Südafrika

Wein, Jazz und Natur pur - 

Südafrikanische Impressionen

Südafrika, Proteas 

Ein Wohnzimmer im Township Guguletu vor den Toren Kapstadts. Neugierige Kinderaugen- und -ohren an der offenen Haustür.

Blacky entlockt seiner Trompete weiterhin sanfte Töne von afrikanischem Jazz, begleitet von seinem Schwager an der Gitarre -  inzwischen aber im Unterhemd. Denn nach zwei Stunden Südafrika, Blacky in AktionHauskonzert ist ihm warm geworden. Dann „Wonderful World“ von Louis Armstrong als ultimativ letzte Zugabe. „Der ist für mich einer der größten Jazzmusiker aller Zeiten“ bemerkt Blacky ehrfurchtsvoll, als er den Song anmoderiert. Doch auch Blacky, der mit vollem Künstlernamen Blacky Tempi heißt, war und ist zweifellos ein Könner seines Fachs. Schon zu Zeiten des Apartheidregimes in Südafrika durfte er mit seiner Band „TA BLAQUES“ auf Konzertreisen gehen, wurde auch international berühmt und konnte sich eine Existenz im vergleichsweise vornehmen Township Guguletu aufbauen. Hier stehen Häuser aus Stein im Bungalowstil, die nichts mit jenen Wellblechbehausungen der Ärmsten gemein haben, die den Weg vom Flughafen in das Zentrum von Kapstadt kilometerlang säumen.

Blacky hat an diesem Abend sieben Zuhörer, vier Schweizer, drei Deutsche. Die haben eine Jazzsafari gebucht, deren erste Station Blacky und seine Familie sind. Neben dem Gitarre spielenden Schwager spielen seine Frau Sheila und deren Schwester noch eine tragende Rolle. Denn während der ersten Konzerthälfte haben die Beiden das Abendessen vorbereitet und ein kleines Buffet aufgebaut. Als Hauptgang steht „Chicken a´ la Sheila“ mit Wirsing-Spinat-Gemüse und Kürbispurree auf dem Programm. Das gemeinsame Essen ist locker und bereitet den Boden für einen offenen interkulturellen Austausch, natürlich über Musik, aber auch über die aktuellen Lebensbedingungen in Südafrika. Als Blacky realisiert, dass drei seiner Gäste Ärzte sind – eine Frauenärztin, ein Anästhesist, ein Zahnarzt – folgt eine Bitte, die er völlig ernst meint: Ob sie nicht mal für eine Weile in Guguletu arbeiten könnten, ein ordentliches Krankenhaus und Praxisräume wären vorhanden, aber die einheimischen Ärzte würden wegen der schlechten Bezahlung ihr Heimatland meist schon kurz nach Ende ihrer Ausbildung verlassen. Er würde alle erforderlichen Kontakte herstellen und auch für ihre Sicherheit bürgen.

Südafrika, JazzclubDer Abend klingt um Mitternacht in einem Jazzclub im Township Longo aus. Gute Live-Musik auch dort, auch frisch gezapftes heimisches Bier. Doch die Hausmusik bei Blacky und seiner Familie hinterlassen an diesem Abend bei allen die intensiveren Eindrücke.

Südafrika, Thomas WoodwineSzenenwechsel in eine ganz andere Welt:

Frank Woodwine marschiert an diesem nebligen Morgen forsch an der Spitze der kleinen Reisegruppe. Trotz seiner 83 Jahre erfreut sich der Forstmeister des Weinguts „Bouchard Finlayson“ bester Kondition zum Schrecken mancher der ihm nachfolgenden Touristen. Die treibt er durch Weinfelder und über angrenzende Hügel des renommierten Gutes. Zum Glück legt er an von ihm selbst durch Pfähle mit Nummern markierten Spots Pausen ein, in denen er viel zu erzählen hat: Vom hier produzierten berühmten „Pinot Noir“ zum Beispiel, dessen Reben durch eine Bergquelle bewässert würden, die er selbst vor Jahren auf dem „Galpin Peak“ entdeckt habe.  Auch die Sorte „Hannibal“ genieße international bei Weinkennern großesSüdafrika, Weingut „Bouchard Finlayson“ Ansehen, ein Rotwein, der auf eine Mischung von Sangiovese-, Pinot-, Shiraz- und Nebbiolo-Trauben zurückgeht. „Meine wichtigste Aufgabe auf Bouchard Finlayson ist es, das Eindringen hier nicht endemischer Pflanzen wie zum Beispiel des australischen Eukalytusbaumes   zu verhindern“, erklärt er bei einem späteren Stopp. Damit sind gerade zwei Gastarbeiter aus Malawi beschäftigt, die mit Spaten und Machete versuchen, einiger wild angesiedelter Schlingpflanzen Herr zu werden.  Südafrika, Gastarbeiter aus Maliwi„ Die Beiden können Sie ruhig fotografieren und mir später die Fotos mailen“, ermuntert Woodwine seine Besucher. „Denn die sind sehr stolz, hier in Südafrika einen Job gefunden zu haben, bei dem sie immerhin zwölf Euro am Tag verdienen. In ihrer Heimat kämen sie auf maximal 100 Euro im Monat“.

Inzwischen hat sich der Nebel nach einer regnerischen Nacht gelichtet und die Sonne taucht  Menschen und Landschaft der maritimen Weinregion in der Walker Bay bei Hermanus  in ein noch weiches Licht. Später, als der Manager des Gutes und mehrfach ausgezeichneteSüdafrika, Weinkeller Weinproduzent Peter Finlayson seine Gäste zu einem Lunch mit Verkostung der wirklich exzellenten Tropfen einlädt, erzählt Woodwine dann auch noch seine eigene Geschichte: Aus England ins ehemalige Rhodesien ausgewandert, habe er dort wunderbare Jahre als Ranger in der einzigartigen Natur erleben dürfen. Doch kurz nachdem das politische Geschick im jetzigen Simbabwe in die Hände des Diktators Mugabe gefallen sei, hätten er und seine Frau mit zwei Kindern und wenigen Koffern das Land fluchtartig verlassen müssen – wie Hunderte anderer weißer Siedler auch. „Haus, Farm und berufliche Existenz zurücklassen zu müssen, war ein schreckliches Erlebnis. Doch der Neubeginn glückte. Nun arbeite ich noch drei Tage auf Bouchard Finlayson, der Rest meiner Zeit gehört der Familie. Sorgen mache ich mir nur um einen meiner Enkel, der ein begeisterter Surfer ist, seinem Sport aber ausgerechnet in den Hai-reichen Gewässern vor Hermanus nachgehen muss“, resumiert er.

Surfbegeistert ist auch der 29jährige Holländer und Wahl-Südafrikaner Jeremy. Der verdient seinen Lebensunterhalt aber als Bergführer, heute steht die Besteigung des Tafelbergs, Kapstadts Hausberg, auf dem Programm. Nach zunächst sanftem Anstieg mit famosen Südafrika, Lions HeadAusblicken auf den schroffen Lions Head und das noble Küstenörtchen Camps Bay führt die Südafrika, Guide Jeremy Route tiefer in den Table Mountains Nationalpark hinein, zur linken immer die Felswände der Twelve Apostels. Plötzlich wird´s steil und schweißtreibend: Der Kastelspoort-Pfad steigt zum Südafrika, Dr. Uwe Junker und Bruder Dr. Stefan JunkerBreakfast-Plateau an, wo sich die Gruppe dann auch wirklich ein zweites Frühstück in Form der von Jeremy mitgeschleppten Sandwichs und Getränke gönnt und verdient hat. Ein leichter, erfrischender Wind weht hier, die Blicke schweifen erneut über imposante Küstenpanoramen und bleiben weiter oben an leuchtenden gelben oder rot-violetten Farbklecksen hängen. „Proteas“, erklärt Jeremy, „die südafrikanische Nationalblume, die jetzt im Herbst in voller Blüte steht und uns auf dem Weg nach oben immer wieder begegnen wird“.

Auf dem Gipfel angekommen erkennt man, dass der Tafelberg einen solchen im engeren Bergsteiger-Sinne gar nicht hat, dafür aber mit einem weitläufigen Plateau aufwartet, auf dem sich mühelos noch eine ganze Weile herumspazieren lässt. Dabei werden aus der Vogelperspektive Orte wiederentdeckt, die man in den Tagen zuvor besuchte: Das  WM- Stadion in Green Point zum Beispiel in dem die deutsche Nationalmannschaft 2010 mit ihren glanzvollen Siegen gegen England und Argentinien ruhmreiche Fußballgeschichte schrieb oder die quirlige Waterfront mit ihren Boutiquen, Restaurants und dem Noble Square der südafrikanischen Nobelpreisträger. Einer von ihnen, Nelson Mandela, der spätere erste schwarze Präsident Südafrikas, war über zwanzig Jahre auf Südafrika,  Lions Head, Robben Islandder Gefängnisinsel Robben Island inhaftiert. Auch dieses baumlose, öde anmutende Eiland ist von hier oben gut auszumachen – wie hineingeschleudert in die kalten Fluten des Atlantiks. Dem dort Inhaftierten mag in seiner Einsamkeit der ständige sehnsuchtsvolle Blick auf die für ihn unerreichbare grandiose Kulisse der Stadt mit dem direkt angrenzenden Bergpanorama wie eine zusätzliche Strafe vorgekommen sein. 

Die Stille tönt, ja schmerzt fast nach allem multikulturellen urbanen Getriebe Kapstadts. Doch schon nach wenigen Augenblicken will man aus Bushmans Kloof Wilderness Reserve gar nicht Südafrika, mehr weg. Springböcke stehen am Wasser, trinken und spiegeln sich darin im sanften Abendlicht, aus geringer Entfernung schaut eine Gruppe Bergzebras neugierig herüber, auf der Südafrika, Eland-Antilopen anderen Seite des Sees zieht gemächlich eine Herde der großen Eland-Antilopen vorbei. Die Ruhe dieser Szenerie überträgt sich rasch auf den Betrachter, lässt ihn herunterkommen und innehalten. Die Pirschfahrt endet in einem einsam gelegenen ehemaligen Farmhaus, „Kadoro“ genannt. Was so viel bedeutet wie „Erfüllung aller Wünsche“. Ein hochgestecktes Ziel, wird doch jeder der an diesem Abend um das Lagerfeuer Versammelten manche unerfüllte Hoffnungen noch mit in den nächsten Tag nehmen. Doch einem perfekten „Out of Africa Feeling“ kommt die Atmosphäre schon ziemliche nahe: Leise Gespräche oder nur stilles Genießen der Südafrikaangebotenen Drinks unter einem perfekten Sternenhimmel mit den Stimmen der Wildnis als Hintergrundmusik. Der Abend endet mit einem üppigen Menü afrikanischer Prägung – nein. Denn der ultimativ letzte Eindruck dieses Tages ist nochmals einer von kontemplativer Innigkeit: Ein Bergzebra säugt sein Junges am Wegesrand. 

Auch die nächsten Tage sind von Harmonie mit der hiesigen Natur geprägt: Früher Aufbruch zu Südafrikaden Orten, an denen ca. 2000 Jahre alte, gut erhaltene Zeichnungen der einst hier lebenden Buschmänner gefunden wurden, später Wanderungen auf gut markierten Trails durch die Ausläufer der Cedarberge, deren rötliche Färbung ein wenig an das australische Outback Südafrika, Felszeichnungenerinnert. Doch da gibt es keine Antilopen, Bergzebras oder auch Paviane, die einem hier mit hoher Wahrscheinlichkeit begegnen.

Der Tag klingt dann vielleicht aus am Pool mit Blick auf den Fluss, in dessen Schilfzone gerade zwei Reiher herumstaksen und die dahinter liegenden Bergzüge, deren Rot im schwächer werdenden Licht immer intensiver wird. Oder bei Joanne, die im Wellness und Spa-Bereich wundersame Behandlungen für den stressgeplagten Workaholic unserer Tage bereithält, immunstimulierende Massagen zum Beispiel oder eine vorbeugende Anti-Jetlag-Therapie. Letztere tut sehr gut, erinnert aber daran, dass man hier bald wieder weg muss – aber immerhin in der Gewissheit, gegenüber kommenden Fährnissen des Alltags gestärkt und in sich ruhend gewappnet zu sein.

Dr. Uwe und Dr. Stefan Junker

 

Infos:

Anreise:

South African Airways fliegt täglich von Frankfurt/Main  via Johannesburg nach Kapstadt, Condor von Mitte Oktober bis Ende April  zweimal wöchentlich von dort direkt nach Kapstadt

Übernachtung:

12 A – The Twelve Apostels Hotel and Spa

PO Box 32117, Camps Bay 8040, Cape Town, South Africa

Telefon: + 27 (0) 214379255

Telefax: + 27 (0) 214379055

E-Mail:  Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!

Website: www.12apostels.com

Komfortables traditonsreiches Hotel, das zur Gruppe der „Leading Small Hotels of the World“  gehört. Einzellage mit Meerblick direkt im Table Mountain Nationalpark, Wanderwege starten direkt hinter dem Hotel. Kapstadt-City  ist 11 km entfernt, dorthin wird ein kostenfreier Shuttle angeboten.  Die Panoramastraße „Chapman´s Peak Drive“ und im weiteren Verlauf das Kap der guten Hoffnung sind von hier aus gut zu erreichen. Exzellente Küche, sehr individueller Service, zwei Pools, einer mit Meerblick, der andere in Felsen eingelassen, umfangreiches Spa- und Wellnessangebot.

Bushmans Kloof Wilderness Reserve & Wellness Retreat

Cederberg Mountains, Western Cape, South Africa

Telefon: + 27 (0) 214811860

Telefax: + 27 (0) 214811870

E-Mail:  Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!

Website: www.bushmanskloof.co.za

Stilvolle, ruhige Lodge in spektakulärer Natur der Cederberge gelegen. Sehr gute Küche und individueller Service, Pirschfahrten zu den Felsmalereien der Buschmänner und zur Tierbeobachtung und alle Mahlzeiten inclusive. Mehrere kleine Pools in der Anlage, Honeymoon-Suiten mit eigenem Pool. Markierte Trekking-Trails, abwechslungsreiches Spa- und Wellnessangebot. 

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