nur flüchtige Umsteigestation und Vorfreude auf den Indio-Mythos und das Maya-Geheimnis mit seiner wundervollen Landschaft.

Guatemala, Pyramidenblick in DschungelUnd wie ich so vor mich hin döse, reißt mich lautstarkes Dschungelleben zwischen dichtbelaubten Ästen tief unter mir aus meinen Träumen. Da hallen hoch hinauf zu mir lang Guatemala, Pyramidegezogene Pfiffe, metallisches Schnarren, heiseres Krächzen und lautstarkes, angsteinflößendes Röhren. Und dann sehe ich von hier oben für einen kurzen Augenblick einen großen, ausgewachsenen Brüllaffen und eine große Horde Nasenbären, die sich unbeobachtet fühlen und ihren schützenden Baumbereich mit den alles überwuchernden Schlingpflanzen verlässt, um sich ihre Mahlzeit auf freiem Feld zu suchen.

Während ich die endlosen Stufen hinabsteige von diesem mystischen Sakralbau, kreisen meine Gedanken um diese untergegangene Zivilisation, die im 3. und 4. Jahrhundert auf 130 Quadratkilometer annähernd 60.000 Menschen beherbergte. Deren Rituale recht blutig gewesen sein sollen und bis heute noch Rätsel aufgeben.

Hochgestimmte Erwartungen dann einige Zeit und Autostunden später auf dem Rio Dulce. Da schippert unsere Reisegruppe lautlos durch Mangrovenwälder des Biotops Chcón Machacas und lauscht den fremdartigen Urwaldstimmen, nimmt einige Flusskilometer weiter ein Bad im heißen Schwefelwasser und kühlt den Körper im kalten Flusswasser. Während der nasse Körper vom Fahrtwind des dahingleitenden Bootes getrocknet Guatemalawird, ziehen am Flussufer die prachtvollen Villen einer kleinen Oberschicht an uns vorbei, die säuberlich getrennt sind von massenhafter Armut der Q’eqchi-Indianer.

Eine von ihnen ist Juana, die mit ihren beiden Kindern ins Urwaldkrankenhaus La Coperativa Ak Tenamit am Ufer des Rio Dulce gekommen ist. Hier haben wir unsere Fahrt unterbrochen, Guatemala, La Coperativa Ak Tenamit am Ufer des Rio Dulce.weil uns vor der Klinik unter Palmen die kleine schwimmende Dentalklinik aufgefallen ist. Im Gegensatz zu der bekannten Fernsehserie gibt es hier keinen Oberarzt im schneeweißen Kittel mit einem Stab von Spezialisten, sondern ein Pfleger und Hilfspfleger betreuen 16.000 Indianer aus 125 Dörfern unter vorsintflutlichen Bedingungen.

Im tief eingeschnittenen Flussbett geht es weiter und die artenreiche Vegetation verändert die Gedankenwelt. An der Flussmündung des Rio Dulce erreichen wir die karibische See und Guatemala, Livingtonlassen uns in Livington von den kleinen bunten karibischen Holzhäusern und dem Reggae-Rhythmus der schwarzen Garifuna-Bevölkerung zum Bummel einladen.

Weiter zieht es uns wie alle Guatemala-Touristen in die ehemalige Haupt- und Königsstadt Antigua, einem Juwel aus Conquistadoren-Zeiten im Hochland der Kordilleren. Sie wurde nach dem schweren Erdbeben von 1773 aufgegeben und lag seitdem bis vor einigen Jahrzehnten im tiefen Dornröschenschlaf. Heute ist sie ein lebendiges Kolonialmuseum und geadelt mit dem La Antigua GuatemalaTitel des Weltkulturerbes. Da nehmen wir uns viel Zeit für ausgedehnte Spaziergänge durch die wiedererwachte Schönheit mit ihren ockerfarbenen Häusern mit roten Ziegeldächern und verträumten Patios und farbenprächtigen Bougainvillen neben Ruinenmauern, die von einer lautlosen Vegetation verschlungen werden. Da haben Baumwurzeln Torbögen gesprengt, Lianen Säulen umschlungen und tiefgrüne Moose Altäre überzogen.

Weiter im Hochland auf über 2000 Meter Höhe liegt das kleine Quiché-Städtchen Chichicastenango, dessen farbenprächtiger Donnerstags- und Sonntagsmarkt ein Magnetpunkt ist. Auch ich streife durch enge Marktgassen und lasse mich zur Plaza schieben mit seiner weithin bekannten Kirche Santo Tomás, die 1540 von Dominikanern auf einem alten Guatemala, ChichicastenangoMayatempel erbaut wurde. Auf den 18 klobigen, abgewetzten Stufen zum Eingang des Gotteshauses herrscht ein unglaubliches Durcheinander. Da steigt dicker schwarzer Rauch auf von kleinen Kopalharzfeuern, die den Göttern geopfert werden und überall daneben liegen Berge frischer Blumen, die als Opfergaben verbrannt oder in der Kirche verstreut werden. Oben ist der Eingang des Kirchenschiffes schwarz vom Ruß der weihrauchschwenkenden Indigenias. Im verqualmten Inneren der Kirche kauern Indios verloren vor niedrigen Holzkästchen mit flackernden Kerzen und sprechen mit ihren Ahnen.

Guatemala, Lago de Atitlán Nur eine Autostunde entfernt liegt tief eingebettet zwischen malerischen Vulkankegeln der Atitlán-See, der unsere Reise abrundet. Als schönster See der Erde wird er von vielen beschrieben. Und so wurde er zum Mekka vieler amerikanischer und deutscher Aussteiger. Einer von ihnen heißt Hans Jürgen Katt und kommt aus Hagen. Nach weit über 30 Jahren betreibt er heute drei gastronomische Betriebe und ist inzwischen Deutscher Honorarkonsul, der in Not geratene Touristen betreut. Mit ihm sitzen wir an einem der letzten Abende zusammen, trinken unser liebgewonnenes Gallo-Bier und reden nicht nur über die schönen Seiten dieses Paradieses. So hat er sich bereits vor 30 Jahren ernsthafte Gedanken über das Müllproblem der kleinen Dörfer um den See herum gemacht. Hat große Reinigungsaktionen mit Einheimischen gestartet und es in seiner Heimatstadt Hagen mit alten Freunden fertig gebracht, mit deren Spendengeldern einen ausrangierten Müllwagen zu kaufen und ihn ins vielgepriesene Mekka zu holen. Inzwischen hat sich die Idee verselbstständigt und Dank einer Würzburger Stiftung fahren heute 7 Müllwagen 80 Tonnen Abfall aus den Dörfern auf Deponien, die früher im See gelandet sind.

Beim Abschied hält unser kleiner Bus an einem spektakulären Aussichtspunkt hoch über dem Atitlán-See mit seinen majestätischen Vulkanen und dem undurchdringlich scheinenden Urwald. Hätten wir da bloß nicht auf den Urwaldpisten die Kolonnen von schweren Lastwagen mit dicken Tropenhölzern gesehen!


Gerd Krauskopf

 



Informationen:

 

Botschaft der Republik Guatemala,

Joachim Karnatz Allee 47,

10557 Berlin.

Tel: 030 206 436 3,

Fax: 030- 206 436 59

 

 

Touristische Auskünfte im Internet: www.visitguatemala.com

 

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